Weitere EUA für COVID-19-Therapeutikum

FDA erteilt Notfallgenehmigung für Regeneron-Antikörper-Cocktail

Remagen - 25.11.2020, 10:45 Uhr

Die Notfallgenehmigung für den Regeneron-Antikörper-Cocktail basiert auf den Daten von knapp 800 nicht hospitalisierten Erwachsenen mit leichten bis mittelschweren COVID-19-Symptomen. (p / Foto: imago images / Pacific Press Agency)

Die Notfallgenehmigung für den Regeneron-Antikörper-Cocktail basiert auf den Daten von knapp 800 nicht hospitalisierten Erwachsenen mit leichten bis mittelschweren COVID-19-Symptomen. (p / Foto: imago images / Pacific Press Agency)


Dank Donald Trump hat er schon vorab eine gewisse „Berühmheit“ erlangt, der Antikörper-Cocktail des US-Biotech-Unternehmens Regeneron. Der Noch-US-Präsident war laut eigener Aussage erfolgreich damit behandelt worden, als er an COVID-19 erkrankte. Nun hat die FDA eine Notfallgenehmigung für die Kombination von Casirivimab und Imdevimab erteilt.

Die US-amerikanische Food and Drug Administration hat eine „Emergency Use Authorisation“ (EUA) für die kombinierte Anwendung von Casirivimab und Imdevimab (vormals REGN10933 und REGN10987) erteilt. Laut Regeneron handelt es sich um die erste Behandlung jeglicher Art mit prospektiv bestätigter und statistisch signifikanter antiviraler Aktivität gegen SARS-CoV-2. 

Die EUA erstreckt sich auf die Behandlung von leichtem bis mittelschwerem COVID-19 bei Erwachsenen und Kindern (12 Jahre oder älter mit einem Gewicht von mindestens 40 Kilogramm) mit einem positiven SARS-CoV-2-Test und einem hohen Risiko für das Fortschreiten zu schwerem COVID-19 und/oder für eine Krankenhausaufnahme. Dies schließt diejenigen ein, die 65 Jahre oder älter sind oder an bestimmten chronischen Erkrankungen leiden. Casirivimab und Imdevimab müssen zusammen durch intravenöse (IV) Infusion verabreicht werden. Die empfohlene Dosis wird mit jeweils 1.200 mg angegeben.

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Der Antikörper-Cocktail ist ausdrücklich nicht zugelassen für den Einsatz bei Patienten, die wegen COVID-19 bereits im Krankenhaus sind, die eine Sauerstofftherapie benötigen, oder bei Personen, die derzeit aufgrund einer anderen zugrunde liegenden Erkrankung eine chronische Sauerstofftherapie bekommen und aufgrund von COVID-19 eine Erhöhung des Sauerstoff-Grundflusses brauchen.

Welche Studiendaten stehen dahinter?

Die Notfallgenehmigung basiert auf den Daten von knapp 800 nicht hospitalisierten Erwachsenen mit leichten bis mittelschweren COVID-19-Symptomen, die in einer randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten nahtlosen Phase I/II/III-Studie (NCT04425629) erhoben wurden. 266 Patienten erhielten innerhalb von drei Tagen nach dem positiven SARS-CoV-2-Test eine einzelne intravenöse Infusion von 2.400 Milligramm Casirivimab plus Imdevimab (jeweils 1.200 mg), 267 bekamen 8.000 mg der Kombination (jeweils 4.000 mg) und 266 ein Placebo. 

Am Tag sieben nach der Verabreichung war die durchschnittliche Änderung der Viruslast gegenüber dem Ausgangswert (primärer Endpunkt) bei Patienten, die mit Casirivimab und Imdevimab behandelt wurden, größer als in der Placebo-Gruppe. Innerhalb von 28 Tagen nach der Behandlung benötigten von den Patienten mit einem hohen Risiko für das Fortschreiten der Erkrankung unter Casirivimab plus Imdevimab drei Prozent medizinische Konsultationen, insbesondere Krankenhausaufenthalte und Notaufnahmen (sekundärer Endpunkt). In der Placebo-Gruppe waren es neun Prozent. 

Die klinischen Beweise aus der ambulanten Studie legen laut Regeneron nahe, dass monoklonale Antikörper wie Casirivimab und Imdevimab den größten Nutzen haben, wenn sie früh nach der Diagnose verabreicht werden, sowie bei Patienten, die noch keine eigene Immunantwort haben oder eine hohe Viruslast aufweisen. Als mögliche Nebenwirkungen von Casirivimab und Imdevimab werden Anaphylaxie und infusionsbedingte Reaktionen, Fieber, Schüttelfrost, Nesselsucht, Juckreiz und Rötungen genannt. 

Aus tausenden Antikörpern ausgewählt

Die Kombinationstherapie mit Casirivimab und Imdevimab wird weiterhin in klinischen Studien der Phase II/III zur Behandlung von bestimmten hospitalisierten und nicht-hospitalisierten COVID-19-Patienten, in der offenen Phase-III-Studie RECOVERY und in einer Phase-III-Studie zur Prävention von COVID-19 bei Haushaltskontakten infizierter Personen untersucht. Bisher haben nach Angaben von Regeneron mehr als 7.000 Menschen an klinischen Studien mit Casirivimab und Imdevimab teilgenommen.

Der Cocktail wurde speziell für die Blockade von SARS-CoV-2 entwickelt. Hierzu hatten die Wissenschaftler von Regeneron ein großes Spektrum von Kandidaten auf ihre Eignung gesichtet und überprüft. Dazu zählten Antikörper von Menschen, die sich von COVID-19 erholt haben, sowie tausende vollständig humane Antikörper, die von den VelocImmune® -Mäusen des Unternehmens produziert wurden. Die Versuchsmäuse sind genetisch so verändert, dass sie das menschliche Immunsystem imitieren. Die beiden potenten, virusneutralisierenden Antikörper, die den Cocktail bilden, binden nicht kompetitiv an die kritische Rezeptorbindungsdomäne des Spike-Proteins des Virus. Sie sollen vor verschiedenen Spike-Varianten schützen, die in der menschlichen Bevölkerung aufgetreten sind, ebenso wie vor mutierten Viren. Der Schutz soll sich nach Forschungsergebnissen auch auf die seit einiger Zeit prävalente D614G-Mutation erstrecken. 

Herstellung und Vertrieb durch Regeneron und Roche

Die Entwicklung und Herstellung des Antikörper-Cocktails wurde im Rahmen der Operation Warp Speed teilweise mit US-Bundesmitteln der „Biomedical Advanced Research and Development Authority“ (BARDA) finanziert. Die Anfangsdosen sollen nun im Rahmen des Zuweisungsprogramms der US-Regierung ungefähr 300.000 Patienten kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Um die weltweite Versorgung zu erhöhen, hat Regeneron eine Partnerschaft mit Roche geschlossen.

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Sollte die Antikörper-Kombi es bis zur Zulassung schaffen, wird Regeneron die Herstellung und den Vertrieb in den USA übernehmen. Außerhalb der USA wird Roche diesen Part übernehmen. Sobald beide Unternehmen im Jahr 2021 ihre volle Produktionskapazität erreicht haben, sollen mindestens zwei Millionen Behandlungsdosen pro Jahr verfügbar sein.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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