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Ehtinylestradiol und Levonorgestrel
Könnten hormonelle Kontrazeptiva weltweit knapp werden?
In Frankreich fehlen Pfizer-Kontrazeptiva seit sechs Monaten
Ende Mai hat nun der französische Hohe Rat für die Gleichstellung von Frauen und Männern (HCE) erneut auf das Thema aufmerksam gemacht – allerdings unabhängig von COVID-19. Am vergangenen Freitag berichtete das Nachrichtenportal Medscape darüber: „In einer Erklärung drückt der HCE seine Besorgnis über den Mangel an Medikamenten aus, die die Gesundheit von Frauen beeinflussen, insbesondere im Bereich der Empfängnisverhütung und Abtreibung“, heißt es dort. Konkret seien in Frankreich drei Verhütungsmittel nicht mehr auf dem Markt: Minidril®, Adépal® und Trinordiol® – und das sei seit mindestens sechs Monaten der Fall. Laut Lauer-Taxe werden alle drei von Pfizer vertrieben und enthalten die Wirkstoffe Ethinylestradiol und Levonorgestrel.
Währenddessen geht es offenbar nicht nur um Verhütung. Auch Frauen in der Menopause können betroffen sein: Lokale Östrogene stünden schon ein Jahr lang nicht mehr zur Verfügung, und einige würden weiterhin nicht hergestellt. Was Arzneimittel angeht, die zum Schwangerschaftsabbruch eingesetzt werden, scheint die Lage in anderer Weise problematisch zu sein.
Mifepriston und Misoprostol: Ein gefährliches Monopol?
Apotheker wissen, dass Misoprostol in Cytotec® erst vor Kurzem für Schlagzeilen sorgte. Dabei ging es aber um die Geburtseinleitung. Im Schreiben des HCE findet Misoprostol auch Erwähnung, allerdings geht es dort um den freiwilligen Schwangerschaftsabbruch: Das Schicksal von Mifepriston und Misoprostol sei (historisch) eng mit den kommerziellen Strategien der Firmen verbunden, die sie vermarkten, sowie mit dem Einfluss von Bewegungen, die sich gegen den freiwilligen Schwangerschaftsabbruch wenden – insbesondere in den USA. Tatsächlich würden beide Arzneimittel von einem einzigen Unternehmen hergestellt und vermarktet (Nordic Group), was laut HCE zu Risiken von Produktions- und Lieferunterbrechungen sowie Preisdruck führe.
Der HCE betont insgesamt, wie wichtig es sei, dass sich der Staat in Sachen Lieferengpässe einmischt. Dass Lieferengpässe bei Kontrazeptiva für Frauen auch in Deutschland belastend sein können, zeigte zuletzt der Zoely®-Engpass im Mai 2019.
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Im Februar 2019 berichtete DAZ.online außerdem über die Lage in den Niederlanden: Die niederländischen Apotheker sahen sich damals Kritik ausgesetzt, weil einige vermehrt Arzneimittel exportiert haben sollen, was Im Inland zu Versorgungsengpässen geführt habe – vor allem bei Verhütungsmitteln. Was ist also los im Kontrazeptiva-Markt? Sind Frankreich und die Niederlande Einzelfälle? Das Internet verrät, dass es auch in Australien und Neuseeland Medienberichte über Engpässe hormoneller Kontrazeptiva gibt.
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