Lopinavir/Ritonavir gegen COVID-19

Welche Studien laufen mit Kaletra?

Remagen - 15.04.2020, 13:45 Uhr

In-vitro-Untersuchungen und erste klinische Daten deuteten darauf hin, dass Kaletra  auch bei schweren, durch Coronaviren verursachten Infektionen, inklusive SARS-CoV-2, wirksam sein könnte. (t/Foto: imago images / imagebroker)

In-vitro-Untersuchungen und erste klinische Daten deuteten darauf hin, dass Kaletra  auch bei schweren, durch Coronaviren verursachten Infektionen, inklusive SARS-CoV-2, wirksam sein könnte. (t/Foto: imago images / imagebroker)


SOLIDARITY, DISCOVERY, RECOVERY usw.: Diese Studien laufen

Das muss also noch lange nicht „der Weisheit letzter Schluss“ zu dem HIV-Medikament gegen COVID-19 sein.

  • Die WHO setzt nun auf eine größere Zahl an Studienteilnehmern und hofft auf positive Ergebnisse. Diese sollen aus der SOLIDARITY-Studie gewonnen werden, die vier Behandlungsansätze, darunter auch Grundbehandlung + Lopinavir/Ritonavir sowie Grundbehandlung + Lopinavir/Ritonavir + Beta-Interferon, untersucht. Beta-Interferon gehört zu den Medikamenten der ersten Wahl zur Basistherapie der schubförmigen Multiplen Sklerose (MS). Den deutschen Teil der Studie, an der zahlreiche Länder mitwirken, koordinieren das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) und das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL).
  • Parallel dazu hat in der EU die Studie DISCOVERY mit sehr ähnlichem Aufbau begonnen, an der 3.200 Patienten aus Deutschland, Belgien, Frankreich, Luxemburg, den Niederlanden, Spanien, Schweden und UK teilnehmen sollen. Die französische Forschungsorganisation INSERM, die die Aktivitäten koordiniert, betont den adaptiven Ansatz als große Stärke der Studie. Hiernach können ineffektive experimentelle Behandlungen sehr schnell fallen gelassen und durch andere ersetzt werden, die sich aus den aktuellen Forschungsaktivitäten herauskristallisieren. Zu den fünfen Armen gehören auch die Grundbehandlung + Lopinavir/Ritonavir sowie Grundbehandlung + Lopinavir/Ritonavir + Beta-Interferon.
  • Weiterhin ist die fixe Kombination in die große fünfarmige Studie RECOVERY der Universität Oxford in UK einbezogen (Lopinavir/Ritonavir vs. Dexamethason vs. Hydroxychloroquin vs Azithromycin vs. Plazebo).
  • Unter den 22 Einträgen für COVID-19-Studien mit der Kombination von Lopinavir und Ritonavir in clinicaltrials.gov (12. April 2020) fällt eine vierarmige Studie im kanadischen Halifax ins Auge (NCT04321993). Diese untersucht die fixe Kombination gegen Hydroxychloroquinsulfat, den Januskinase-Inhibitor Baricitinib (Olumiant®) und den entzündungshemmenden und immunsuppressiven humanen monoklonalen Antikörper Sarilumab (Kevzara®), der die proinflammatorischen und immunmodulierenden Wirkungen des Zytokins IL-6 aufhebt. Auch für Baricitinib und Sarilumab wäre es ein „repurposing“, denn beide sind in der EU seit 2017 gegen rheumatoide Arthritis zugelassen. In die Studie, für die die Rekrutierung noch nicht begonnen hat, sollen insgesamt 1000 Patienten einbezogen werden. Als Studienende wird Juli 2021 angegeben.Eine offene Kohortenstudie mit 400 Patienten, die schon am 1. Juli 2020 abgeschlossen werden soll, vergleicht die Wirksamkeit der drei Antiviralia Arbidol, Oseltamivir und Lopinavir/Ritonavir miteinander (NCT04255017).


Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.