Eine unrühmliche Geschichte

Zwei Jahre EuGH-Urteil – Was ist passiert?

19.10.2018, 07:00 Uhr

Zwei Jahre EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung - für die deutschen Apotheken wahrlich kein Grund zum feiern. (Foto: DAZ.online)

Zwei Jahre EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung - für die deutschen Apotheken wahrlich kein Grund zum feiern. (Foto: DAZ.online)


Wenig Hoffnung in Minister Jens Spahn

Dann wurde Jens Spahn neuer Bundesgesundheitsminister. Und heute lässt sich festhalten: Mehr als „einsetzen“ hat Spahn in dieser Angelegenheit auch nicht unternommen. Dem Minister ist wohl bewusst, was im Koalitionsvertrag steht – doch offensichtlich ist er doch mehr auf der Suche nach einem alternativen Weg. Lange umging Spahn das Thema gänzlich. In vagen Facebook-Äußerungen und ebenso vagen Interviews erklärte er, dass er Rx-Rabatte in Deutschland nicht zulassen wolle, sagte aber nicht, wie er das schaffen wolle. Bis zum Apothekertag in der vergangenen Woche in München versprach Spahn mehrfach Klarheit, von einer Lösung war die Rede. Doch die brachte der Minister nicht mit. Seine Erklärung in noch mehr vagen Interviews: Er habe sich überlegt, dass er erst einmal mit den Apothekern diskutieren wolle, anstatt fertige Konzepte vorzustellen.

EU-Versender expandieren

Und so sind es mittlerweile zwei Jahre, die die Apotheker in Deutschland mit der immer schärferen Konkurrenz aus dem Ausland leben müssen. Und in dieser Zeit stand der Markt nicht still: Die Zahl der Apotheken geht beständig zurück. Gleichzeitig haben die beiden großen EU-Versender einen Eroberungszug gestartet: Sowohl die Shop Apotheke als auch DocMorris wachsen und expandieren seit zwei Jahren unkontrolliert. Das liegt unter anderem daran, dass insbesondere DocMorris direkt nach dem Urteil eine teure, aggressive PR-Kampagne startete, in der es dem EU-Versender darum ging, Chroniker-Rezepte nach Holland zu lotsen. Andererseits übernehmen die beiden Versender schlichtweg alles, was nicht bei drei auf den Bäumen ist: Erst gestern teilte DocMorris mit, dass man die Branchengröße Medpex schlucke. Und so wundert es kaum, wenn man immer wieder von hohen zweistelligen Steigerungen der Shop Apotheke und DocMorris im OTC-Bereich liest, im Rx-Bereich sind es bei DocMorris immerhin niedrige zweistellige Steigerungen.

Die Kernfragen sind also: Wie lange schaut sich eine verantwortungsvolle Gesundheitspolitik diese Entwicklung noch mit an – wie viele EuGH-Urteils-Jubiläen müssen wir noch gehen?

 



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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2 Kommentare

Rx Versandverbot

von Conny am 19.10.2018 um 9:30 Uhr

Eher lässt sich Herr Spahn scheiden und heiratet eine Frau oder pflegt seine Eltern, bevor das Rx Versandverbot kommt. Die Akteure von denen ich leider auch teilweise abhängig bin ( Abda, Delegierte) haben sich total verarschen lassen. Selbst ist man ja nur ein Querulant wenn man nicht naiv ist.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Rx Versandhandeskonflikt

von Dr. Schweikert-Wehner am 19.10.2018 um 10:44 Uhr

Und wenn alles verhandelt, in den Ausschüssen besprochen, Einsprüche und Bedenken abgearbeitet sind rutscht im letzten Moment die RX-Boni-Freigabe ins Gesetz. Zu spät um verhindert zu werden.
Weissagung des Peter

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