Pharmaverband zu Lunapharm-Affäre

Weg mit den Parallelimporten?

Stuttgart / Berlin - 31.08.2018, 15:15 Uhr

Schiebt ein Verbot des Parallelimportes von Arzneimitteln kriminellen Machenschaften wie bei Lunapharm einen Riegel vor? (s / Foto: picture alliance)

Schiebt ein Verbot des Parallelimportes von Arzneimitteln kriminellen Machenschaften wie bei Lunapharm einen Riegel vor? (s / Foto: picture alliance)


Deutschland zunehmend Ausfuhrland für Parallelimporteure

Mittlerweile hätten „viele neue Medikamente hierzulande einen geringeren Preis (…) als in einigen anderen EU-Ländern“, erklärt der vfa. Das zeigten die Anmeldungen bei der EMA: „Hier wird bei AMNOG-Arzneimitteln Deutschland inzwischen deutlich häufiger als Herkunftsland angegeben denn als Zielland". Die Folge: Deutschland werde für Parallelhändler folglich mehr und mehr Ausfuhrland.

vfa will Importförderquote abschaffen

Eine direkte Abschaffung des Parallelimports von Arzneimitteln, wie ihn der europarechtliche Grundsatz des freien Warenverkehrs im europäischen Binnenmarkt ermöglicht, fordert der vfa nicht, jedoch erklärt er: „Konkret spricht sich der vfa für die Abschaffung der Parallelimportförderklausel aus, die die Apotheker verpflichtet, einen wesentlichen Teil ihres Umsatzes mit Parallelimport-Medikamenten zu erzielen. “

Arzneimittelimporteure: Arzneimittelaufsicht hat versagt

Der Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands (VAD), in dem unter anderem Kohlpharma Mitglied ist, bringt für die  Vorschläge der Lunapharm-Taskforce, verständlicherweise wenig Gegenliebe auf. Er reagierte „mit großer Verwunderung" und argumentiert, dass aus dem gesamten Bericht sich in keiner Weise die Forderungen nach Streichung des §129 Absatz 1 Satz 1 Nr. 2 SGB V sowie die Befürwortung für ein generelles Verbot des Parallelvertriebes von Arzneimitteln in der EU begründet ableiten lässt. Er sieht das Problem wohl eher im Versagen der Aufsichtsbehörden und kritisiert die seiner Ansicht nach falsche Schlussfolgerungen der Taskforce: „In der vorläufigen Aufarbeitung um das offensichtlich kriminelle Handeln eines Kleinsthändlers und dem eklatanten Versagen der Arzneimittelaufsicht im Kontext von illegal gehandelter Arzneimittel aus Diebstählen zieht die Taskforce teilweise die falschen Schlüsse“. Außerdem erklärte der VAD, dass sich die Taskforce von der ABDA habe instrumentalisieren lassen.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Kleine Anfrage der FDP-Fraktion

Wie viel spart die Importförderung wirklich?

GSAV-Anhörung: Selbst der GKV-Spitzenverband zweifelt mittlerweile

Breite Front gegen Importförderung

DAV, AOK und KV Baden-Württemberg

Widerstand gegen die Importförderung wächst

Landessozialgericht Berlin-Brandenburg

Importeure sind „maßgeblich“

1 Kommentar

Via Forderung

von Jörg Geller am 31.08.2018 um 16:31 Uhr

Arzneimittel werden in allen Ländern dieser Welt gestohlen. Es ist noch nicht so lange her, dass in Deutschland ein Logistiker beraubt wurde und alle Arten von Arzneimitteln, Originale, Generika und auch Importe betroffen waren. Wer stiehlt wird auch einen Absatzkanal haben. Das kann ein unseriöser Apotheker, ein unseriöser Großhändler oder letztlich auch ein Importeur sein. Alles das hat es schon gegeben. Die Fakten im Falle Lunapharm liegen noch nicht alle auf dem Tisch. Lückenlose Aufklärung tut Not. Wenn der vfa nun die ganze Branche an den Pranger stellt, disqualifiziert er sich als Verband. Zu offensichtlich ist sein Interesse. Der vfa ist nicht an Einsparungen interessiert sondern an den Gewinnen seiner Mitglieder. Das ist legitim. Aber seine unsachliche Argumentation zeigt nur eins. Importe wirken noch immer preisdämpfend. Ohne sie gäbe es Monopole, die niemand wollen kann.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.