Neues Gutachten zu Lieferengpässen

GKV-Spitzenverband fordert Meldepflicht auch für Apotheken

Berlin - 10.02.2020, 15:15 Uhr

Der GKV-Spitzenverband hat auf der Zielgeraden des GKV-FKG noch ein neues Gutachten zu Lieferengpässen vorgelegt. (m / Foto: Sket)

Der GKV-Spitzenverband hat auf der Zielgeraden des GKV-FKG noch ein neues Gutachten zu Lieferengpässen vorgelegt. (m / Foto: Sket)


GKV-Spitzenverband sieht sich bestärkt – BPI hält dagegen

„Das Gutachten bestätigt unsere Forderung, Lieferengpässe bei Arzneimitteln verpflichtend zu melden – und zwar nicht nur von den Herstellern, sondern auch von Großhändlern und Apotheken“, freut sich Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband. Bestärkt sieht sie ihren Verband auch durch die Sicht der Gutachter auf Rabattverträge. „Richtigerweise hat die Politik bei ihnen bisher keine Änderungen vorgenommen. Denn auch Rabattverträge helfen, damit sich Patientinnen und Patienten auf eine gute Versorgung mit Arzneimitteln verlassen können.“ Die Große Koalition ist aus ihrer Sicht auf einem guten Weg: „Die Politik hat bereits erkannt, dass die Kombination aus verpflichtender Meldung und Sanktion richtig und zielführend ist, wie die geplanten Änderungen am GKV-FKG zeigen.“ Durch die Ratspräsidentschaft in der EU bekomme Deutschland in der zweiten Jahreshälfte zudem die Chance, das Thema auf die Agenda zu setzen.

BPI: Anbietervielfalt stärken, Produktion in Europa stärken

Auf großes Unverständnis trifft das GKV-Gutachten dagegen in der pharmazeutischen Industrie. Die Aussage, Lieferengpässe ließen sich nicht Rabattverträgen anlasten, gehe „an der Realität vorbei“, sagte Dr. Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Pharmazeutischen Industrie (BPI). „Vielleicht liegt es daran, dass in dem als Quelle zitierten Gutachten aus Österreich nur sieben Wirkstoffe in unterschiedlichen Ländern untersucht wurden. Betrachtet man das Problem tiefgehender und mit dem Fokus auf Deutschland, dann wird das Gegenteil deutlich: Nach der Scharfschaltung der Arzneimittel-Rabattverträge im Jahr 2007 ist im rabattvertragsgeregelten Markt eine Marktkonzentration eingetreten, die die Arzneimittelversorgung massiv beeinträchtigt“. Das, so Joachimsen, habe bereits im März 2019 ein vom BPI vorgelegtes Rechtsgutachten gezeigt

Verantwortlich dafür seien politisch hausgemachte Rahmenbedingungen: Immer weniger Anbieter müssten auf noch weniger Wirkstoffhersteller zurückgreifen, weil die großen Kassen durch ihre Marktmacht den Preis beeinflussten. Der ohnehin starke globale Kostendruck durch regulatorische Auflagen sowie gestiegene Rohstoff-, Energie- und Personalkosten werde durch „ausufernde und zunehmend exklusive Rabattverträge“ noch zusätzlich verstärkt. „Im Ergebnis sinkt die Vielfalt und Zahl der Hersteller, welche im Falle von Lieferengpässen die fehlenden Kapazitäten ausgleichen könnten. Dies ist objektiv messbar und auch marktwirtschaftlich logisch“, so Joachimsen. Er ist überzeugt, dass über kurz oder lang auch die Rabattverträge umgestaltet werden müssen. Verschärfte Melde- oder Lagerpflichten seien „gut gemeint, verhindern aber leider keinen Lieferengpass“. Nachhaltiger sei es, die Anbietervielfalt zu stärken und Produktion in Europa zu fördern.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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13 Kommentare

Rabattverträge und Versorgungssicherheit

von Rita Längert am 11.02.2020 um 11:26 Uhr

hiermit melde ich die aktuellen nicht lieferbaren AOK-Rabattarzneimittel: Pantoprazol 20 (Aristo,Heumann,Puren); Telmisartan ( Heunet);Candesartan (TAD,Mylan,Heunet), Moxonidin (Heunet)
sorry ich muss in den HV um die Nichtlieferbarkeit zu erklären.
PS: Heunet/Heumann produziert Ihr noch oder seit Ihr im Urlaubsmodus?

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gutachten und melderegister

von pille62 am 11.02.2020 um 10:33 Uhr

...........parallel Importe in Länder mit höherem Preisniveau sorgen für Versorgungsengpässe und nicht die Rabattverträge!
Nada schau an.Welcher Trottel liefert knapper werdende Ware in Länder, wo das Preisnivau durch Rabattverträge nach unten geknebelt wird.
Das können nur die Kleinbürger glauben, die in der deutschen GKV tätig sind.
Leute wacht mal auf, wir sind ein interessanter Markt, aber kein Top Markt mehr.

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Oh Kanada!

von Stefan Haydn am 11.02.2020 um 9:21 Uhr

Offenbar sind die Kanadier uns bei der Analyse von Problemen deutlich überlegen, oder doch intelligenter?

Die Kanadier haben alsHauptgrund für ihre 2000 nicht lieferbaren Arzneimittel die Oligopolisierung bei den Herstellern ausgemacht.
Diesen Prozess beobachten wir Apotheker ja auch schon seit Jahren und ich zumindest mit Sorge, da sich seitdem die Lieferausfälle häufen, sogar im OTC-Bereich.

