Zuletzt aktualisiert 1996

WHO-Leitlinie Tumorschmerzen: Vom Stufenschema zur Patientenzentrierung

Berlin - 25.02.2019, 16:30 Uhr

Die WHO hat eine neue Version der Leitlinien zur Behandlung von Krebsschmerzen herausgegeben. (WHO-Hauptgebäude in Genf, m / Foto: imago)

Die WHO hat eine neue Version der Leitlinien zur Behandlung von Krebsschmerzen herausgegeben. (WHO-Hauptgebäude in Genf, m / Foto: imago)


Möglichst oral, in fixen Zeitabständen und patientenindividueller Dosierung: Das und vieles mehr empfiehlt die WHO beim Management von Tumorschmerzen. Die neue WHO-Tumorschmerz-Leitlinie, die vor einigen Tagen erschienen ist, beschreibt den Einsatz in den einzelnen Behandlungsphasen sowie die Verwendung von Adjuvantien wie beispielsweise Glucocorticoiden. 

Krebs hat viele Gesichter. Schmerz ist der gemeinsame Nenner der meisten Entitäten. Nach Angaben der WHO leiden 55 Prozent der Tumorpatienten unter Schmerzen, die entweder durch den Tumor direkt oder dessen Behandlung verursacht werden. In fortgeschrittenen Stadien sind es zwei Drittel.

Vor einigen Tagen hat die WHO eine neue Leitlinie zur Behandlung von Tumorschmerzen bei Erwachsenen und Jugendlichen  verabschiedet. Das 140-seitige Dokument richtet sich an Mediziner, Apotheker, Pflegekräfte und Angehörige. Die letzte Version der WHO-Empfehlungen zu Tumorschmerzen stammt aus dem Jahre 1996.

Die Symptomatik entscheidet

Im Mittelpunkt dieser Vorversion stand das WHO-Stufenschema aus dem Jahre 1986, das inzwischen auch in zahlreiche nationale Leitlinien Einzug gehalten hat. Diesem dreiteiligen Schema zufolge beginnt eine Schmerztherapie mit einem Nicht-Opioid-Analgetikum, die nächste Eskalationsstufe bildet ein schwach wirksames Opioid (z.B. Tramadol oder Codein) und die dritte Stufe fußt auf einem starken Opioid (z.B. Morphin oder Fentanyl). Adjuvanzien wie etwa Antidepressiva können in allen drei Phasen eingesetzt werden.

Die aktuelle Leitlinie gibt mehr Raum für Flexibilität bei der Medikamentenauswahl und orientiert sich vor allem an der Symptomatik des Patienten. Das dreiteilige Stufenschema sei nach wie vor ein hilfreiches Modell, aber müsse nicht wie ein striktes Protokoll befolgt werden, schreiben die Autoren im Vorwort der aktuellen Neufassung. So könne die analgetische Behandlung entweder mit Paracetamol, einem NSAR oder auch direkt mit einem Opioid begonnen werden – entweder als Monotherapie oder in Kombination. Wird ein Patient mit mittleren oder starken Schmerzen vorstellig, soll er direkt mit einem Opioid behandelt werden.



Dr. Bettina Jung, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online
redaktion@daz.online


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