Lopinavir/Ritonavir gegen COVID-19

Welche Studien laufen mit Kaletra?

Remagen - 15.04.2020, 13:45 Uhr

In-vitro-Untersuchungen und erste klinische Daten deuteten darauf hin, dass Kaletra  auch bei schweren, durch Coronaviren verursachten Infektionen, inklusive SARS-CoV-2, wirksam sein könnte. (t/Foto: imago images / imagebroker)

In-vitro-Untersuchungen und erste klinische Daten deuteten darauf hin, dass Kaletra  auch bei schweren, durch Coronaviren verursachten Infektionen, inklusive SARS-CoV-2, wirksam sein könnte. (t/Foto: imago images / imagebroker)


Was wird in China getestet?

Das chinesische Clinical Trials Register Interventionsstudien listet (Stand: 12. April 2020) rund zwanzig Studien,unter anderem mit folgenden Vergleichsmedikationen:

  • Lopinavir/Ritonavir vs. Standardbehandlung, (ChiCTR2000030187, ChiCTR2000030117 ChiCTR2000029539, ChiCTR2000029308),
  • Lopinavir/Ritonavir + Interferon gegen Standardbehandlung (ChiCTR2000031196),
  • Lopinavir/Ritonavir + rekombinantes Interferon alpha-2b vs. dieselbe Kombination + Arbidol (ChiCTR2000030854)
  • Lopinavir/Ritonavir vs. Carrimycin (ChiCTR2000029867)
  • Lopinavir/Ritonavir vs. Chloroquinphosphat (ChiCTR2000029609, ChiCTR2000029741
  • alpha-Interferon-Aerosol vs. Kombination mit Lopinavir/Ritonavir oder mit Favipiravir (ChiCTR2000029600)
  • Interferon alpha-1b + Ribavirin + vs. Interferon alpha-1b + Lopinavir/Ritonavir vs. Kombination aus allen dreien (ChiCTR2000029387)
  • Im Rahmen eines integrativen Ansatzes der westlichen und der traditionellen chinesischen Medizin wird daneben auch untersucht, ob die TCM-Zubereitung Qing-Wen Bai-Du-Yin zusätzlich zu Lopinavir/Ritonavir in Kombination mit humanem Interferon alpha-2b etwas bringt (ChiCTR2000030166).

Es ist schwierig bis unmöglich, aus diesem Flickenteppich an Prüfansätzen Voraussagen für die Wirksamkeit oder die Überlegenheit von Lopinavir/Ritonavir gegenüber anderen Wirkstoffen abzuleiten. Viele Studien rekrutieren gerade erst ihre Patienten. Manche haben noch nicht einmal damit begonnen. Hier ist also noch einiges an Geduld gefragt.

Mehr zum Thema

Wirkstoffkandidaten gegen SARS-CoV-2

Ivermectin als neuer Hoffnungsträger?

Suche nach Therapien gegen COVID-19

Camostat bald in klinischen Studien gegen SARS-CoV-2

Härtefallregelung in Indien

In Indien hat die zentrale Drugs Standard Control Organization ein Protokoll für die eingeschränkte, versuchsweise Gabe von Lopinavir/Ritonavir-Kombinationen über 14 Tage bei symptomatischen COVID-19-Patienten genehmigt. Hiervon sollen zunächst im Krankenhaus behandelte erwachsene Patienten mit einer im Labor bestätigten SARS-CoV-2-Infektion und besonderen Risikofaktoren profitieren können. Das Programm wird wissenschaftliche begleitet und soll gegebenenfalls in ein kontrolliertes Studiendesign übergehen.

Auch in Europa ist ein solcher Einsatz gegen COVID-19 möglich, bislang jedoch nur in Form eines individuellen Heilversuchs unter der Verantwortung des einzelnen Arztes.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.