Den GKV-Granden geht dies nicht in den Kopf, da man sonst zugeben müsste, dass Sparwahn solche Entwicklungen noch befeuert und man ein Hauptverursacher dieser Prozesse ist, ggf. sogar noch als Brandbeschleuniger wirkt.

Für aufmerksame Apotheker war bereits vor 4! Jahren abzusehen wohin dieses System steuert.
Für hochbezahlte KK-Funktionäre offenbar nicht.
Vielleicht sollten mehr Apotheker und Hausärzte in Führungspositionen gehoben werden um dieses Gesundheitsystem vor dem "an die Wand fahren" zu retten.

Voraussetzung: Mindestens 5 Jahre Erfahrung in der Offizin oder hausärztlichen Praxis.

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Fehlinformationen

von Thomas Kerlag am 11.02.2020 um 7:11 Uhr

"Denn auch Rabattverträge helfen, damit sich Patientinnen und Patienten auf eine gute Versorgung mit Arzneimitteln verlassen können.“

Propaganda aus!

Durch dir Rabattverträge kommt es regelmäßig zu
Medikatinsfehlern! Weiß der Praktiker!
Wie wäre es, wenn man zur Entspannung der Situation angemessene Preise zahlen würde.

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AW: Fehlinformationen

von Karl Friedrich Müller am 11.02.2020 um 8:40 Uhr

angemessene Preise? Wem?
Den Herstellern?
Wie wäre es mal mit uns Apotheken? 5 oder 6 Mrd € Ersparnis der KK durch unsere Arbeit!
Wir möchten mindestens die Hälfte davon.
(das ist nun kein Spaß)
Die Arbeit damit haben wir!

Ich hatte einen (Alp)-Traum ... Wuhan zu Besuch im Berliner Regierungsviertel?

von Christian Timme am 11.02.2020 um 6:39 Uhr

Aus aktueller Sicht und dem Stand verschiedener Dinge in der deutschen Gesundheitspolitik ... und nicht nur ... nur ein ... Gedanke aus einem Traum. Plötzlich hätten wir "Blitzentscheidungen" ... geprägt von der eigenen Angst um ein in Ignoranz und Arroganz "aufgegangenes Politikerdasein" ... verschiedenste Biotope ... der Bundestag ... unsere geliebte ABDA ... plötzlich "lichten sich die Reihen"?. Welch ein Schicksalsschlag für eine Nation von ehemaligen Dichtern und Denker ... die so schnell schon wieder vergessenen haben ... in einer Stadt wie Berlin ... für was SIE gewählt wurden und was IHRE Aufgabe ist. Die Gedanken einschließlich der Täumen sind frei ... noch oder doch nicht? ... Wir werden es sehen ...

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Wir melden sowas. Schon lange!

von Andreas P. Schenkel am 10.02.2020 um 21:24 Uhr

Wir Apotheken melden den GKV doch schon lange die Lieferengpässe. Dies sieht jeder von uns mindestens drölfmal in jeder Arbeitsstunde: 02567024.
Ist eine PZN, mit Faktoren 2,3, und 4 melden wir fortwährend, was an Arznei nicht zu kriegen ist. Ihr GKV habt die Daten schon. Was ist also das Problem?

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Meldepflicht

von Dr. Alfred Stuhler am 10.02.2020 um 18:46 Uhr

Ohne entsprechende Bezahlung für den Aufwand melde ich überhaupt nichts und schon gar nicht irgendeinen Datenmüll der das Problem nicht beseitigt.
Unser Problem ist nur, dass die ABDA, in Person unseres Präsidenten, dann fragen wird:
Wie oft und bis wann braucht ihr die Meldungen, und darf ich sie persönlich vorbeibringen ?

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Noch mehr unbezahlte Verpflichtungen?

von Heiko Barz am 10.02.2020 um 18:43 Uhr

Solange der GKV Verband sicher sein kann, dass mit Deutschen Apothekern ohne jede Konsequenz ALLES auch noch so Widerwärtiges angestellt werden kann, wundert mich diese Impertinente Forderung nach unbezahlter Arbeitsanmaßung im Auftrag der GKV in keiner Weise.

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Und wieder mal nichts kapiert !

von ratatosk am 10.02.2020 um 18:32 Uhr

1.Es hilft nichts zu melden, wenn es niemanden mehr gibt der es herstellen kann.
2. Wer ein Lager aufbauen würde, hat bei der GKV schon verloren, da Lager Geld kostet und damit der Zuschlag verlorengeht, da Lieferfähigkeit eben kein !! gewürdigtes Kriterium der GKV ist. Da können sie sich Gutachten kaufen wie sie wollen.
Ist kaum mehr einfacher zu formulieren, damit es evt. die Politik oder die GKV begreifen könnte, oder sie wollen es gar nicht, so doof kann eigentilch ja keiner sein.

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Apotheken

von Karl Friedrich Müller am 10.02.2020 um 16:11 Uhr

wollen erst mal mehr Geld. Mindestens Inflationsausgleich für 15 Jahre.

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AW: Apotheken

von Roland Mückschel am 10.02.2020 um 17:34 Uhr

Gar köstlicher Scherz Herr Müller!

AW: Apotheken

von Karl Friedrich Müller am 10.02.2020 um 18:36 Uhr

find ich auch, Herr Mückschel. hihihi
Ohne Witze kommt man so gar nicht mehr zurecht
(leider kann man hier keine Emojis eingeben. Das würde manches erleichtern.)

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