Antigentests im Test

Preprint-Publikation untermauert Zuverlässigkeit von Schnelltests

Sandhausen - 27.11.2020, 13:45 Uhr

Bedeuten negative Ergebnisse, dass man tatsächlich nicht in­fiziert ist? (Foto: Romain Talon / stock.adobe.com)

Bedeuten negative Ergebnisse, dass man tatsächlich nicht in­fiziert ist? (Foto: Romain Talon / stock.adobe.com)


Hohe Spezifität bei fünf Produkten

In der Studie überprüften die Forscher zuerst die Spezifität, d. h. wie genau der Test Nicht-Infizierte korrekt als negativ identifiziert. Je höher die Spezifität, desto weniger falsch-positive Ergebnisse treten auf. Bei fünf Produkten lagen die Spezifitäten zwischen 98,53 Prozent und 100 Prozent, nur zwei Produkte zeigten niedrigere Werte zwischen 94,85 Prozent und 88,24 Prozent (s. Tabelle).

Tab. 1: : Kumulative Spezifität von sieben Antigentests 1

HerstellerSpezifität
Abbott Panbio™ COVID-19 Ag Rapid Test99,26 %
RapiGEN BIOCREDIT COVID-19 Ag100 %
Healgen® Coronavirus Ag Rapid Test Cassette (Swab)88,24 %
CORIS BioConcept COVID-19 Ag Respi-Strip100 %
R-Biopharm RIDA®QUICK SARS-CoV-2 Antigen94,85 %
NAL von minden NADAL COVID19-Ag Test99,26 %
Roche/SD Biosensor SARS-CoV Rapid Antigen Test98,53 %

Beim Test auf eine mögliche Kreuzreaktivität bezog das Forscherteam verschiedene Atemwegserreger ein (u. a. MERS- und SARS-CoV sowie weitere Coronaviren). Falsch positive Ergebnisse wurden nicht mit einem bestimmten Atemwegserreger in Verbindung gebracht. Laut Autoren deutet dies darauf hin, dass ein anderer spezifischer Faktor die verbliebenen falsch positiven Signale hervorruft.

Sensitivität: Viruslast ist entscheidend

Für die Frage nach der Sensitivität eines Tests ist es laut Studie entscheidend, wann ein Patient getestet wird und wie groß seine Viruslast im Nasen-Rachenraum ist: Fast alle Antigen-Schnelltests schlugen laut Studie ab einer ähnlichen Konzentration an viralem Nukleokapsid-Protein an. Sie wiesen zuverlässig zwischen 5 und 
25 ng/ml nach. Derart hohe Viruskonzentrationen werden in der ersten Symptomwoche beobachtet, wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass das Virus auf andere Menschen übertragen wird. Nur das RapiGEN-Produkt war laut Studie wesentlich weniger empfindlich.

Was sagen die Ergebnisse aus?

Damit ein Antigen-Test ein positives Ergebnis anzeigt, ist im Vergleich zur PCR-Testung zwar eine größere Virusmenge notwendig. Jedoch waren laut den Studienergebnissen bis auf einen Ausreißer alle analysierten Antigentests ausreichend genau, um übliche Viruslasten während der ersten Woche mit Krankheitssymptomen zu erkennen. Sie weisen Viren innerhalb des Konzentrationsbereichs nach, der annähernd der Viruskonzentration entspricht, ab der Patienten infektiös sind.

Somit könnte ein positives Ergebnis Ärzten helfen, über sofortige Isolationsmaßnahmen zu entscheiden. Auch wenn die hier analysierten Tests laut Autoren eine relativ geringe Rate an falsch-positiven Ergebnissen haben (s. Tabelle), kann bei positivem Ergebnis eine PCR zur Ergebnisbestätigung angeordnet werden. Die Autoren erwähnen, dass bei den Herstellern mit geringeren Spezifitätswerten zum Studienzeitpunkt noch Prototypen vorlagen. Sie gehen davon aus, dass sich die Qualität der Tests in Zukunft noch weiter verbessern wird. 

Bei Krankenhaus-Patienten am Ende ihres klinischen Verlaufs könnte ein negatives Antigen-Schnelltest-Ergebnis ein zusätzliches Kriterium für die sichere Entlassung darstellen.

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Insgesamt können, wie die Autoren betonen, Antigen-Schnelltests zur Entlastung der PCR-Labore beitragen. Hilfreich kann der Einsatz vor allem dort sein, wo sich Risikogruppen anstecken können, z. B. in Pflegeheimen, Kliniken oder Arztpraxen.2 Wichtig ist, dass die Ergebnisse als eine momentane Beurteilung der Infektiosität und nicht als ein Ausschluss einer Infektion verstanden werden.

Anmerkung: Eine Begutachtung der Studie durch unabhängige Expertinnen und Experten steht noch aus. Um der Fachwelt und Öffentlichkeit die Studienergebnisse schnellstmöglich zur Verfügung zu stellen, hat das Forscherteam seine Ergebnisse bereits als Preprint veröffentlicht.

Dieser Artikel erschien in der 
Deutschen Apotheker Zeitung – Ausgabe 48 / 2020, S. 38 


Literatur

1 Corman VM, Haage VC, Bleicker T, Schmidt ML, Mühlemann B, Zuchowski M, Jó Lei WK, Tscheak P, Möncke-Buchner E, Müller MA, Krumbholz A, Drexler JF, Drosten C. Comparison of seven commercial SARS-CoV-2 rapid Point-of-Care Antigen tests. medRxiv 2020.11.12.20230292; doi: https://doi.org/10.1101/2020.11.12.20230292

2 Hinweise des Robert Koch-Instituts, Diagnostik: https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/NCOV2019/FAQ_Liste_Diagnostik.html;#FAQId14968662

3 Robert Koch-Institut Infografik: Corona-Schnelltest-Ergebnisse verstehen: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Infografik_Antigentest_PDF.html;jsessionid=3D8182A72B12B57CE27699779C5BDDDF.internet081

4 Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Antigentests auf SARS-CoV-2: https://www.bfarm.de/DE/Medizinprodukte/Antigentests/_node.html



Simone Giesler
redaktion@daz.online


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