E-Rezept-Themenwoche

Wie ist der aktuelle Stand beim E-Rezept?

Berlin - 19.08.2019, 07:00 Uhr

Apotheker sollen E-Rezepte künftig in ihrer Apothekensoftware aufrufen können. Aber was muss noch passieren, damit E-Rezepte nicht nur in Modellprojekten, sondern auch flächendeckend angewendet werden können? (s / Foto: imago images / Panthermedia)

Apotheker sollen E-Rezepte künftig in ihrer Apothekensoftware aufrufen können. Aber was muss noch passieren, damit E-Rezepte nicht nur in Modellprojekten, sondern auch flächendeckend angewendet werden können? (s / Foto: imago images / Panthermedia)


Finanzielle Unterstützung, Zeitplan

Wie sieht es zeitlich bei der TI-Anbindung aus und welche Probleme könnte es geben?

Damit alle Apotheken bis Ende September 2020 an die TI angeschlossen sind, muss noch sehr viel passieren. Bislang ist noch keine einzige Apotheke an dieses System angeschlossen, auch die Hardware und die Karten sind noch nicht „verteilt“. Die folgenden Hürden müssen noch bewältigt werden:

Ein Modellprojekt. Ende dieses Jahres oder Anfang des kommenden Jahres soll die TI-Kommunikation zwischen Ärzten und Apothekern in Westfalen-Lippe in einem Modellprojekt getestet werden. 75 Ärzte und 15 Apotheken sollen teilnehmen. Die Heilberufler sollen bis dahin mit allen nötigen Geräten und Karten ausgestattet werden. Getestet wird dort allerdings nicht das E-Rezept, sondern zunächst der E-Medikationsplan, der noch vor dem E-Rezept als Pflichtanwendung der elektronischen Gesundheitskarte flächendeckend ausgerollt werden soll. Anschließend muss dieses Projekt auch noch evaluiert werden. Nach Informationen von DAZ.online zeigt sich aber schon bei diesem Projekt, das es bislang nur einige wenige Hersteller gibt, die die benötigte Hardware herstellen. Ob diese Hersteller rechtzeitig zum Projektstart ein Gerät fertigstellen, ist derzeit noch offen.

Das Problem mit den Konnektoren. Apotheken erhalten schon jetzt mehrfach Angebote von Software-Häusern, die ihnen einen rabattierten Anschluss an die TI samt Einrichtung des Konnektors und der Software rabattiert empfehlen. In den Verbänden sieht man das allerdings skeptisch: Denn einerseits ist die TI noch gar nicht soweit, das man schon jetzt fertige Lösungen verkaufen könnte. Und andererseits gibt es im Markt derzeit schlichtweg noch keine sogenannten E-Health-Konnektoren, die zur TI-Anbindung in den Apotheken benötigt werden. Und das ist auch schon das größte Problem: Hört man sich im Apothekerlager um, ist derzeit die größte Sorge, dass die Hardware-Hersteller noch keinen geeigneten Konnektor auf den Markt gestellt haben, der den Anforderungen der Apotheken-Anbindung gerecht wird. Es soll zwar drei Anbieter geben. Die vertreiben derzeit offenbar aber ein Modell, das in der aktuellen Variante nicht von den Kassen refinanziert wird. Allerdings erklären die Hersteller sowie der GKV-Spitzenverband, dass diese Konnektoren durch ein Update geeignet und auch förderfähig sind. 

Der HBA. Auch die Heilsberufsausweise sind noch längst nicht an die Apotheker verteilt. Dem Vernehmen nach haben die Kammern – zumindest in Einzelfällen – auch hier Probleme, den passenden Hersteller zu finden, da es nur wenige Unternehmen gibt, die solche Leistungen anbieten.

 

Gibt es für Apotheker finanzielle Hilfen für diese Anschaffungen?

Ja. Apotheker und Kassen wurden gesetzlich dazu aufgefordert, eine „Vereinbarung zum Ausgleich der erforderlichen erstmaligen Ausstattungskosten, die den Apothekeninhabern in der Festlegungs-, Erprobungs- und Einführungsphase der Telematikinfrastruktur sowie der Kosten, die den Apothekeninhabern im laufenden Betrieb der Telematikinfrastruktur entstehen“ zu treffen. Diese Vereinbarung steht seit einigen Monaten. Konkret sollen die Apothekeninhaber eine einmalige Ausstattungs- und Einrichtungspauschalen für die TI-Anbindung nötige Hardware erhalten. Hinzu kommen regelmäßige Pauschalen für den Betrieb. Ob diese Pauschalen letztendlich auch die tatsächlichen Kosten der Apotheker für die Hardware decken, ist allerdings noch unklar, da noch keine passenden Geräte auf dem Markt sind. Hier können Sie sich die Vereinbarung nochmals genauer durchlesen.

