AstraZeneca

Seltene Thrombosen nach Vaxzevria-Impfung – eine Antwort und viele offene Fragen

Stuttgart - 01.04.2021, 17:55 Uhr

Eine routinemäßige Prophylaxe mit Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern mit dem Ziel, das Auftreten einer (atypischen) Thrombose als Folge der spezifischen immunologischen Reaktion nach Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19 Vakzin zu verhindern, ist nicht indiziert. (Foto: IMAGO / Lagencia)

Eine routinemäßige Prophylaxe mit Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern mit dem Ziel, das Auftreten einer (atypischen) Thrombose als Folge der spezifischen immunologischen Reaktion nach Impfung mit dem AstraZeneca COVID-19 Vakzin zu verhindern, ist nicht indiziert. (Foto: IMAGO / Lagencia)


Halbe Dosis – dem Adenovirus-Vektor auf der Spur?

Was also tun? Das fragte am 30. März auch Karl Lauterbach (SPD) auf Twitter und brachte öffentlich einen neuen Ansatz ins Spiel: „Prof. Rolf Marschalek [...]* schlägt im persönlichen Gespräch Senkung Dosis Astra vor. In der Zulassungsstudie wirkte der Impfstoff dann sogar besser, und Nebenwirkung müsste seltener sein“, schreibt Lauterbach. 

Marschalek ist Professor für Pharmazeutische Biologie in Frankfurt, er betrachtet den Fall aus immunologischer Sicht*, wie er gegenüber DAZ.online erklärte, und bezieht sich dabei auf die Studien zu Vaxzevria, die zu Beginn hinsichtlich der Wirksamkeit zu unterschiedlichen Ergebnissen gekommen waren. Eine der vielen Ungereimtheiten rund um den Impfstoff von AstraZeneca. 

Er hält es dieser Theorie entsprechend für wahrscheinlich, dass am Ende der eingesetzte Vektor Ursache der beobachteten Thrombosen ist. Adenoviren seien extrem immunogen und somit auch die Erklärung für die anderen beobachteten Nebenwirkungen und die längere Pause bis zur nächsten Impfung bei AstraZaeneca. 

Marschalek hält es angesichts dieser Überlegungen zwar für unwahrscheinlich, dass Nebenwirkungen, die bei der ersten Impfung noch nicht aufgetreten sind, bei der zweiten Impfung auftreten werden – glaubt aber auch, dass die STIKO schließlich zu dem Schluss kommen werde, dass einige Vakzine untereinander austauschbar sind, weil die Antigene (das Spike-Protein) überall gleich seien. Wenn es diese Option geben sollte, werden wohl viele auf die Zweitimpfung mit AstraZeneca verzichten.

Seltene genetische Mutationen?

Der Grund, warum Frauen offenbar vermehrt betroffen sind, könnte Marschaleks Einschätzung nach sein, dass sie anders auf Entzündungen reagieren als Männer. Er hält aber auch seltene genetische Mutationen der Betroffenen für eine mögliche Ursache der seltenen Venenthrombosen.

Am Ende ist all das spekulativ. Eine Textstelle aus dem Greifswalder Preprint stellt den Sachverhalt, beziehungsweise die potenziellen Ursachen, abschließend aber ähnlich dar wie Marschalek – dort steht: 

„Es scheint, dass die durch die Impfung induzierten plättchenaktivierenden Antikörper allein an nicht-komplexiertes PF4 binden, was auch in einigen Seren von Patienten mit Heparin-induzierter Thrombozytopenie festgestellt wurde. Ob es sich bei diesen Antikörpern um Autoantikörper gegen PF4 handelt, die durch den starken Entzündungsreiz der Impfung induziert werden, oder ob der Impfstoff selbst die Bildung von plättchenaktivierenden Antikörpern auslöst, kann in dieser Studie nicht unterschieden werden. Die erhöhte Reaktivität der Seren in vitro in Gegenwart von AZD1222 (Vaxzevria) könnte durch eine direkte Bindung des Virus an Thrombozyten erklärt werden. Das Adenovirus bindet an Thrombozyten und kann eine Thrombozytenvoraktivierung verursachen.“

*Dieser Text wurde zuletzt am 6. April 2021 um 12:52 verändert.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

AZ Elchtest die ...

von Christian Timme am 04.04.2021 um 20:16 Uhr

Wenn man alle Altersgruppen durch hat sollte man den Herstellernamen auch mal ändern ... nur so zur ... Als Apotheker und Hausarzt gibt es auch noch andere Möglichkeiten seinen Ruf zu verlieren ... aber die Chanche es gleichzeitug zu tun ... hat auch seinen Reiz ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: AZ Elchtest die

von Wdams am 07.04.2021 um 22:15 Uhr

Ältere sind im Allgemeinen gesünder und widerstandsfähiger als junge Menschen.
Deshalb vertragen sie Astrazeneca gut.
Es gibt zwar keine großen statistischeb Erhebungen darûber, weil bis vor kurzen Astrazeneca für ältere wegen geringerer Wirksamkeit nicht eingesetzt wurde. Daraus lässt sich aber nicht ableiten, daß sie den Wirkstoff besser vertragen. Wenn der Impfstoff ein Auto wäre, würde der wegen Gefährdung von Menschenleben zurückgerufen!

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