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WHO-Leitlinie Tumorschmerzen: Vom Stufenschema zur Patientenzentrierung

Berlin - 25.02.2019, 16:30 Uhr

Die WHO hat eine neue Version der Leitlinien zur Behandlung von Krebsschmerzen herausgegeben. (WHO-Hauptgebäude in Genf, m / Foto: imago)

Die WHO hat eine neue Version der Leitlinien zur Behandlung von Krebsschmerzen herausgegeben. (WHO-Hauptgebäude in Genf, m / Foto: imago)


Schnellfreisetzende Formulierungen bereithalten

Auch in der weiteren Fortführung der Therapie richten sich die Wahl des Analgetikums und die Dosierung nach dem Patienten. Zur Erhaltungstherapie kommen prinzipiell Opioide in Frage – alleine oder in Kombination mit einem Nicht-Opioid.

Die Basis-Schmerzkontrolle mit Opioiden kann entweder mit Retardformen, die in längeren Zeitabständen gegeben werden, erfolgen oder mit schnell freisetzenden Arzneiformen, die der Patient häufiger einnimmt. Leidet der Patient unter Durchbruchschmerzen, sollten ihm schnellfreisetzende Formulierungen als zusätzliche Notfalldosis zur Verfügung stehen, auch wenn seine Basistherapie mit retardierten Arzneimitteln erfolgt.

Welche Alternativen gibt es?

Soll die Opioidtherapie infolge einer Abhängigkeit beendet werden, sollte das Absetzen schrittweise erfolgen, um die Entzugssymptomatik gering zu halten. In welchen Fällen eine Abhängigkeit tolerabel ist, ist möglicherweise eine individuelle Entscheidung. An dieser Stelle ist zudem anzumerken, dass es auch Patienten gibt, die Opioide etwa wegen ihrer emetischen Nebenwirkungen auch dann nicht vertragen, wenn sie zusätzlich Antiemetika einnehmen.

Welche alternativen Analgetika Patienten anstelle von Opioiden bekommen könnten, lässt die Leitlinie allerdings offen. Eine verträgliche Alternative, die nicht erwähnt wird, würden Cannabisarzneimittel darstellen. Weniger verträglich aber noch stärker wirksam als Opioide ist der Calciumantagonist Zicotonid, der allerdings intrathekal verabreicht werden muss. Ansonsten gibt es kaum Analgetika, die hinsichtlich ihrer Wirksamkeit an Opioide heranreichen. Flupirtin wurde in Europa wegen leberschädigender Nebenwirkungen vom Markt genommen.  



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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