COVID-19

Artemisia Annua: Forschung in Deutschland, ungeprüfter Kräutertee in Madagaskar

Düsseldorf - 11.05.2020, 17:45 Uhr

Es waren Chinesen, die in den 1970er Jahren aus dem einjährigen Beifuß (Artemisia annua) das Artemisinin isolierten, den heute wichtigsten Wirkstoff gegen Malaria. (Foto: imago images / Xinhua)

Es waren Chinesen, die in den 1970er Jahren aus dem einjährigen Beifuß (Artemisia annua) das Artemisinin isolierten, den heute wichtigsten Wirkstoff gegen Malaria. (Foto: imago images / Xinhua)


Ergebnisse des Max-Planck-Instituts womöglich noch im Mai

„Wir untersuchen derzeit verschiedene Extrakte verschiedener Sorten von Artemisia annua mit besonders hohem Wirkstoffgehalt, die unter kontrollierten Bedingungen von der Firma ArtemiLife in Kentucky in den USA angebaut wurden. Daneben untersuchen wir Reinsubstanzen sowie Mischungen aus Extrakten und Reinsubstanzen. Diese Tests finden in mit dem Virus infizierten Zellen statt“, erklärt der Forscher.

„Wir arbeiten eigentlich an der Verwendung von Artemisinin-Derivaten und Extrakten als mögliche Medikamente gegen Krebs. Es gibt aber viele Berichte, dass diese Substanzen auch starke antivirale Aktivität haben“, erklärt er.

Aktuell habe man bereits erste Ergebnisse der Untersuchungen. „Wir sind derzeit dabei, diese nochmals zu bestätigen. Wir hoffen, die Ergebnisse Ende der nächsten Wochen (Kalenderwoche 20, 2020) vorstellen zu können“, sagt Seeberger. „Wenn die Wirksamkeit in Zellen gezeigt werden kann, dann müssen schnell klinische Studien folgen. Dies könnte relativ flott gehen, da Artemisinin-Derivate als Malariamedikamente bereits zugelassen sind. Man könnte also wahrscheinlich mit Phase-2-Studien beginnen“, sagt der Chemiker.

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„Ein gefährlicher Irrweg“

Zum Thema der möglichen Resistenz-Bildung bei Plasmodium verweist Seeberger auf das Verbot der Weltgesundheitsorganisation WHO von Monotherapien mit Artemisinin. „Der Einsatz von Monotherapien gegen Coronaviren in Gebieten, in denen es keine Malaria gibt, könnte aber möglich sein“, sagt er.

Wirkmechanismus bleibt vorerst unklar

Nach welchem Wirkmechanismus Artemisinin gegen SARS-CoV-2 wirksam sein könnte, bleibe aber erstmal unklar. „Der Wirkmechanismus des Artemisinins und besonders der Extrakte ist sehr komplex. Der beschriebene Peroxid-Mechanismus ist wohl besonders bei Malaria wichtig, aber insgesamt werden sehr viele Proteine moduliert. Ein komplettes Verständnis der genauen Wirkung gibt es bis heute nicht“, sagt Seeberger.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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3 Kommentare

Anwort für Monika B.

von Arne Sauer am 03.06.2020 um 15:39 Uhr

Dazu können die Stengel mit den Blättern verwendet werden. Entweder trocknen und als Tee verwenden oder einen alkoholischen oder besser noch DMSO Auszug herstellen. Anleitungen dazu bei Youtube anschauen.

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artemisia annua

von Schilz Gaby am 13.05.2020 um 14:48 Uhr

Artemisinin-Derivate sind synthetisch hergestellt und enthalten nur diese eine Substanz, so kann leicht eine Resistenz entstehen
Der Tee enthält eine vielfältige Mischung an Substanzen, deren Zusammenwirken etwas bewirkt wogegen keine Resistenz entstehen kann.

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AW: artemisia annua

von Monika B. am 02.06.2020 um 7:08 Uhr

Wie kann ich aus der Pflanze den Tee herstellen, bzw welche Pflanzenteile muss ich zum trocknen nehmen?

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