Apothekerforum Brandenburg

ABDA-Jurist Tisch warnt vor Vor-Ort-Offensive der EU-Versender

Wittenberge - 28.10.2019, 16:14 Uhr

Olaf Behrendt, Vorsitzender des Apothekerverbands Brandenburg, bemühte sich, die politischen Geschehnisse der vergangenen Monate in diplomatische Worte zu fassen. (Foto: Apothekerverband Brandenburg) 

Olaf Behrendt, Vorsitzender des Apothekerverbands Brandenburg, bemühte sich, die politischen Geschehnisse der vergangenen Monate in diplomatische Worte zu fassen. (Foto: Apothekerverband Brandenburg) 


Hat Spahn seinen Amtseid richtig verstanden? 

Dass die Lage in den vergangenen zwölf Monaten nicht einfach war – und es nach wie vor nicht ist –, machte auch der Vorsitzende des Brandenburger Apothekerverbands, Olaf Behrendt, in seinem Bericht zur Mitgliederversammlung deutlich. Er skizzierte kurz die Entwicklungen seit dem Deutschen Apothekertag 2018: Vor einem guten Jahr hatte Spahn noch keine konkreten Vorschläge im Gepäck, wie er die Schieflage beenden will, die das Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom Oktober 2016 in die Apothekenlandschaft gebracht hat. Im Dezember des vergangenen Jahres erklärte er dann der ABDA-Mitgliederversammlung, das im Koalitionsvertrag verankerte Rx-Versandverbot nicht umsetzen zu wollen und legte Eckpunkte für seine Reformideen vor. In der Folgezeit wurde hart gerungen – wie kann ohne Rx-VV die Gleichpreisigkeit wiederhergestellt werden? Und reicht es, wenn das nur im GKV-Bereich geschieht? „Noch nie gab es so viele außerordentliche Sitzungen und Telefonkonferenzen“, erklärte Behrendt. Und die Stimmung bei den Beteiligten sei dabei „nicht auf dem besten Level“. Verband und Kammer in Brandenburg forderten schon im vergangenen März, zum Rx-Versandverbot zurückzukehren

Im September legte dann der Bundesrat seine Stellungnahme zum VOASG vor – ebenfalls mit der Forderung nach einem Rx-Versandverbot. Behrendt schilderte die Situation auf dem diesjährigen DAT, an dem über zwei Tage über einen Antrag diskutiert wurde, in dem diese Länder-Stellungnahme aufgegriffen werden sollte. Am Ende einigte man sich auf eine Formulierung, die bei Spahn, der einen Tag darauf beim DAT erschien, allerdings nicht gut ankam. Seine Botschaft war nun: Wenn die Apotheker meinen, mit den Ländern besser zu fahren, könnten sie auf das Initiativrecht des Bundestags zur Gesetzgebung setzen – doch er selbst werde dann seine Arbeit am VOASG einstellen. Ein Verhalten, das viele irritierte. Auch Behrendt unterstrich: „Die Hauptversammlung der Apothekerinnen und Apotheker ist nicht dazu da, den Minister zu amüsieren, sondern die eigenen Forderungen vorzubringen“. Was der Gesetzgeber dann daraus mache, stehe im frei. „Wenn sich aber ein Minister hinstellt und sagt, ‚dann stelle ich meine Arbeit ein‘, dann hat er vielleicht seinen Amtseid nicht richtig verstanden“, so der Verbandschef.

Doch nun heißt es ohnehin abwarten, schließlich wartet der VOASG auf eine Stellungnahme der EU-Kommission. Ein wenig optimistisch stimmte Behrendt der „Mission Letter“ der designierten EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen an die künftige EU-Gesundheitskommissarin. Darin weise sie unter anderem darauf hin, dass das Subsidiaritätsprinzip eingehalten werden müsse.

Reimporte, Securpharm und E-Rezept

Behrendt sprach überdies weitere Punkte an, die in den vergangenen Monaten bewegten. Das große Problem der Lieferengpässe etwa. Die Apotheken täten alles, um die Versorgung aufrecht zu erhalten – doch nun sieht der Verbandschef auch die Politik in der Pflicht. Ein weiteres Ärgernis sei die misslungene neue Importförderklausel, die nun dazu führe, dass mehr Importe abgegeben werden denn je. Was das neue Fälschungsschutzsystem Securpharm betrifft, erklärte Behrendt, das dieses immerhin reibungsloser laufe als zunächst befürchtet – zumindest der Apothekenserver funktioniere gut, der Herstellerserver allerdings weniger. Auch die geplante Patienten-Web-App des DAV sei auf einem guten Weg. Behrendt verwies darauf, dass schon in den nächsten Wochen ein Modellprojekt in Berlin starten werde, bei dem Spahn demnächst ein erstes E-Rezept einlösen werde.

Abschließend betonte der Verbandsvorsitzende, dass es gerade jetzt wichtig sei, Kräfte zu bündeln. Glücklicherweise sei der vor einigen Jahren mit der Landesapothekerkammer laufende Kleinkrieg mittlerweile überwunden und die Zusammenarbeit hervorragend. Aber auch mit den Berliner Kollegen arbeite man gut zusammen und habe schon einiges angestoßen.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Diesen Artikel teilen:


2 Kommentare

Warnungen

von Roland Mückschel am 29.10.2019 um 9:43 Uhr

Danke Herr Tisch für Ihre Warnungen.
Ich hatte mich immer gefragt wofür ich Sie
bezahle.
Jetzt weiss ich es.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ach

von Christiane Patzelt am 28.10.2019 um 19:25 Uhr

Herr Tisch - wenn Sie Ihren Job vorm EuGh-Urteil vernünftig gemacht hätten, müssten Sie jetzt hier nicht Dinge erzählen, die meine Tochter schon mit 4 Jahren sehen kann!

Sie und die ABDA sind doch die Beerdigungsgesellschaft unserer vor-Ort-Apotheken und haben uns täglich das Arsen gereicht!
Sie haben so richtig Glück, dass ich in München war...

Und soll ich Ihnen noch was für Ihre künftige Gruselrede sagen? Die OTC werden innerhalb der nächsten 8 Jahre in die Drogerien/Supermärkte verschwinden und die Kette ist noch schneller Gesetz! Abgabeautomaten? In 4-6 Jahren sind die überall....Aber Hauptsache, Sie kehren täglich in Ihr Apothekerhaus in Berlin, wo noch nie ein tatsächlich täglich in der Apotheke stehender Apotheker/in einen Fuß reinsetzen durfte -- reicht ja, wenn wir den Bums bezahlen!

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.