Invasive Meningokokken-Erkrankungen

Meningokokken B auf dem Vormarsch?

Stuttgart - 17.07.2020, 16:00 Uhr

Die Fälle invasiver Meningokokken-B-Erkrankungen haben 2019 im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. (m / Foto: lavizzara / stock.adobe.com)

Die Fälle invasiver Meningokokken-B-Erkrankungen haben 2019 im Vergleich zum Vorjahr zugenommen. (m / Foto: lavizzara / stock.adobe.com)


Neisseria meningitidis – Meningokokken

Meningokokken

Neisseria meningitidis (Meningokokken) sind gramnegative intrazelluläre Bakterien. Sie treten als Diplokokken (Kugelbakterien, die als Pärchen gelagert sind) auf. Der einzige Wirt ist der Mensch. Bei etwa 10 Prozent der europäischen Bevölkerung ist der Nasen-Rachen-Raum mit Meningokokken besiedelt, ohne dass sich Krankheitszeichen äußern. Meningokokken wachsen aerob, benötigen also Sauerstoff, sowie fakultativ anaerob und können ihren Stoffwechsel bei Sauerstoffmangel an die anaeroben Verhältnisse im infizierten Gewebe anpassen. Sie regulieren dafür statt der sauerstoffabhängigen Enzyme die nitratabhängigen Enzyme ihres Zuckerstoffwechsels hoch. Laut RKI existieren zwölf Serogruppen – A, B, C, E, H, I, K, L, W-135, X, Y, Z –, die sich in der Zusammensetzung ihrer Kapselpolysaccharide unterscheiden.

Übertragen werden Meningokokken via Tröpfcheninfektion durch zum Beispiel Husten, Niesen oder Küssen. Mittels Fortsätze können sie sich an die Schleimhäute des Nasen-Rachen-Raums anheften, dort persistieren oder die Schleimhäute durchdringen und zu invasiven Erkrankungen führen. Das RKI spricht von einer invasiven Erkrankung, „wenn aus Blut, Liquor, hämorrhagischen Hautinfiltraten oder anderen normalerweise sterilen klinischen Materialien direkt oder indirekt Meningokokken nachgewiesen werden“. Meningokokken-Erkrankungen verlaufen zu zwei Drittel als Meningitis (Entzündung der Hirn- und Rückenmarkshäute), ein Drittel der Patienten entwickeln eine Sepsis.

Außerhalb des menschlichen Körpers sterben die Bakterien rasch ab – das heißt, für eine Ansteckung ist ein enger Kontakt mit Infizierten oder mit oropharyngealen Sekreten erforderlich. Die Inkubationszeit liegt regelhaft bei drei bis vier Tagen, kann allerdings auch zwischen zwei bis zehn Tagen variieren. Laut RKI sind Patienten sieben Tage vor Symptombeginn und bis 24 Stunden nach Beginn einer erfolgreichen antibiotischen Therapie mit Betalaktam-Antibiotika (Eradikation durch Drittgenerations-Cephalosporine wie Cefotaxim oder Ceftriaxon) ansteckend.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

MeningokokkenB

von Ralf am 03.08.2020 um 8:28 Uhr

Wir wollen unsere 3 Kinder, alle 3 über 10 Jahre, gegen die B-Variante impfen lassen. Unser Kinderarzt und weitere befragte Ärzte hatten uns das empfohlen. Leider zählt die BKK Novitas den teuren Impfstoff nicht, weil es vom RKI nicht empfohlen wird.

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