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BAK-Mitgliederversammlung
Apothekerkammern: „Wir sind mit Spahns Reform NICHT einverstanden!“
In den vergangenen Tagen sind die Spitzen der 17 Landesapothekerkammern in Bonn zur Mitgliederversammlung der Bundesapothekerkammer zusammengekommen. Dabei wurde klar: Die Apotheker sind sich weiterhin uneins, wie sie auf die vom Bundesgesundheitsministerium geplante teilweise Streichung der Gleichpreisigkeit reagieren sollen. Einig waren sich die Kammerchefs aber in einer Sache: Dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn jetzt kommuniziert, mit den Apothekern einen Konsens herbeigeführt zu haben, sei schlichtweg falsch.
Es ist eine Sitzung der Unionsfraktion, die derzeit für Unruhe im Apothekerlager sorgt. Nach Informationen von DAZ.online soll die hessische CDU-Abgeordnete Dr. Astrid Mannes bei dieser Sitzung im Mai nochmals ihr Ansinnen vorgetragen haben, das Rx-Versandverbot aus dem Koalitionsvertrag umzusetzen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn soll daraufhin sinngemäß erklärt haben, dass er keine Notwendigkeit mehr für das Verbot sehe. Schließlich sei er sich inzwischen mit den Apothekern über einen neuen Weg einig geworden, den man nun mit dem Apotheken-Stärkungsgesetz eingeschlagen habe.
Insbesondere bei den Apothekerkammern sorgt das für Ärger. Auf der BAK-Mitgliederversammlung sprachen die Spitzen der Kammern lange darüber, wie man dieser Behauptung des Ministers begegnen könne. Die Kammerchefs erinnerten an die Beschlusslage der ABDA-Mitgliederversammlung: Die ABDA-MV hatte beschlossen, dass man das Vorhaben des BMG, die Apotheken zu stärken grundsätzlich begrüße. Das Gesetzgebungsverfahren werde man allerdings weiterhin sehr kritisch begleiten. Denn: Aus Sicht der ABDA-MV ist die geplante Streichung des Satzes zur Rx-Preisbindung für EU-Versender aus dem Arzneimittelgesetz eine konkrete Bedrohung für die Apotheken.
Kammern: Spahns Darstellung ist falsch. Es gibt keinen Konsens
Dem Vernehmen nach waren sich die Kammern einig, dass es an der Zeit sei, an diesen Beschluss zu erinnern. Die Kammerchefs wollten deutlich machen, dass Spahns Darstellung über einen angeblichen Konsens schlichtweg falsch sei. Das Mitteilungsbedürfnis der Kammern schien groß zu sein: In ungewohnter Manier berichtete der kommissarische Chefredakteur der Pharmazeutischen Zeitung, Prof. Theo Dingermann, direkt aus der BAK-Sitzung – mit deutlichen Worten: Unter der Überschrift „Kein Konsens“ schreibt Dingermann, dass es „harter Tobak“ sei, wenn die Kammern so deutlich auf Abstand zum Gesundheitsminister gehen. Schließlich habe sich die Standesvertretung mit „klaren Äußerungen eher zurückgehalten“, heißt es weiter im PZ-Kommentar. Das sind ungewohnt kritische Töne in Richtung Politik UND Standesvertretung der ABDA-eigenen PZ-Redaktion.
Ein weiteres, wichtiges Detail wird in Dingermanns „Kommentar“ jedoch nicht erwähnt: Dass es auch innerhalb des Apothekerlagers weiterhin Uneinigkeit darüber gibt, in welcher Deutlichkeit man auf den Spahn-Plan reagieren soll. Politisch ausgedrückt, gibt es weiterhin die Aufteilung in einen Realo-Flügel, der die finanziellen und strukturellen Vorteile der geplanten Apothekenreform im Vordergrund sieht und auf eine baldige Umsetzung des Apothekenstärkungsgesetzes hofft. Auf der anderen Seite gibt es Kammern – aber auch Verbände – , die eine Streichung des AMG-Satzes zur Rx-Preisbindung um jeden Preis verhindern wollen.
