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Zuletzt aktualisiert 1996
WHO-Leitlinie Tumorschmerzen: Vom Stufenschema zur Patientenzentrierung
Die vier Säulen der onkologischen Schmerztherapie
Für die tägliche Praxis gibt die WHO den Heilberufen vier Grundprinzipien für die Schmerzkontrolle bei Tumorpatienten auf den Weg:
- „by mouth“: Soweit möglich ist die orale Gabe zu bevorzugen. Die zweitbeste Lösung ist ein transdermales System. Wenn gespritzt werden muss, eignet sich die subkutane Applikation besser als die intramuskuläre, weil sie schmerzärmer ist.
- „by the clock“: Die Analgetikadosen sollen in fixen Zeitintervallen gegeben werden und die Dosierung so lange gesteigert, bis eine effektive Linderung zustande kommt. Eine Notfalldosis bei Durchbruchschmerzen (siehe oben) ist eine zusätzliche Maßnahme und sollte nicht die nächste Dosis der Basisbehandlung ersetzen.
- „for the individual“: Die Menschen sprechen unterschiedlich auf die Wirkungen und Nebenwirkungen der Analgetika an. Deshalb richten sich Arzneistoffauswahl und -dosierung nach dem Patienten.
- „with
attention to detail“: Heilberufe sollten den
Patienten oder Angehörigen einen detaillierten Medikationsplan mitgeben, bei
dem die Dosierungen und Intervalle verständlich dargestellt sind. Eine gründliche Aufklärung über Risiken und
Nebenwirkungen gehört ebenfalls dazu.
Dieselben Punkte wurden auch in der Vorversion genannt, die allerdings noch einen zusätzlichen fünften Punkt enthielt, nämlich das Stufenschema zu befolgen ("by the ladder").
Glucocorticoide mit geringer mineralcorticoider Wirkung
Zusätzlich zu direkt wirkenden Analgetika werden sogenannte Adjuvantien oder Ko-Analgetika verabreicht, welche die Wirkung der Schmerzmittel unterstützen können. Ein bekanntes Beispiel sind Antidepressiva oder Antiepileptika. In der Onkologie werden auch Glucocorticoide gegeben, wenn durch den Tumor ein perineurales Ödem entstanden ist, das zusätzliche Schmerzen verursacht. Bei dieser Indikation empfehlen die Leitlinienautoren, die Steroide möglichst kurzfristig anzuwenden und Steroide vorzuziehen, deren mineralocorticoide Komponente möglichst gering ist.
Weitere Empfehlungen betreffen den Einsatz von Bisphosphonaten und der Radiotherapie bei Knochenschmerzen, die gleichzeitig auch kausale Therapieansätze darstellen.
Ergänzend zur pharmakologischen oder radiologischen Behandlung weisen die Autoren auf die Bedeutung von psychosozialer Betreuung hin.
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