Beratungsquickie

Was Apotheker über Lactoseintoleranz wissen sollten

Bonn - 22.08.2019, 10:15 Uhr

Verursacht Lactose in Arzneimitteln Beschwerden bei Lactoseintoleranz? Was ist der Unterschied zwischen primärer und sekundärer Lactoseunverträglichkeit und welche Therapiemöglichkeiten gibt es? im zweiten Teil der DAZ.online-Serie zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten geht es um Lactoseintoleranz. (Foto: glisic_albina / stock.adobe.com)

Verursacht Lactose in Arzneimitteln Beschwerden bei Lactoseintoleranz? Was ist der Unterschied zwischen primärer und sekundärer Lactoseunverträglichkeit und welche Therapiemöglichkeiten gibt es? im zweiten Teil der DAZ.online-Serie zu Nahrungsmittelunverträglichkeiten geht es um Lactoseintoleranz. (Foto: glisic_albina / stock.adobe.com)


Primäre und sekundäre Lactoseintoleranz: der Unterschied

Die primäre (adulte) Lactoseintoleranz ist der weltweit häufigste Enzymmangel. Wie bei allen Säugetieren sinkt beim Menschen die Produktion der Lactase nach dem Abstillen durch die Entwöhnung von der Muttermilch. Hauptsächlich wird eine Milchzuckerunverträglichkeit also mit der Zeit erworben und verschlechtert sich oft über die Jahre (endemi­sche Lactoseintoleranz). Dieser Vorgang ist nicht reversibel. In Deutschland leiden ca. 15 Prozent der Bevölkerung an einer primären (genetisch bedingten) Lactoseintoleranz.

In seltenen Fällen liegt die Ursache für Lactoseunverträglichkeit in einem Gendefekt und ist somit angeboren (kongenitaler Lactasemangel). Frühchen können eine kurzzeitige Into­leranz aufweisen, wenn zum Zeitpunkt ihrer Geburt die Enzymaktivität der Lactase noch nicht vollständig ausgereift ist (entwicklungsbedingte Lactoseintoleranz).

Beim angeborenen Lactasemangel ist es besonders wichtig, eine komplett lactosefreie Ernährung einzuhalten. Besonders auf Babys und Kleinkinder ist zu achten, da bei ihnen Durchfälle leicht zu Dehydrierung führen können.

Sekundäre Lactoseintoleranz reversibel

Ein sekundärer Lactasemangel kann sich durch Schädigung des Dünndarmepithels (Ort der Lactasesynthese), zum Beispiel bei einer Zytostatika- oder Antibiotikatherapie oder bei Patienten mit Zöliakie oder Morbus Crohn, manifestieren. Auch eine bakterielle Fehlbesiedlung des Dünndarms oder ein chronischer Alkoholmissbrauch sind Gründe für die Abnahme der Lactase­-Aktivität. Infolgedessen kann der Milchzucker nicht mehr verdaut werden. Dies ist prinzipiell reversibel und damit besteht nach Beseitigung der Ursache die Chance, dass Lactose nach einiger Zeit wieder gut vertragen wird.

Lactosetoleranz ermitteln

Die Therapie ist nur durch eine entsprechende Diät möglich. Je nach Schweregrad muss eine lactosearme oder sogar lactosefreie Diät eingehalten werden.

Da die meisten Kunden mit Lactoseintoleranz immer noch eine Restaktivität des Enzyms aufweisen, sollte individuell die eigene Lactose­toleranzschwelle ermittelt werden, damit man nicht unbedingt vollständig auf Lactose verzichten muss. Hierbei stimmt der Patient seine individuelle Dosis an Lactaseeinheiten nach dem Lactosegehalt der Nahrungsmittel ab.

Das ist in der Praxis allerdings nicht so einfach weil in Fertiglebensmitteln oder nicht selbst zubereiteten Speisen die enthaltene Lactose­menge nicht eindeutig möglich ist. Vorsicht ist vor allem angebracht bei Fertigsoßen, Tütensuppen, Fisch­ und Wurstprodukten, Backwaren und Gewürzmischungen. In Zutatenlisten muss auch auf die Bezeichnungen Milch­ oder Molkepulver, Käse, Rahm und Schokolade geachtet werden, denn hier verbirgt sich ebenfalls der Milchzucker.

Durch den dauerhaften Verzicht auf Milch(produkte) steigt infolge der geringeren Calciumzufuhr das Risiko für Osteoporose an. Dem kann man durch den Verzehr lactosefreier, calciumhaltiger Nahrungsmittel oder calciumreicher Mineralwasser entgegen wirken.



Lars Peter Frohn, Apotheker, Autor DAZ.online
radaktion@daz.online


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