Sollen die Apotheker das Gesetz notfalls auch ohne AMG-Satz akzeptieren?
Diese Uneinigkeit zeigt sich an mehreren Beispielen aus: DAV-Chef Fritz Becker sagte in seinem Schluss-Statement auf dem DAV-Wirtschaftsforum in Richtung Michael Hennrich (CDU) und Edgar Franke (SPD) sinngemäß, dass die Fraktionen „wenigstens“ dafür sorgen sollten, dass die Gleichpreisigkeit für GKV-Versicherte gelten solle, wenn der AMG-Satz unbedingt gestrichen werden müsse. Ganz anders sieht dies beispielsweise die Landesapothekerkammer Hessen, die erst am gestrigen Donnerstag eine Pressemitteilung herausgab, in der die Kammer von Präsidentin Ursula Funke daran erinnert, dass die Apothekerschaft zum Rx-Versandverbot zurückkehren müsse, wenn das „alte“ Rx-Boni-Verbot aus dem AMG gestrichen werde. Auch die Bayerische Landesapothekerkammer sieht das so.
Wie sehr die Vorstellungen im Apothekerlager derzeit auseinandergehen, zeigt sich auch an der Kritik der NRW-Apotheker an der ABDA-Kommunikation. Zum wiederholten Male haben die vier Kammern und Verbände darauf hingewiesen, dass die ABDA das Ziel der Gleichpreisigkeit und die Erhaltung des AMG-Satzes nicht ausreichend genug kommuniziere. Vor einigen Wochen sorgten die NRW-Apothekerorganisationen daher für eine außerordentliche ABDA-Mitgliederversammlung. Jetzt haben Sie einen Brief an die ABDA geschrieben, in dem sie fordern, dass auf der ABDA-Mitgliederversammlung Ende Juni die Kommunikation der Standesvertretung zum Thema Gleichpreisigkeit gesondert besprochen wird. Nordrheins Verbandschef erklärte gegenüber DAZ.online sogar, dass die Positionen der Apotheker „nicht mehr erkennbar“ seien in der ABDA-Kommunikation.
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Aber auch unter den Apothekerkammern gibt es gleichzeitig Vertreterinnen und Vertreter des oben genannten „Realo“-Flügels. Bei der BAK-Mitgliederversammlung in den vergangenen beiden Tagen sollen sie darauf hingewiesen haben, dass das Apotheken-Stärkungsgesetz drohe, gänzlich gestrichen zu werden, wenn die Apotheker sich quer stellten. Dann gingen auch wichtige Neuregelungen zu den pharmazeutischen Dienstleistungen, zur freien Apothekenwahl beim E-Rezept und zum Apothekenhonorar verloren. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Spahn die Streichung des AMG-Satzes dann trotzdem in ein anderes Gesetz hineinschreibe, sei groß, so die Kritiker. Auch um die Stabilität der Großen Koalition soll es bei der BAK-Sitzung gegangen sein: Man könne sich nicht sicher sein, ob Union und SPD noch lange regieren werden. Wenn man nun das Gesetzgebungsverfahren durch einen übermäßigen Protest verzögere, könnte das Gesetz mit dem Untergang der GroKo mitfallen.
Noch müssen sich die Apotheker nicht entscheiden, welchen Weg sie gehen. Spannend wird es allerdings, wenn das BMG den Kabinettsentwurf des Apotheken-Stärkungsgesetzes herausgibt. Wenn in dieser Version immer noch die Streichung des AMG-Satzes zur Gleichpreisigkeit enthalten ist, muss sich die ABDA entscheiden: Gehen wir weiter mit oder heißt es „Zurück zum Rx-Versandverbot“?
4 Kommentare
Schmidt und Spahn
von Conny am 08.06.2019 um 13:44 Uhr
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Stirb schneller ... aber bitte ohne Testament ...
von Christian Timme am 08.06.2019 um 8:08 Uhr
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Beware of the greek
von Dr. Schweikert-Wehner am 07.06.2019 um 12:02 Uhr
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AW: Beware of the greek
von Anita Peter am 07.06.2019 um 13:04 Uhr
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