Ganzseitiger Kommentar

Noweda-Chef Kuck warnt im „Focus“ vor dem Versandhandel

Berlin - 28.01.2019, 17:45 Uhr

Wir brauchen die Apotheken! Noweda-Chef Michael P. Kuck warnt im aktuellen Focus vor den Gefahren des Versandhandels. (c / Foto: DAZ.online)

Wir brauchen die Apotheken! Noweda-Chef Michael P. Kuck warnt im aktuellen Focus vor den Gefahren des Versandhandels. (c / Foto: DAZ.online)


Wer in diesen Tagen den aktuellen „Focus“ aufschlägt, staunt nicht schlecht: Denn Dr. Michael P. Kuck, Vorstandsvorsitzender der Noweda, ist dort mit einem ganzseitigen Meinungsbeitrag vertreten. Darin weist er auf die Bedeutung der Apotheken für die Vor-Ort-Versorgung hin und warnt vor den Gefahren des Versandhandels. Hinter dem Artikel steckt eine Kooperation zwischen der Noweda und dem Burda-Verlag.

Das Nachrichtenmagazin „Focus“ war in der Vergangenheit nicht gerade für seine Liebe zur Apotheke vor Ort bekannt. Nach dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung warb die „Focus Online“-Redaktion sogar – mit teils fragwürdigen Fakten – für die vermeintlichen Vorteile des Versandhandels gegenüber den Vor-Ort-Apotheken. Erst vor wenigen Monaten riet das Burda-Medium „Focus Money“ zum Investment in Versandapotheken. Doch an dieser Ausrichtung des Magazins hat sich anscheinend so einiges geändert. Denn dass der „Focus“ eine ganze Seite für einen Meinungsbeitrag freimacht, in dem Noweda-Chef Kuck auf die Gefahren des Versandhandels hinweist, wäre vor ein paar Jahren sicherlich noch nicht denkbar gewesen.

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Kuck: Arbeitsplätze gehen verloren

Genau das ist nun aber der Fall: In der aktuellen Ausgabe des Magazins erklärt Kuck den „Focus“-Lesern, warum Bestellungen bei Online-Händlern auch negative gesellschaftliche Auswirkungen haben können. „Immer mehr Menschen kaufen online ein. Das hat Folgen. Viele Händler in den Innenstädten kämpfen um ihre Existenz. Arbeitsplätze und Steuereinnahmen gehen verloren, Leerstände nehmen zu. Kolonnen von Lieferfahrzeugen blockieren die Straßen und tragen zur Luftverschmutzung bei. Wir alle zahlen einen Preis für Bequemlichkeit und Schnäppchenjagd im Netz.“

Kuck führt aus, dass auch die Apotheken „Opfer“ des boomenden Online-Handels seien. Schließlich würden „industriell geprägte“ Versender aus dem Ausland massiv um Kunden werben. Der Noweda-Chef weist auf die Leistungen hin, die die Apotheker für das Land erbringen und erwähnt dabei die schnelle Belieferung, die Nacht- und Notdienste sowie den Fakt, dass in Deutschlands Apotheken etwa 160.000 Menschen arbeiten. Und nicht zu vergessen: Die Apotheker sind ein wichtiger steuerlicher Faktor für den Staat.

Noweda-Burda-Kooperation besteht seit Jahren

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erklärt in diesen Tagen des Öfteren, dass der Versandhandel nur eine Ergänzung zur Präsenzapotheke bleiben solle. Kuck erklärt dieses Argument für „schlicht falsch“. Genau umgekehrt sei es richtig – schließlich entziehe der Versand den Apotheken die Umsätze, die sie dringend zur Erfüllung der Gemeinwohlpflichten benötigen. Auch das Argument, dass der Versand für nicht mobile Patienten wertvoll sei, lässt Kuck nicht gelten. Schließlich gebe es den Apotheken-Botendienst.

Kuck weist zudem darauf hin, dass rein statistisch gesehen alle 32 Stunden eine Apotheke schließt. Eine der Ursachen aus Sicht des Noweda-Chefs: „der Versandhandel.“ Worauf Kuck hinaus will, ist klar: das Rx-Versandverbot. Er erklärt, dass eigentlich zu erwarten sei, dass Apotheken als „dezentrale Anlaufstellen des Gesundheitssystems“ vor Angriffen geschützt werden. Es gehe um Angriffe, die „aus rein materiellen Interessen erfolgen“. Aber das Gegenteil sei der Fall. Denn das im Koalitionsvertrag „angesprochene“ Verbot gebe es immer noch nicht. Kuck schließt mit einer emotional beladenen Warnung: „Wenn es ernst wird, ist es ein gutes Gefühl, eine Apotheke in erreichbarer Nähe zu wissen. Ein Gefühl, das für manchen bald der Vergangenheit angehören könnte. Wollen wir diesen Preis wirklich bezahlen?“

Bestell-Plattform, Kundenzeitschrift, Werbeaktion

Die Kooperation zwischen der Noweda und dem Burda-Verlag besteht nun schon seit einigen Jahren. Ende 2017 erklärte Noweda-Chef Michael P. Kuck gegenüber DAZ.online, dass beide Unternehmen gemeinsam ein Bestellportal für Arzneimittel aufbauen wollen. Anfang Juli 2018 teilte die Noweda dann mit, dass sie exklusiv im „Focus“ eine groß angelegte Werbekampagne startet. Regelmäßig sollen dort Werbeanzeigen veröffentlicht werden, in denen es um den Erhalt, die Stärkung und die Rolle der Vor-Ort-Apotheken geht. In der ersten Anzeige ging es um Apothekenschließungen: „Alle 38 Stunden schließt eine Apotheke. Schützt die Vor-Ort-Apotheken. Jetzt“, lautete der Slogan.

Im August wurde dann bekannt, dass die beiden Konzerne eine noch viel intensivere Zusammenarbeit planen, die unter dem Namen „Zukunftspakt Apotheke“ läuft. Im Rahmen der Initiative haben beide Firmen eine neue Apotheken-Kundenzeitschrift auf den Markt geworfen, um der „Apotheken Umschau“ Konkurrenz zu machen. Zudem wollen beide die oben angesprochene Bestellplattform „IhreApotheken.de“ weiterentwickeln.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Die Genossen können es eben besser ...

von Christian Timme am 29.01.2019 um 8:01 Uhr

als die ... Nicht-Genossen ... oder ...

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PR

von Dr Schweikert-Wehner am 28.01.2019 um 18:29 Uhr

So geht Öffentlicharbeit und Publicity liebe ABDA.
Haben wir eigentlich noch einen Pressesprecher?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

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