STIKO ändert Grippe-Impfempfehlung

Ältere Menschen sollen sich mit Hochdosis-Grippeimpfstoff impfen

Stuttgart - 03.12.2020, 07:00 Uhr

Menschen ab 60 Jahren sollen nach Empfehlung der STIKO künftig mit einem Hochdosis-Grippimpfstoff wie Efluelda jährlich gegen Grippe geimpft werden. (x / Foto: Rido / AdobeStock)

Menschen ab 60 Jahren sollen nach Empfehlung der STIKO künftig mit einem Hochdosis-Grippimpfstoff wie Efluelda jährlich gegen Grippe geimpft werden. (x / Foto: Rido / AdobeStock)


Senkt Morbidität und Mortalität

Neben Efluelda® und Fluad® Tetra gibt es seit Dezember 2018 eine zellkulturbasierte Grippevakzine, Flucelvax® Tetra (Seqirus). Durch die Herstellung in Zellkulturen statt Hühnereiern vermeidet man die sogenannte Ei-Adaption und will dadurch die Wirksamkeit der Grippeimpfstoffe verbessern. Zur Erklärung: Für humanpathogene Grippeviren ist das Huhn kein natürlicher Wirt, eine Kultivierung von Influenzaviren in Hühnereiern kann somit zu Mutationen führen, die die Antigenität und Wirksamkeit der Grippeimpfstoffe gegenüber den tatsächlich zirkulierenden Viren beeinträchtigen. 

Auf einen völlig neuen Ansatz für optimiertere Grippeimpfstoffe setzt Sanofi Pasteur mit Supemtek®. Supemtek ist der erste rekombinante Grippeimpfstoff, der als Antigen ausschließlich Hämagglutinin enthält. Hergestellt wird Supemtek mithilfe von Baculoviren und einer kontinuierlichen Insektenzelllinie. Baculoviren infizieren ausschließlich Wirbellose, wie beispielsweise Insekten. Zunächst wird hierzu – vereinfacht dargestellt – die genetische Information des Hämagglutinins in das Baculovirus eingebracht. Das Virus infiziert sodann Insektenzellen, die das Hämagglutinin in großen Mengen herstellen, was für die Impfstoffproduktion vonnöten ist. Das Baculovirus dient sozusagen als Fähre, um die Erbinformation von Hämagglutinin in die Insekten zu schleusen. Dadurch sollen passgenaue Antigene entstehen und so die Wirksamkeit der Grippeimpfstoffe erhöht werden. Auch Supemtek enthält eine erhöhte Menge Antigen (45 µg Hämagglutinin) und ist zudem völlig frei von Neuraminidase. Sanofi Pasteur erhielt im November dieses Jahres die Zulassung.

Warum sich die STIKO nun explizit für einen Hochdosis-Grippeimpfstoff ab 60 Jahren ausspricht, begründet sie im Epidemiologischen Bulletin 1|2021 wissenschaftlich. „Die Evidenzlage zur vergleichenden Wirksamkeit und Sicherheit ist für den Hochdosis-Impfstoff besser als für die drei anderen weiterentwickelten Influenza-Impfstoffe (MF-59-adjuvantiert, zellkulturbasiert, rekombinant).“ Die vorliegenden Daten zum Hochdosis-Impfstoff zeigten, dass dieser mit hoher Wahrscheinlichkeit den konventionellen Influenza-Impfstoffen überlegen sei, zu einem besseren Schutz bei Personen im Alter von ≥ 60 Jahren führe und die Influenza-bedingte Morbidität und Mortalität senke. 



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

STIKO spricht neue Impfempfehlungen für über 60-Jährige aus

Hochdosis-Grippeschutz für Ältere

Sanofi startet mit Auslieferung der Grippeimpfstoffe

Efluelda kommt in die Apotheken

Wie wird die Grippesaison 2022 / 23 und welche Impfstoffe gibt es?

Impfen gegen Influenza

Adjuvantierte Grippeimpfung für ältere Menschen

Fluad Tetra erhält Zulassung in Europa

Hochdosis-Grippeimpfstoff mit vierfacher Antigenmenge

Reichen die Eier für Efluelda?

G-BA ändert Schutzimpfungs-Richtlinie

Krankenkassen erstatten Hochdosisgrippeimpfung ab 60 Jahren

8 Kommentare

Efluelda u.a.

