Infektionen durch Zecken

Lyme-Borreliose erkennen und behandeln

Stuttgart - 19.06.2018, 17:40 Uhr

Erythema migrans beziehungsweise die Wanderröte sind die häufigsten Symptome einer Lyme-Borreliose. (Foto: imago)

Erythema migrans beziehungsweise die Wanderröte sind die häufigsten Symptome einer Lyme-Borreliose. (Foto: imago)


Erythema migrans und Neuroborreliose

Das Erythema migrans zeigt sich typischerweise mit einer Latenz von drei Tagen bis mehreren Wochen nach Zeckenstich. Im Zentrum des Erythems lässt sich häufig die Zeckeneinstichstelle erkennen, der Richtwert für die Größe eines Erythema migrans‘ liegt bei fünf Zentimetern. Regelhaft breitet sich das Erythem zentrifugal um die Einstichstelle aus, es ist nicht erhaben und randbetont. Ohne antibiotische Therapie können Borrelien über Jahre in der Haut persistieren und sich auch in weiteren Organen manifestieren. Nach mehreren Wochen Persistenz spricht man von einem Erythema chronicum migrans. Allerdings kann das Erythem auch unbehandelt abklingen, „eine Spontanheilung ist möglich“, schreibt die Leitlinie zur Kutanen Lyme-Borreliose.

Teilweise weichen die beobachteten Erythema stark von den klassischen Symptomen ab, sprich: nicht randbetont, keine sichtbare Zeckeneinstichstelle und unregelmäßig fleckig. Die Heterogenität im phänotypischen Erscheinungsbild erschwert eine korrekte Diagnosestellung.

Fazialisparese bildet sich meist zurück

Dem frühen lokalisierten Stadium kann sich Wochen bis Monate nach dem Zeckenstich eine akute Neuroborreliose anschließen. Ein Erythema migrans lag zuvor nur bei 25 bis 50 Prozent der Neuroborreliose-Fälle vor. Eine akute Neuroborreliose kann das Nervensystem, die Gelenke und das Herz betreffen. Typische Manifestationen sind eine schmerzhafte Meningopolyradikulitis (Entzündung der Nervenwurzel) spinaler Nerven in Verbindung mit einer einseitigen oder beidseitigen Fazialisparese (Bannwarth-Syndrom).

Eine Neuroborreliose kann bis auf den Nervus olfactorius alle Hirnnerven beeinträchtigen, in 80 Prozent der Hirnbeteiligungen ist der Nervus facialis betroffen, wobei sich in den meisten Fällen eine Fazialisparese innerhalb von ein bis zwei Monaten zurückbildet. Residuen oder Synkinesien (Bewegungsstörung mit unwillkürlicher Beteilung bestimmter Muskelgruppen) persistieren in 5 bis 10 Prozent der Fälle.

Von späten oder chronischen Manifestationen spricht man, wenn zwischen Zeckenstich und Symptomauftritt Monate bis Jahre liegen. Chronische Manifestationen sind selten und treffen vermutlich weniger als 2 Prozent der Fälle. Typische Manifestation sind Enzephalomyelitis mit spastisch-ataktischer Gangstörung und Blasenstörung.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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