Europäische Impfwoche

Woran man bei Keuchhusten denken sollte

Stuttgart - 27.04.2018, 10:00 Uhr

Keuchhusten betrifft nicht nur Kinder. Auch Erwachsene sollten sich um einen ausreichenden Impfschutz gegen Pertussis kümmern. (Foto: Mediteraneo / Stock.adobe.com)

Keuchhusten betrifft nicht nur Kinder. Auch Erwachsene sollten sich um einen ausreichenden Impfschutz gegen Pertussis kümmern. (Foto: Mediteraneo / Stock.adobe.com)


Verhalten bei Pertussis-Ausbruch

Wie ein Artikel aus dem Ärzteblatt im März zeigte, stellt man sich auch in den USA die Frage „Warum Keuchhusten trotz hoher Impfquoten wieder häufiger wird.“ Auf den Seiten der CDC (Centers for Disease Control and Prevention) liest man: “Pertussis outbreaks are common in the United States. The primary goal of outbreak control is to protect babies from disease and death… .” Auch die CDC können sich die innerhalb weniger Jahre wiederkehrenden Erkrankungsspitzen nicht gänzlich erklären. Auf der Internetseite gibt sie der Bevölkerung Verhaltenstipps, für den Fall, dass es im Umfeld zu einem Pertussis-Ausbruch kommt. Zudem wird ein „Letter of Guidance“ zur Verfügung gestellt.  

Auch auf den Seiten des RKI lassen sich die Maßnahmen bei Keuchhusten-Ausbrüchen nachlesen (gekürzt):

  • Werden Pertussis-Erkrankte in einem Krankenhaus behandelt, sollten sie für fünf Tage nach Beginn einer antibiotischen Behandlung von anderen Patienten isoliert werden (maximal bis zum 21. Tag nach Krankheitsbeginn).

  • Allein der Verdacht an Keuchhusten erkrankt zu sein genügt, dass nach § 34 IfSG in Gemeinschaftseinrichtungen keine Lehr-, Erziehungs-, Pflege-, Aufsichts- oder sonstige Tätigkeiten ausgeübt werden dürfen, bei denen Kontakt zu den Betreuten besteht. Eine Weiterverbreitung muss durch ein ärztliches Urteil ausgeschlossen werden. Gleiches gilt für die Betreuten. Als krankheitsverdächtig gilt, wer hustet, wenn zuvor Kontakt zu einer Person mit bestätigtem Keuchhusten durch B. pertussis oder B. parapertussis bestand, während diese infektiös war.
     
  • Gemeinschaftseinrichtungen können frühestens fünf Tage nach Beginn einer effektiven Antibiotikatherapie wieder genutzt werden. Fand keine antibiotische Therapie statt, ist das frühestens 21 Tage nach Beginn des Hustens der Fall.
     
  • Bei engem Kontakt mit Erkrankten – also in der Familie, Wohngemeinschaften etc. – wird eine Chemoprophylaxe mit Makroliden empfohlen, wenn die Erkrankung durch B. pertussis verursacht wird – so früh wie möglich nach Kontakt. Auch geimpfte enge Kontaktpersonen von an B. pertussis Erkrankten sollten vorsichtshalber eine Chemoprophylaxe erhalten, wenn sich in ihrer Umgebung gefährdete Personen befinden (Ungeimpfte, Säuglinge, Kinder mit kardialen oder pulmonalen Grundleiden oder Schwangere im letzten Trimester).
     
  • Bei B. parapertussis wird eine Chemoprophylaxe nur für enge Kontakpersonen zu Säuglingen unter sechs Monaten empfohlen.  

  • Tritt Pertussis gehäuft auf, kann auch bei vollständig geimpften Kindern und Jugendlichen mit engem Kontakt zu Erkrankten eine Impfung erwogen werden, wenn die letzte Impfung länger als fünf Jahre zurückliegt.  

  • Bei Erkrankungshäufungen muss das zuständige Gesundheitsamt unbedingt informiert werden (Frist 24 Stunden, Meldepflicht nach § 34 Abs. 6 IfSG)

Eine antibiotische Therapie muss grundsätzlich möglichst früh verabreicht werden. Das bedeutet vor dem Beginn oder in den ersten ein bis zwei Wochen ab Beginn des Hustens. Nur dann kann die Dauer und Heftigkeit der Hustenattacken beeinflusst werden. Für die Unterbrechung der Infektionskette ist sie jedoch – wie oben erwähnt – von erheblicher Bedeutung. Sie ist also so lange sinnvoll, so lange der Patient Bordetellen ausscheidet. Als Mittel der Wahl gelten Azithromycin und Clarithromycin.

Steckbrief: Keuchhusten ist hoch ansteckend!

Die Übertragung erfolgt durch Tröpfchen­infektion – durch engen Kontakt mit einer infektiösen Person: innerhalb eines Abstandes bis zu circa einem Meter, durch Husten, Niesen oder Sprechen.

Inkubationszeit: Meist 9 bis 10 Tage (Spanne: 6 bis 20 Tage). Die Ansteckungs­fähigkeit beginnt am Ende der Inkubationszeit. Sie erreicht ihren Höhepunkt während der ersten beiden Krankheitswochen und kann bis zu drei Wochen nach Beginn des Stadium convulsivum (s.u.) andauern.

Je nach angewendetem Antibiotikum verkürzt sich die Dauer der Ansteckungs­fähigkeit auf etwa drei bis sieben Tage nach Beginn der Therapie.

Das Stadium catarrhale dauert ein bis zwei Wochen (erkältungs­ähnliche Symptome), das Stadium convulsivum vier bis sechs Wochen (klassische Symptome der anfallsweise auftretenden Husten­stöße), das Stadium decrementi sechs bis zehn Wochen (Abklingen der Hustenanfälle).

Bei Jugendlichen und Erwachsenen, wie auch bei vielen geimpften Kindern, kann sich Pertussis oftmals als lang dauernder Husten ohne klassische Begleit­symptome zeigen.

Auch bei Säuglingen findet man häufig untypische Krankheits­verläufe. Nicht selten stehen Apnoen (Atemstill­stände) im Vordergrund. Säuglinge haben das höchste Risiko für schwerwiegende Komplikationen.

Pertussis kommt ganzjährig vor, die Inzidenz ist im Herbst und Winter etwas höher als im Rest des Jahres.

Die Bakterien befallen das zilientragende Epithel der Atemwegsschleimhäute. Dort zerstören sie lokal die Mukosa. Zudem bilden sie Toxine, von denen einige zusätzlich lokal die Abwehrkräfte verschlechtern und Gewebeschäden verursachen. 

Bordetella pertussis ist der Haupterreger des Keuchhustens. B.parapertussis oder B.holmesii sind seltener und führen zu einem keuchhusten­ähnlichen Krankheitsbild, das meist leichter und kürzer verläuft. 



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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