von Gregor Huesmann am 04.12.2020 um 22:11 Uhr

Herr Schabik, Sie fragen: "Warum sind denn so viele Impfstoffe gefühlt oder tatsächlich nicht erhältlich ?"
Das ist doch genau die von mir kritisierte Planwirtschaft. An anderer Stelle fragen ".....Sie dass dann halt "Firma Y das Geschäft macht" ... welche Firma Y kann denn jetzt noch Grippe-Impfstoffe liefern ?" Auch das ist Auswuchs der Planwirtschaft. Ich erwarte, dass die Firma, die Grippeimpfstoff verkaufen will, z.B. seqirus, Sanofi, Mylan oder Glaxo, den Grippeimpfstoff auf dem Markt anbietet, und der Markt den benötigten Impfstoff abnimmt. Aber genau das funktioniert doch nicht. Das Grippeimpfstoffgeschäft ist absolut intransparent. Keine Firma hat offen gesagt, wieviel Impfstoff sie produziert hat und wann genau er ausgeliefert wird. Für viele Privatpatienten stehen einzelne Impfstoffe bis heute nicht zur Verfügung. Der Grippeimpfstoffmarkt ist für mich der gleiche Markt wie für Metformin oder Ibuprofen. Und der funktioniert auch nicht. Leider geht keine Pharmafirma pleite, weil sie kein Metformin oder auch keinen Grippeimpfstoff anbieten kann. Sie haben recht, dass sich was ändern muss. Aber bitte kein Jahresplan wie im Sozialismus, sondern am Markt, also am tatsächlichen Bedarf orientiert.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Efluelda u.a

von Dr. Ralf Schabik am 05.12.2020 um 1:09 Uhr

"am Markt, also am tatsächlichen Bedarf orientiert". Herr Huesmann - DAS ist doch genau das, was ich fordere ! "Am Bedarf orientieren - aber das erfordert, den Bedarf zu kennen !!! Bei einem Produkt, das nur begrenzt verwendbar ist (Haltbarkeit / Zusammensetzung), kann kein Hersteller einfach mal so drauf los produzieren. Das wird entweder zu viel (und Verwurf muss der Hersteller zu Lasten der Solidargemeinschaft einpreisen) oder zu wenig. So - was also spricht dagegen, den Bedarf zu ermitteln, indem man den Abnehmer (= Patient) animiert, sich rechtzeitig zu entscheiden "ja" oder "nein" ? Glauben Sie mir - ich bin wirklich KEIN Sozialist. Aber der Markt für Grippeimpfstoffe ist eben KEIN "freier Markt" - hier brauchen wir mehr "Planungssicherheit" als bisher.

Impfung

von Michael am 04.12.2020 um 16:41 Uhr

Heute die Impfung gegen Grippe und morgen gegen Corona.

Habt ihr Euch schonmal gefragt, was die Impfung bringt, die seit gut 80 Jahren stattfindet, wenn die Influenza noch immer vorhanden ist?

Eigentlich soll doch die Impfung davor schützen und Herdenimmunität soll eine Verbreitung verhindern bzw sie zur Ausrottung bringen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Grippeimpfung

von C.U. am 04.12.2020 um 8:18 Uhr

Welch "tolle " Nachricht. Seit Wochen Versuche ich bei meinem Arzt eine Grippeimpfung zu bekommen. Leider wartet er immer noch auf seine zweite Lieferung seit Mitte Oktober!!!.
Vielleicht sollte man sich erstmal auf das Jahr 2020 konzentrieren, wo doch Herr Spahn eine Versorgung mit genügend Impfstoff versprochen hat! Ich gehöre übrigens zur Risikogruppe.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Grippeimpfung

von Christine Schädler am 04.12.2020 um 11:00 Uhr

Ich habe mich und meinen Mann rechtzeitig angemeldet mit Termin beim Hausarzt. Es liegt am Hausarzt und dessen Organisation wieviel Impfstoff er bestellt. Bei uns klappt das super. Man kann nicht einfach in die Praxis laufen und, Hallo. Ich komm mal zum impfen.
Unser Hausarzt hat Ich derzeit Impfstoff da. Arzt wechseln!?

Efluelda u.a.

von Gregor Huesmann am 03.12.2020 um 8:03 Uhr

Was soll diese alberne Empfehlung an der Realität vorbei. Keiner dieser Impfstoffe ist in dieser Saison lieferbar, auch Fluzone-Importe habe ich noch nicht gesehen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Efluelda u.a

von Stein am Rhein am 03.12.2020 um 9:27 Uhr

Herr Hüsmann, das können Sie derzeit selbst im Großhandel bekommen... mit Kusshand!
Was bei dieser (derzeit schwachsinnigen) Empfehlung vergessen wird: der GBA entscheidet dazu erst im Februar des kommenden Jahres. Pferdefuss: spätestens im Januar MUSS die Vorbestellung erledigt sein.
Wir hatten in diesem Jahr das absolute Impfchaos - das nächste wird noch viel schlimmer. Ich freu mich darauf und werde nichts mehr bestellen. Macht doch Euren Schwachsinn alleine!!!

AW: Efluelda u.a

von Dr. Ralf Schabik am 04.12.2020 um 21:17 Uhr

Ähmmm ... Herr Huesmann ... vergleichen Sie mal, was Die hier (03.12.) schreiben, mit dem, was Sie zu meinen Gedanken zum Impfstoff-Chaos (04.12.) vom Stapel gelassen haben. Stichwort "Planwirtschaft". Warum sind denn so viele Impfstoffe gefühlt oder tatsächlich nicht erhältlich ?

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.