Empfehlungen des American College of Physicians

Antibiosen bei häufigen Infektionen verkürzen

Stuttgart - 15.04.2021, 07:00 Uhr

Kürzere Antibiosen genügen oft schon bei häufigen Infektionen, wie akute Bronhitis, Zystitis oder Haut- und Weichteilinfektionen. (Foto: auryndrikson / stock.adobe.com)

Kürzere Antibiosen genügen oft schon bei häufigen Infektionen, wie akute Bronhitis, Zystitis oder Haut- und Weichteilinfektionen. (Foto: auryndrikson / stock.adobe.com)


5 Tage Antibiose bei akuter unkomplizierter Bronchitis und COPD-Exazerbationen

Eine akute unkomplizierte Bronchitis, definiert als akute Atemwegsinfektion mit einem unauffälligen Röntgenbild des Brustkorbs, ist typischerweise viral verursacht und selbstlimitierend. In einer früheren Empfehlung sprach sich das ACP bereits dafür aus, Patienten mit akuter Bronchitis gar nicht antibiotisch zu behandeln. Ausnahme war der Verdacht auf eine Lungenentzündung. 

Liegt eine COPD als Grunderkrankung vor und der Patient zeigt klinische Anzeichen einer bakteriellen Infektion, rät die Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) die Exazerbation über fünf bis sieben Tage antibiotisch zu behandeln. Die Wahl des Antibiotikums sollte sich an häufigen Erregern, wie Haemophilus influenzae, Streptococcus pneumoniae und Moraxella catarrhalis orientieren und kann ein Aminopenicillin mit Clavulansäure, ein Makrolid oder ein Tetrazyklin beinhalten.

Die Wissenschaftler:innen raten hier zu kürzeren Antibiosen und bei akuten unkomplizierten Bronchitiden oder Exazerbationen einer COPD Antibiotika nicht länger als fünf Tage einzunehmen. So hätte eine Meta-Analyse aus 21 RCTs keinen klinischen Unterschied zwischen einer durchschnittlich 4,9-tägigen Antibiose im Vergleich zu längeren Behandlungen über 8,3 Tage gezeigt. Eine weitere Aufschlüsselung nach Wirkstoffklassen zeigte keinen Unterschied bei Kurzzeitbehandlungen. 

Ärzt:innen sollten vor Verordnung einer Antibiose unbedingt prüfen, ob klinische Anzeichen einer bakteriellen Infektion vorliegen – wie purulentes Sputum, erhöhtes Sputumvolumen sowie erhöhte Dyspnoe.

Ambulant erworbene Lungenentzündung: 5 Tage Antibiose, dann Verlängerung prüfen

Liegt eine ambulant erworbene Pneumonie (CAP) – definiert als Lungenentzündung mit Fieber, produktivem Husten und eitrigem Sputum, Dyspnoe und pleuritischen Brustschmerzen bei nicht immungeschwächten Patienten – vor, raten die Wissenschaftler:innen zu einer mindestens fünftägigen Antibiose. Die Wirkstoffe sollten die gängigen Erreger abdecken – Streptococcus pneumoniae, Haemophilus influenzae, Mycoplasma pneumoniae und Staphylococcus aureus sowie atypische Erreger wie Legionella-Spezies. Infrage kommen bei ansonsten gesunden Erwachsenen Amoxicillin, Doxycyclin, ein Makrolid oder ein β-Lactam-Antibiotikum in Kombination mit einem Makrolid oder ein Fluorchinolon bei Patienten mit Vorerkrankungen. Nach fünf Tagen sollte das Ansprechen der Antibiotikabehandlung evaluiert werden und eine Verlängerung in Betracht gezogen, je nach klinischer Stabilität, den Vitalzeichen, des mentalen Status des Patienten und seiner Fähigkeit zu essen.

Die hierzulande geltende S3-Leitlinie „Behandlung von erwachsenen Patienten mit ambulant erworbene Pneumonie und Prävention“ rät bei unkomplizierter Lungenentzündung (Patienten ohne Vorerkrankung) zu Amoxicillin als Mittel der Wahl, bei Penicillinallergie oder -unverträglichkeit zu Moxifloxacin oder Levofloxacin. Die Makrolide Clarithromycin und Azithromycin sowie Doxycyclin seien Alternativen, allerdings gilt es hier eine circa 10-prozentige Resistenz gegenüber Pneumokokken zu beachten. 

Bei leichter Lungenentzündung und bestehenden Komorbiditäten ist die Therapie der Wahl Amoxicillin plus Betalactamaseinhibitor. Bei leichter bis mittelschwerer Pneumonie empfehlen die Leitlinienautoren eine Therapiedauer von 5 bis 7 Tagen. Kürzere Therapien seien bei rascher klinischer Stabilisierung möglich. Die Leitlinie wird derzeit überarbeitet, sie war gültig bis Ende 2020.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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