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Was hilft bei Schwangerschaftsübelkeit?

Stuttgart - 02.10.2019, 12:14 Uhr

Ondansetron sollte im ersten Trimenon aufgrund eines erhöhten Risikos orofazialer Fehlbildungen beim Kind vermieden werden. Eine Zulassung hat Ondansetron nicht zur Behandlung von Schwangerschaftsübelkeit. ( r / Foto: Drobot Dean / stock.adobe.com)

Ondansetron sollte im ersten Trimenon aufgrund eines erhöhten Risikos orofazialer Fehlbildungen beim Kind vermieden werden. Eine Zulassung hat Ondansetron nicht zur Behandlung von Schwangerschaftsübelkeit. ( r / Foto: Drobot Dean / stock.adobe.com)


Medikamente gegen die Übelkeit – das sagt Embryotox

Im besten Fall helfen bereits Präparate mit Pyridoxin (Vitamin B6) oder Ingwer (Cave: Ingwer sollte nur im ersten Trimenon angewendet werden. Viele Ärzte und Hebammen raten vom Genuss frischen Ingwers oder Ingwertees ab dem zweiten Trimenon ab, da dieser eine wehenfördernde Wirkung hat.). Auch klassische sedierende Antihistaminika mit antiemetischer Komponente wie Doxylamin, Dimenhydrinat oder Diphenhydramin, auch in Kombination mit Pyridoxin, können den Betroffenen helfen.

Pyridoxin (Vitamin B6)

Der in Deutschland empfohlene Bedarf an Pyridoxin beträgt für Schwangere ab dem vierte Monat und Stillende etwa 1,9 mg/Tag. Die Konzentrationen von Pyridoxin beim Feten sind aufgrund eines aktives Transports durch die Plazenta etwa doppelt so hoch wie bei der Mutter. Pyridoxin wurde beziehungsweise wird zusammen mit Doxylamin in den USA beziehungsweise Kanada sehr häufig bei Hyperemesis gravidarum eingesetzt. Hinweise auf eine teratogene Wirkung des Pyridoxins bestehen nicht. In Deutschland ist das Vitaminpräparat Nausema® erhältlich. Es enthält die Vitamine B6, B1 und B12 in der erforderlichen Dosierung. Durch die Aufnahme von Vitamin B6 (Pyridoxin) sollen überschießende Hormonproduktionen abgefedert werden. Zudem unterstützt das Vitamin zusammen mit Vitamin B12 (Cobalamin) ein normal funktionierendes Immunsystem und die normale Bildung der roten Blutkörperchen. Zur Therapie einer Hyperemesis sollte eine Tagesdosis von 80 mg/Tag nicht dauerhaft überschritten werden.

Dimenhydrinat (Vomex A®, Vomacur® u.v.m.)

Eines der bekanntesten Antihistaminika zur symptomatischen Therapie von Übelkeit und Erbrechen ist Dimenhydrinat (Vomex A®, Vomacur® u.v.m.) Der Erfahrungsumfang in der Schwangerschaft wird von Embryotox als hoch eingestuft. Umfangreiche Untersuchungen haben für keines der weit verbreiteten Antihistaminika mit langer Markterfahrung, wie zum Beispiel Diphenhydramin den früher geäußerten Verdacht auf teratogene Effekte beim Menschen bestätigt. Dimenhydrinat sollte im dritten Trimenon wegen seiner möglichen kontraktionsfördernden Wirkung auf den Uterus gemieden werden. Nach langfristiger Anwendung einiger älterer Antihistaminika (wie Diphenhydramin oder Hydroxyzin) bis zur Geburt wurden in Einzelfällen beim Neugeborenen Entzugssymptome wie Zittrigkeit und Diarrhö beschrieben. Die vorübergehende Anwendung von Dimenhydrinat in der Schwangerschaft ist akzeptabel, falls kein Risiko für eine Frühgeburt besteht.

Doxylamin (Cariban®, Hoggar Night®, Schlafsterne®, Sedaplus® und weitere)

Doxylamin ist ein Antihistaminikum der ersten Generation mit einem ausgeprägten sedierenden Effekt. Es wird zur Kurzzeitbehandlung von Schlafstörungen und Schwangerschaftserbrechen eingesetzt. Doxylamin, meistens in Kombinationspräparaten unter anderem mit Pyridoxin, wurde fast 30 Jahre weltweit zur Therapie bei Schwangerschaftserbrechen eingesetzt. Das Präparat wurde 1983 freiwillig durch den Hersteller vom Markt genommen, da der Verdacht auf teratogene Wirkungen geäußert worden war. Große Metaanalysen zeigten jedoch kein erhöhtes Fehlbildungsrisiko. In Kanada wird Doxylamin in Kombination mit Pyridoxin als Mittel der Wahl bei Schwangerschaftsübelkeit und -erbrechen angewendet, in den USA ist es seit 2013 offiziell wieder zugelassen und in Deutschland für diese Indikation erstmalig seit 2019. Seit Juni 2019 wird das rezeptpflichtige Cariban® in der Lauer-Taxe gelistet.

Diphenhydramin (Betadorm®, Emesan® u.v.m.)

Diphenhydramin gehört ebenfalls zu den Antihistaminika der ersten Generation. Aufgrund der ausgeprägten sedierenden Wirkung wird es heute hauptsächlich als Schlafmittel eingesetzt. Diphenhydramin kann in den ersten beiden Schwangerschaftsdritteln eingesetzt werden.



Cornelia Neth, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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