Superfood – Beratungswissen Teil 12

Teff, Fonio & Co. – glutenfreie Supergrains

Stuttgart - 01.04.2021, 11:00 Uhr

Die Zwerghirse Fonio ist leicht verdaulich, glutenfrei und soll wegen ihres Eisengehalts auch das „ideale Getreide für Frauen“ sein. (Foto: katrinshine / stock.adobe.com)

Die Zwerghirse Fonio ist leicht verdaulich, glutenfrei und soll wegen ihres Eisengehalts auch das „ideale Getreide für Frauen“ sein. (Foto: katrinshine / stock.adobe.com)


Supergrains – alles super?

Selbstverständlich leisten die verschiedenen Hirsearten einen guten Beitrag zu einer gesunden Ernährung. Alle Arten von Getreidekörnern sind eine gute Proteinquelle, enthalten Ballaststoffe, komplexe Kohlenhydrate und essenzielle Fettsäuren. Eisen und Zink sind vor allem für Vegetarier und Veganer vorteilhaft. Die Zufuhr an Mikronährstoffen durch Getreidekörner darf jedoch nicht überbewertet werden. Wer drei Löffel Hirse über sein Müsli streut, wird dadurch noch nicht optimal mit Mineralstoffen versorgt sein.

Bei einer glutenfreien Ernährung kann man mit Hirsesorten seinen Speisezettel durchaus bereichern. Die Frage ist nur, ob es unbedingt Teff, Fonio und Corakorn sein müssen. Die romantische Vorstellung, dass man mit dem Kauf afrikanischer Getreidearten arme Kleinbauern unterstützt, kann man sicher vergessen. An Produkten, die auf dem Weltmarkt angeboten werden, verdienen in erster Linie internationale Händler. 
Auch in Europa ist Hirse heimisch, gilt aber als „vergessenes Getreide“. Seit dem 17. Jahrhundert hat die in Europa als Nahrungsquelle übliche Hirse nach und nach an Bedeutung verloren, während Weizen, Roggen und vor allem Kartoffeln wegen ihres höheren Sättigungsvermögens auf den hiesigen Feldern Einzug hielten. Erst in den letzten Jahren erlebt die heimische Rispenhirse als glutenfreie Getreideart eine Renaissance und wird auch in Deutschland und Österreich wieder angebaut.

Wer gesundheitsbewusst denkt, sollte beim Einkauf auch Umwelt und Klima in seine Überlegungen mit einbeziehen. Ist es nicht sinnvoller, die afrikanischen und indischen Hirsearten werden vor Ort von der ansässigen Bevölkerung gegessen und nicht nach Europa exportiert? 
Magische Geschichten gibt es übrigens auch über die europäische Hirse: „Der süße Brei“ gehört zu den beliebten Grimmschen Märchen, und Ludwig Bechstein schrieb das Märchen vom „Hirsedieb“.

Auf einen Blick

  • Teff, Fonio und Corakorn sind Zwerghirsen aus der Familie der Süßgräser. Sie wachsen auch auf kargen Böden und haben eine kurze Vegetationsperiode, weshalb sie seit Jahrtausenden zur Ernährung des Menschen beitragen.   
  • Teff und Fonio gehören in Afrika zu den Grundnahrungsmitteln, Corakorn wird vor allem in Indien angebaut und verzehrt. 
  • Die Hirsearten sind glutenfrei, reich an Proteinen und Ballaststoffen, enthalten Mineralstoffe und Vitamine. Sie sind ein wertvoller Bestandteil einer gesunden Ernährung. 
  • Die Hirsearten können den Speisezettel von Menschen, die kein Gluten vertragen, bereichern. 
  • Die heimische, in Europa angebaute Hirse ist aus ökologischen Gründen eine glutenfreie Getreide-Alternative zu den Importprodukten aus Afrika oder Indien.


Reinhild Berger, Apothekerin
redaktion@daz.online


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