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49. Schwarzwälder Frühjahrskongress
Tabuthemen der Frau und Männerleiden in der Apotheke
Harndranginkontinenz: Botox besser als Anticholinergika?
Dr. med. Brigitte Willer (Leitende Oberärztin des Kontinenz-Zentrums Süd-West, Schwarzwald-Baar Klinikum) bot sehr praxisnahe Einblicke in das Thema „Enuresis und Inkontinenz“. Sie verriet interessante Details, wie beispielsweise, dass Duloxetin nur zur Behandlung von Frauen mit mittelschwerer bis schwerer Belastungs(harn)inkontinenz zugelassen ist – nicht bei Männern, dort aber teils im Off-Label-Use zum Einsatz kommt und sogar besser wirksam ist als bei Frauen. Beim Thema Beckenbodentrainiung merkte sie an, dass es hier sinnvoll sei, wenn Ärzt:innen überprüfen, ob die Frau bei ihren Übungen auch wirklich den Beckenboden anspannt.
Bei der Harndranginkontinenz gab sie zu bedenken, dass Anticholinergika nur bei 60 Prozent der Patient:innen ansprechen, während eine Botox-Injektion in den Muskel eine Erfolgsrate von 85 bis 90 Prozent aufweise – solche Patient:innen müssten allerdings bereit sein einen Einmalkatheterismus durchzuführen.
Bei Kindern stünden vor allem Trink- und Miktionsprotokolle im Zentrum der Therapie (Urotherapie).
pH-Messstreifen aus der Apotheke für Schwangere
Dr. med. Susanne Maurer (Praxis für Frauengesundheit, Gräfelfing) zeigte in ihrem Vortrag zu „Infektionen der Intimzone“ auf, dass die Selbstmedikation über die Apotheke bei Nichtschwangeren eine große Rolle spielt. Dabei steht, wie Apotheker:innen wahrscheinlich erwarten würden, die vaginale Pilzinfektion im Vordergrund. Aber auch bei der bakteriellen Vaginose sei eine Behandlung im Rahmen der Selbstmedikation gerechtfertigt. In einer Tabelle bot Maurer einen praktischen Überblick zur Einordnung von vaginalem Ausfluss.
Schließlich waren wie bei den Harnwegsinfektionen die Rezidive ein großes Thema. Bei der bakteriellen Vaginose gehe man mittlerweile davon aus, dass Bakterien einen Biofilm bilden, der wahrscheinlich auch sexuell übertragbar ist und für die Rezidive verantwortlich zeichnet. Frauen, die wissen, dass sie anfällig für vaginale Infektionen sind, sollten in der Schwangerschaft gerne auf pH-Indikatorstreifen aus der Apotheke zurückreifen. Diese seien zur Überwachung „Gold wert“, meint Maurer.
Abschließend bot Prof. Dr. phil. Michael Niehaus einen historischen Blick darauf wo unsere Ratgeberliteratur herkommt. Dabei ging es nicht um Gesundheitsratgeber, sondern um „Ratgeber, die wir aufschlagen, wenn wir im Leben erfolgreich und glücklich sein wollen“. NIehaus erwähnte auch den französischen Apotheker Émile Coué, der als Begründer der modernen Autosuggestion gilt.
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