Welche Verträge und Gesetze müssen noch geändert werden, damit das E-Rezept kommen kann?

Derzeit ist das Papierrezept noch in einigen Verträgen als einzige Verordnungs- und Abrechnungsform festgelegt. Der Gesetzgeber hat mit dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV), das kürzlich in Kraft getreten ist, dafür gesorgt, dass diese Verträge geändert werden. Einerseits sollen die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der GKV-Spitzenverband die nötigen Veränderungen im Bundesmantelvertrag der Ärzte vornehmen. Für die Apotheker relevant sind aber die notwendigen Änderungen am Rahmenvertrag, den der GKV-SV und der Deutsche Apothekerverband aushandeln. Laut GSAV haben Kassen und Apotheker sieben Monate Verhandlungszeit, sie müssen die Verträge also bis Mitte Februar geändert haben.

Außerdem wurde die Gematik mit dem GSAV beauftragt, bis zum 30. Juni 2020 die erforderlichen Maßnahmen (Spezifikationen und Zulassungsverfahren) zu schaffen, damit ärztliche Verordnungen für Arzneimittel in elektronischer Form übermittelt werden können.

Welche Erfahrungen werden mit dem E-Rezept heute schon gesammelt?

Es gibt derzeit drei Modellprojekte, in denen das E-Rezept schon angewendet wird bzw. demnächst angewendet werden wird. In diesen Projekten wurden unabhängig von der TI eigene Strukturen geschaffen, in denen digital verordnet wird. Schon 2017 startete die Online-Praxis Teleclinic gemeinsam mit apotheken.de, dem Apotheken-Dienstleister des Deutschen Apotheker Verlages, ein erstes Projekt im PKV-Bereich. Die baden-württembergischen Ärzte hatten zuvor als erste Ärztekammer das Fernbehandlungsverbot aufgehoben, Teleclinic und apotheken.de reagierten und starteten das Versorgungsmodell. Anfang des Jahres startete dann die TK in einem Hamburger Bezirk das erste E-Rezept-Modell im GKV-Bereich. Beteiligt sind bislang nur eine Praxis und eine Apotheke, allerdings hat sich mit der HEK kürzlich eine weitere Kasse angeschlossen. Das wohl größte Modellprojekt im GKV-Bereich soll in diesem Herbst allerdings unter dem Namen „GERDA“ in Baden-Württemberg starten. Beteiligt sind die Online-Praxis DocDirekt der KV Baden-Württemberg, mehrere Krankenkassen, die Apothekerkammer und der –verband sowie erneut die Teleclinic, die die Technik auf der Ärzteseite aufbaut. Das Projekt soll zunächst in den beiden Regionen Stuttgart und Tuttlingen starten, dann aber landesweit ausgerollt werden. Zudem hat auch der EU-Versender DocMorris angekündigt, eine eigene E-Rezept-Lösung zu entwickeln, gemeinsam mit dem Spitzenverband der Fachärzte.

Insbesondere die beim GERDA-Projekt gesammelten Erfahrungen können für den Aufbau der bundesweiten E-Rezept-Struktur, die in der Gematik geplant wird, noch wichtig werden. Denn hier sitzen bereits alle wichtigen Player (Ärzte, Apotheker, Softwarehäuser, Rechenzentren, Krankenkassen, etc.) und können wichtige Grundsatzfragen klären: Wie muss der Rezeptserver aufgebaut sein? Wie funktionieren die Schnittstellen zwischen Praxen und dem Server und dem Server und den Apotheken auf der anderen Seite? Und was passiert bei Sonderfällen im Verordnungsprozess? Viele dieser Erkenntnisse dürften in der Gematik genau betrachtet werden, wenn es darum geht, eine bundesweit verwendbare Infrastruktur für das E-Rezept aufzubauen.
 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

ERezept

von Förster am 27.08.2019 um 13:36 Uhr

E Rezept

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