Superfoods-Beratungswissen – Teil 15

Flohsamenschalen – das schleimige Quellphänomen

Münchingen - 09.04.2021, 09:15 Uhr

Richtig angewendet sind Flohsamenschalen gut verträglich und tragen zu einer gesunden Darmflora bei. (Foto: ghazii / stock.adobe.com)

Richtig angewendet sind Flohsamenschalen gut verträglich und tragen zu einer gesunden Darmflora bei. (Foto: ghazii / stock.adobe.com)


Kontraindikationen und unerwünschte Wirkungen

Wer aufgrund einer Nierenerkrankung nur beschränkt Flüssigkeit zu sich nehmen darf, sollte auf Flohsamen verzichten. Auch Menschen, die bereits einen Darmverschluss hatten, unter akuten Entzündungen im Gastrointestinaltrakt oder einer Verengung der Speiseröhre leiden, sollten Flohsamen meiden.

Die Quellwirkung kann bei empfindlichen Menschen zu Völlegefühl, Bauchschmerzen oder Blähungen führen, vor allem in Verbindung mit Zucker. Häufig gewöhnt sich der Darm nach einigen Tagen an die vermehrte Ballaststoffzufuhr. Andere Arzneimittel am besten eine Stunde vorher einnehmen, denn die starke Quellwirkung von Flohsamenschalen kann die Resorption von Arzneistoffen aus dem Darm verzögern bzw. behindern.

In der Regel sind Flohsamenschalen, richtig angewendet, gut verträglich und für eine langfristige Einnahme geeignet. Sie erzeugen keinen Gewöhnungseffekt.

Flohsamen – ein Power-Lebensmittel?

Marketing- und Werbeartikel mit ihren vollmundigen Aussagen sind immer kritisch zu hinterfragen. Flohsamen und Flohsamenschalen haben, wie beschrieben, gesundheitsfördernde Eigenschaften und regulieren die Darmtätigkeit. Sie sind aber weder „Power-Lebensmittel“ noch Superfood und erst recht kein „Zaubermittel zum Abnehmen“. Wie andere Quellmittel und Ballaststoffe erzeugen sie ein erwünschtes Sättigungsgefühl und können die Resorption von Zucker verlangsamen. Die positiven Auswirkungen auf den Cholesterinspiegel sind im Grundsatz einleuchtend, aber nicht durch klinische Studien belegt. Aufgrund möglicher unerwünschter Begleiterscheinungen bei nicht sachgemäßem Verzehr sollten Flohsamenschalen in der Küche eher vorsichtig eingesetzt werden – vor allem niemals nach dem Motto „viel hilft viel“.

Auf einen Blick

  • Flohsamenschalen zählen zu den wenigen Phytotherapeutika, für die bislang ein europäisches Zulassungsverfahren bei der EMA erfolgreich abgeschlossen wurde.
  • Das Wirkprinzip: Die in Flohsamenschalen enthaltenen Schleimpolysaccharide können mehr als das 50-Fache an Wasser binden. Die Volumenzunahme des Stuhls regt die Peristaltik an und löst den Reflex zur Darmentleerung aus, die Schleimkomponente sorgt für eine gute Gleitfähigkeit des Stuhls.
  • Flohsamenschalen eignen sich zur Therapie der Obstipation, wirken aber durch ihr hohes Wasserbindungsvermögen auch bei Durchfällen als Darmregulans. Als gutes Substrat für die Darmbakterien fördern sie eine gesunde Darmflora.
  • Korrekte Anwendung: Zweimal täglich ein Teelöffel Flohsamenschalen in ca. 100 ml Wasser einrühren und zügig austrinken. Dazu über den Tag verteilt mindestens 2 l Flüssigkeit aufnehmen. Pro Tag dürfen maximal 40 g (ungefähr acht Teelöffel) Flohsamenschalen zugeführt werden.
  • Bei falscher Anwendung können Flohsamenschalen in der Speiseröhre verklumpen und einen unauflösbaren Pfropf bilden, der nur im Krankenhaus beseitigt werden kann. Auch im Dickdarm können unerwünschte Verklumpungen auftreten, bis hin zum Darmverschluss.


Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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