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Interview Lutz Engelen
„Die ABDA muss sich jetzt erklären und nicht erst im Herbst“
Der Druck der Mitgliedsorganisationen auf die ABDA wächst: Im Raum stehen Ablehnungen des Haushaltsentwurfes und eine „Resolution gegen das Schweigen“. Die ABDA selbst erklärt, dass man bald politische Resultate im Versandhandelskonflikt vorlegen möchte, um auf der kommenden Mitgliederversammlung den Frieden mit den Mitgliedern wieder herzustellen. Im Interview mit DAZ.online erklärt Lutz Engelen, Kammerpräsident in der Region Nordrhein, dass er nicht bis zum Herbst warten will – er erwartet konkrete Ansagen noch in dieser Woche.
DAZ.online: Herr Engelen, Ihre Kammer hat vor einigen Wochen als erste den ABDA-Haushaltsentwurf abgelehnt. Es folgten Beschlüsse anderer Kammern, in denen die ABDA heftig kritisiert wird. Jetzt hieß es aus der ABDA-Spitze, dass man spätestens im Herbst eine politische Lösung im Versandhandelskonflikt vorlegen will. Reicht Ihnen das als Botschaft an Ihre Mitglieder?
Engelen: Nein, absolut nicht. Erstens erwarten wir jetzt zur Mitgliederversammlung, also am kommenden Donnerstag in Berlin konkrete Antworten auf die Fragen, die während unserer Delegiertenversammlung aufgeworfen wurden. Wir wollen damit nicht bis zum Herbst warten. Zweitens geht es mitnichten nur um das Thema Versandhandel. Ebenso warten wir seit längerer Zeit schon auf Lösungen in den Gebieten Dynamisierung des Honorars, Begleitung und aktive Entwicklung von digitalen Strukturen, Ausbau und Honorierung der neuen pharmazeutischen, kognitiven Leistungen, Übernahme von Verantwortung durch den Berufsstand, sowie Umgang mit dem EuGH-Urteil von 2016.
Sollte sich eine Kammer in solche Themen einmischen?
DAZ.online: Eigentlich sind einige Themen in dieser Liste ja klare Verbandsthemen. Ist es denn Ihre Aufgabe, als Kammerpräsident beispielsweise beim Apothekenhonorar Druck zu machen?
Engelen: Natürlich ist es das. Die Kammer muss auch sich um die Zukunft des Berufsstandes kümmern. Und da die meisten unserer Mitglieder in der Offizin arbeiten, ist für uns auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit einer Vor-Ort-Apotheke ein großes Thema. Übrigens: Seit Jahren tagt bei der ABDA eine Arbeitsgruppe „Honorar“, in der auch Kammerpräsidenten und –präsidentinnen sitzen. Bislang hat diese Arbeitsgruppe jedoch keine klare Position zu diesem existentiellen Thema bezogen.
DAZ.online: Ihre Kammer hat in den vergangenen Jahren einige Versorgungsmodelle mitentworfen, in denen die pharmazeutische Kompetenz der Apotheker ein wichtiger Baustein ist. In der Vergangenheit haben Sie des Öfteren gefordert, dass die ABDA sich für eine bundesweite Umsetzung dieser Versorgungsideen einsetzen soll. Immerhin gibt es nun das ARMIN-Projekt. Reicht Ihnen das nicht?
Engelen: ARMIN ist ein wirklich gutes Projekt, das alleine für mich jedoch nicht ausreicht, denn Projekte wie Pharm CHF, AMRINO, ATHINA oder aktuell OAV haben bereits bewiesen, dass unser Wissen viel stärker sinnvoll in den Versorgungsalltag der Patienten integriert werden könnte. Alle Projekte haben gezeigt, dass neue kognitive pharmazeutische Leistungen mehr Gesundheit für den Patienten bringen und die Versichertengemeinschaft entlasten. Aber auch hier sehe ich derzeit leider keine klare Positionierung der ABDA. Vielmehr versteift man sich in Berlin auf das Rx-Versandverbot und die Folgen des EuGH-Urteils.
Engelen: Nicht nur über die Konkurrenz reden
DAZ.online: Das klingt fast so, als ob Sie das Rx-Versandverbot aufgegeben haben…
Engelen: Natürlich wäre es eine richtige Reaktion des Gesetzgebers auf das EuGH-Urteil. Aber wir warten im Herbst seit zwei Jahren auf dieses Verbot, das es immer noch nicht gibt. Und deswegen mache ich mich dafür stark, dass wir einen Schritt weitergehen, weg von einer Diskussion über ungeliebte Konkurrenz hin zu einer Diskussion, wie die Versorgungsqualität sichergestellt werden kann. Ein Sicherstellungsauftrag für die Apothekerkammern als untergesetzlicher Normengeber könnte ein Weg sein. Dann könnten die Apotheker definieren, wer unter welchen Prämissen an der Versorgung teilnimmt.
Engelen warnt vor Ideenlosigkeit und Wagenburgmentalität
DAZ.online: Kennen Sie eigentlich das Positionspapier des Bundesverbandes Deutscher Apothekenkooperationen? Der Kooperationsverband hat dort Positionen aufgeschrieben, die nicht weit von Ihnen entfernt sein dürften…
Engelen: Grundsätzlich wundere ich mich erst einmal, dass die ABDA dem Vorsitzenden des BVDAK, Herrn Dr. Hartmann den Vortritt gelassen hat, sich zu positionieren. Ich stimme Herrn Hartmann gewiss nicht in allen Punkten zu, halte aber sein 11-Punkte-Papier für einen mutigen Schritt in die richtige Richtung. Das Papier zeigt auf, dass der Berufsstand die gesellschaftliche Entwicklung mit begleiten will und nicht in Ideenlosigkeit und Wagenburgmentalität verharren will. Mit solchen Kollegen lohnt es zu streiten und sich auseinanderzusetzen.
Sollte die ABDA abgeschafft werden?
DAZ.online: Ihre Kammer ist ja dafür bekannt, kritisch mit der ABDA umzugehen. Schon mehrfach wurde der ABDA-Haushaltsentwurf kritisiert. Es gab sogar Zeiten, in denen über eine Mitgliederbefragung zum ABDA-Austritt gesprochen wurde. Sind Sie wirklich für eine Abschaffung der ABDA?
Engelen: Nein definitiv nicht. Ich bin ein Verfechter einer starken Vertretung für den Berufsstand in Berlin. Ich stelle mir jedoch die Frage, ob die ABDA überhaupt in der jetzigen politischen Konstellation Einflussmöglichkeiten hat, im Interesse des Berufsstands aufzutreten. Ein Selbstzweck sollte und darf die ABDA auf keinen Fall sein. Sollte sie jedoch, was wir alle erwarten, politischen Einfluss haben, müssen jetzt endlich klare Botschaften an Politik und Gesellschaft gegeben werden.
5 Kommentare
Niemand merkt....
von Reinhard Rodiger am 26.06.2018 um 23:43 Uhr
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Die ABDA muss liefern...
von Ulrich Ströh am 26.06.2018 um 21:31 Uhr
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Zünftische Machtphantasien
von Wolfgang Müller am 26.06.2018 um 21:05 Uhr
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AW: Zünftische Machtphantasien
von Christiane Patzelt am 27.06.2018 um 16:46 Uhr
Danke Lutz!
von Christiane Patzelt am 26.06.2018 um 18:03 Uhr
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