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Europäische Impfwoche
Woran man bei Keuchhusten denken sollte
Unzureichende Auffrischimpfungen
Die beobachtete Altersverschiebung kann laut Robert Koch Institut (RKI) sowohl durch
- die Wirksamkeit des Vorschulboosters als auch
- durch einen abnehmenden Immunschutz im Jugendalter
erklärt werden. Im Gegensatz zu den guten Impfquoten bei Schulanfängern seien die Impfquoten für die seit 2000 empfohlene Auffrischimpfung im Jugendalter weiterhin unzureichend.
Die Pertussis-Inzidenz sei zwar weiterhin bei Kindern und Jugendlichen höher als bei Erwachsenen, inzwischen treten aber über zwei Drittel aller Erkrankungen bei Personen über 19 Jahren auf. Seit 2009 empfiehlt die STIKO deshalb allen Erwachsenen eine Impfung mit einem Pertussis-haltigen Kombinationsimpfstoff bei der nächsten fälligen Auffrischimpfung gegen Tetanus und Diphtherie. Allerdings würde auch diese Empfehlung bislang unzureichend umgesetzt.
Jeder kann sich mehrmals neu infizieren
Warum wird Keuchhusten wieder häufiger? Im Gegensatz zu anderen impfpräventablen Krankheiten, ist laut RKI aus heutiger Sicht eine Eradikation von Pertussis nicht möglich. Sowohl nach natürlicher Erkrankung als auch nach vollständiger Impfung kann sich jeder mehrmals im Leben neu mit Keuchhusten infizieren und auch daran erkranken. Die Dauer der Immunität ist also begrenzt.
Deshalb wird in Deutschland aktuell folgende Impfstrategie verfolgt:
- möglichst frühzeitiger und vollständiger Impfschutz für die besonders gefährdeten Säuglinge und Kleinkinder (d.h. Grundimmunisierung unmittelbar nach Vollendung des 2. Lebensmonats beginnen)
- Auffrischung der Immunität sowohl einmal im Vorschul- und Jugendalter als auch einmal bei Erwachsenen
Im Erwachsenenalter sollten sich speziell
- Personen im Gesundheitsdienst sowie in Gemeinschaftseinrichtungen,
- Frauen im gebärfähigen Alter sowie
- enge Haushaltskontaktpersonen von Säuglingen (spätestens vier Wochen vor Geburt)
um eine Pertussis-Impfung kümmern, sofern in den letzten 10 Jahren keine Pertussis-Impfung stattgefunden hat. Mütter sollten bevorzugt in den ersten Tagen nach der Geburt des Kindes geimpft werden, wenn sie nicht schon vor der Konzeption geimpft wurden.
In einigen Ländern wird eine Pertussis-Impfung während der Schwangerschaft empfohlen (Woche 27 bis 36). In Deutschland werden derzeit noch nicht routinemäßig alle Schwangeren geimpft. Eine mögliche Empfehlung will die STIKO jedoch diskutieren. Basis der Diskussion sollen Studiendaten aus England und den USA sein. Bislang zeigten sich dort keine Sicherheitsbedenken, sondern dass die Impfung während der Schwangerschaft Säuglinge in den ersten zwei bis drei Lebensmonaten schützt.
Grundsätzlich soll jede Auffrischimpfung mit Td (Tetanus und Diphtherie, auch im Verletzungsfall) zum Anlass genommen werden, die Pertussis-Impfung zu überprüfen und gegebenenfalls einen Kombinationsimpfstoff einzusetzen.
Geimpfte Personen sind vor der Erkrankung durch B. pertussis, jedoch nicht B. parapertussis weitgehend geschützt, können aber vorübergehend mit Bordetellen besiedelt sein und damit eine Infektionsquelle für andere darstellen.
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