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COVID-19 in der Schwangerschaft
SARS-CoV-2-Infektion des Babys schon im Mutterleib möglich
Können sich Babys bereits im Mutterleib mit SARS-CoV-2 infizieren und können Coronaviren von einer an COVID-19 erkrankten Schwangeren auf das Ungeborene übergehen? Die Datenlage war bislang unklar. Nun zeigt der Fall einer Schwangeren aus Frankreich, dass eine Ansteckung des Säuglings über die Plazenta im Mutterleib möglich ist. Wieder einmal könnte ACE2, die Eintrittspforte von SARS-CoV-2 in die Zelle, eine Rolle spielen.
Schon länger wurde diskutiert, ob SARS-CoV-2 von infizierten Schwangeren auch auf deren ungeborene Kinder übertragen werden kann: Ende März veröffentlichten Wissenschaftler um Hui Zeng im amerikanischen Ärzteblatt (Journal of the American Medical Association, JAMA), dass sie zwar Antikörper gegen Coronaviren bei Neugeborenen von infizierter Müttern gefunden hatten, nicht jedoch das Virus selbst (negative PCR-Tests nach Geburt). Die Antikörper (IgG) könnten von der Mutter über die Plazenta auf das Baby übergegangen sein, vermuteten sie. Jedoch wurden manche Säuglinge auch positiv auf IgM getestet – und diese Antikörpergruppe sei zu groß, um die Plazentaschranke zu überqueren. Somit könnten die Coronaviren alternativ bereits über die Plazenta auf das Kind übertragen und das gefundene IgM vom Kind selbst produziert worden sein, lautete eine mögliche Erklärung im JAMA.
Nun erhärtet sich der letztere Verdacht einer intrauterinen (innerhalb der Gebärmutter) Übertragung: Eine SARS-CoV-2-infizierte Schwangere brachte in Frankreich einen coronapositven Jungen zur Welt. Veröffentlicht wurde der Einzelfallbericht Mitte Juli in Nature Communicatons („Transplacental transmission of SARS-CoV-2 infection“).
Coronapositiver Säugling
Den Wissenschaftlern um Alexandre J. Vivanti zufolge wurde bereits im März 2020 eine 23-jährige schwangere Frau (Schwangerschaftswoche 35+2) in ein französisches Universitätsklinikum aufgenommen: Sie hatte Fieber (38,6 °C), schweren Husten und konnte mittels PCR positiv auf SARS-CoV-2 getestet werden (die E- und S-Gene von SARS-CoV-2 wurden im Blut, im Nasopharynx [Nasenrachenraum] und in der Vagina nachgewiesen). Die Schwangerschaft verlief bis zu diesem Zeitpunkt ohne Komplikationen, das Baby wurde drei Tage später per Kaiserschnitt entbunden (Schwangerschaftswoche 35+5).
SARS-CoV-2 konnte beim Neugeborenen mittels RT-PCR im Nasopharynx (1 Stunde nach Entbindung, dann an den Tagen 3 und 18), im Blut, rektal und im Bronchialsekret (nicht-bronchoskopische broncheoalveoläre Lavage) nachgewiesen werden. Die späteren Abstriche (Tage 3 und 18) konnten mehr Virus nachweisen als direkt nach der Geburt, das sei eine Bestätigung, dass das Baby bei Geburt tatsächlich infiziert gewesen sei und nicht einfach durch die Mutter kontaminiert, schlussfolgern die Wissenschaftler.
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