Pharmacon Schladming

Positiver Resveratrol-Effekt: Wie viel Rotwein muss man trinken?

Stuttgart - 29.01.2019, 12:45 Uhr

 Professor Martin Smollich stellte beim Pharmacon dar, wie eine herzgesunde Ernährung aussieht. (c / Foto: wes)

Professor Martin Smollich stellte beim Pharmacon dar, wie eine herzgesunde Ernährung aussieht. (c / Foto: wes)


Die Ernährung spielt eine wesentliche Rolle für die Prävention und Prognose kardiovaskulärer Erkrankungen. Ein wesentlicher Punkt dabei ist es, neben beispielsweise einer Senkung der Kochsalzzufuhr und einer ballaststoffenreichen Ernährung, den Alkoholkonsum zu reduzieren. Dem entgegen gesetzt wird immer wieder ein möglicher positiver Effekt durch Resveratrol. Ist das gerechtfertigt? Und welche Rolle spielen Supplemente?

Wie sieht eine herzgesunde Ernährung aus? Diesem Thema widmete sich Professor Martin Smollich vom Institut für Ernährungsmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein in Lübeck vergangene Woche beim Pharmacon in Schladming. Evidenzbasiert für die Prävention, aber auch für Prognose von Herz-Kreislauferkrankungen ist hier laut Smollich die Empfehlung, Normalgewicht zu erhalten. Zudem sollte der Fokus darauf gelegt werden, dauerhaft geeignete Ernährungsmuster zu etablieren. Sich auf einzelne Lebensmittel zu konzentrieren habe meist wenig Effekt und sei auf Dauer auch meist nicht geeignet. Entsprechend würden von den Fachgesellschaften ganzheitliche Ernährungskonzepte empfohlen, wie die DASH-Diät bei Hypertonie oder die Mediterrane Ernährung oder Nordic Diet. Ohne Evidenz sei hingegen die unspezifische Empfehlung für Supplemente mit Mikronährstoffen oder Omega-3-Fettsäuren.

Mehr Ballaststoffe, weniger Kochsalz

Als allgemeine Empfehlungen zur herzgesunden Ernährung lässt sich laut Smollich Folgendes festhalten: Ballaststoffzufuhr erhöhen, ebenso wie die Zufuhr von Obst und Gemüse. Vermieden werden sollen Trans-Fettsäuren und gesüßte Getränke. Eine Begrenzung wird empfohlen bei Kochsalz und Alkohol. Insbesondere bei Kochsalz seien Aufklärungskampagnen aber unwirksam, weil 80 Prozent der Aufnahme über verarbeitete Lebensmittel erfolgten – die Hauptquelle hierzulande ist Brot gefolgt von Wurstwaren. Eine Kochsalzreduktion um 5 g pro Tag könne eine Blutdruckreduktion um 5 bis 10 mmHg bewirken, so Smollich. Etwa die Hälfte der Hypertoniker seien kochsalzsensitiv – im Gegensatz zu nur 25 Prozent in der Allgemeinbevölkerung.

Wenig Alkohol besser als keiner?

Die Datenlage zu Alkohol im Zusammenhang mit kardiovaskulären Erkrankungen sei sehr gut, wie der Apotheker erklärt. Er erläuterte auch, woher die Einschätzung rührt, dass niedriger Alkoholkonsum hinsichtlich des Risikos für kardiovaskuläre Erkrankungen besser ist als völlige Abstinenz. Das komme daher, dass für Herzinfarkte tatsächlich ein positiver Effekt gesehen wird, auf das Risiko für Herzversagen und Schlaganfall wirke sich Alkohol klar negativ aus – und zwar auch schon in geringen Mengen. In Betrachtung über alle Ereignisse hinweg, ergebe sich tatsächlich ein positiver Netto-Effekt für geringe Mengen von Alkohol. Bei der Gesamtmortalität sehe man den aber nicht. So steige diese bereits ab 100 g Alkohol pro Woche. Die aktuelle Empfehlung der DGE bzw. der WHO lautet 140 bis 168 g/Woche für Männer und die Hälfte für Frauen. Hier könnte sich aber nach Smollichs Ansicht noch was tun.

Doch was ist mit möglichen positiven Effekten durch den sekundären Pflanzeninhaltsstoff Resveratrol? Dazu Smollich: Wirksam sei das Polyphenol in Dosen von 1 g und darüber. Um dies zu erreichen, müsse man 505 bis 2762 Liter Rotwein trinken oder über 3.400 Liter Rosé. Bei Weißwein wären es gar 25.464 bis 17.544 Liter.

Wir wirkt sich Alkohol auf das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse aus?

Die Zukunft: Personalisierte Ernährung nach Nutritypen?

Nach Smollichs Ansicht wird langfristig auch in der Ernährungsmedizin der Trend zur personalisierten Ernährung nach Nutritypen gehen, wie das in der Pharmakotherapie schon stellenweise der Fall ist. Das sei zum einen essenziell wegen der Therapieadhärenz, so könnten Geschmackspräferenzen und Tagesabläufe besser berücksichtigt werden. Zum anderen sei das aber auch aufgrund von individuellen Effekten unerlässlich – denn Genotyp, Epigenetik und Darm-Mikrobiom beeinflussten Erfolg oder Misserfolg von Ernährungsmaßnahmen.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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2 Kommentare

Resveratrol

von Stephan Garrecht am 31.01.2019 um 16:57 Uhr

Als ambitionierter Pfälzer möchte ich wissen
505-2762Liter rotwein-Pro Woche?
Und welchen können Sie empfehlen

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Resveratrol

von Robert Pohli am 13.12.2019 um 17:13 Uhr

Die wirksame Menge Resveratrol von über 1 Gramm sind als Tagesdosis zu verstehen. Die Wochendosis bezog sich auf den Alkohol im Abschnitt davor. Ich würde also die 505-Liter Variante empfehlen.
Was unterschlagen wird: man kriegt solche Dosierungen ohne Probleme im Handel.

Aber auch wenn Hr. Prof. Smollich behauptet, dass geringe Mengen Alkohol gesund wären, so gilt das nicht für jeden - insbesondere nicht für mich.

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