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Apothekerforum Brandenburg
ABDA-Jurist Tisch warnt vor Vor-Ort-Offensive der EU-Versender
Präsenzapotheke, Botendienst, Versandhandel: Die Grenzen verwischen
Tisch zeigte auf, dass die großen EU-Versender bereits neue Multi-Channel-Konzepte aufbauen. Der Chef der Schweizer Zur Rose-Gruppe, Walter Oberhänsli, habe schon verschiedentlich deutlich gemacht, dass er sich nicht auf den Versandhandel beschränken möchte. Er wolle alle Kanäle bespielen und dabei auch Präsenzapotheken einbeziehen. So habe er bereits Plattformen in Frankreich und Spanien erworben, über die Arzneimittel bestellt werden können, die dann von kooperierenden Präsenzapotheken ausgeliefert werden.
Damit löse Oberhänsli „das Problem der letzten Meile“, die für den Versandhandel das teuerste sei, erklärte Tisch. Die Apotheken seien dann nur noch Zusteller – und würden auch nur dafür bezahlt. Ein anderer Punkt: die „Prescription Corner“, in der Rx-Arzneimittel in einem Bereich eines Supermarkts ausgegeben werden. Das gehe hierzulande im Moment nicht, betonte Tisch, auch nicht mit den jetzt vorliegenden Reformplänen. Denn es ist nicht erlaubt, außerhalb von Großhandlungen oder Apotheken Arzneimittel zu lagern. Aber: In der Schweiz gibt es bereits Modellversuche von Zur Rose in Migros-Märkten. Und in Deutschland gebe es immerhin schon Strukturen, die für eine Weiterentwicklung bereits stünden, wenn sich das Gesetz ändert: So biete DocMorris seine Boni schon seit Jahren auf Rewe-Kassenzetteln an.
Was ist jetzt nötig?
Und so hat die ABDA auch weiterhin sehr konkrete Forderungen. Unter anderem müsse das Verbot der Lagerung von Arzneimitteln außerhalb von Apotheken erhalten bleiben. Automatisierte Ausgabestationen müssten ausnahmslos an Apothekenbetriebsräume gebunden bleiben, damit nicht entsprechende Einrichtungen von Versandanbietern Platz griffen. Auch dürften Ausgabestationen nicht automatisiert bestückt werden, um kein weiteres Hüffenhardt heraufzubeschwören. Wichtig ist der ABDA zudem, dass das Makel-Verbot für E-Rezepte noch kommt – und zwar eines, das nicht nur Krankenkassen und Ärzte, sondern auch Dritte adressiert. Und: All diese maßgeblichen Regelungen müssten in ihrer Wirkung auf Versender erstreckt werden, so Tisch. Denn was nutzen neue Reglementierungen, die am Ende nur die nationalen Apotheken betreffen?
Tischs Fazit: „Es ist eine spannende Zeit mit unglaublichen Herausforderungen“. Die ABDA habe sich viel Mühe gegeben, um Verbesserungen zu erreichen – das sehe man in ihren Stellungnahmen zu den Gesetzen und Verordnungen. Aber ab einem bestimmten Punkt würden solche Gesetzgebungsverfahren unkontrollierbar, so der ABDA-Jurist. Dann, wenn sich auch weitere interessierte Gruppen in den Diskussionsprozess einbringen. Denn unterschiedliche Marktbeteiligte hätten eben auch unterschiedliche Interessen. Jetzt müsse die Politik entscheiden. Dennoch hoffe die ABDA, weitere Verbesserung erreichen zu können. „Da wartet noch sehr, sehr viel Arbeit“, so Tisch. Sein abschließender Rat: Die Apotheker sollten „mit Bewusstsein für die Schwierigkeit der Lage, aber nicht ohne Optimismus in die Zukunft schauen“.
2 Kommentare
Warnungen
von Roland Mückschel am 29.10.2019 um 9:43 Uhr
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Ach
von Christiane Patzelt am 28.10.2019 um 19:25 Uhr
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