BfR-Höchstmengenempfehlungen (Teil 1)

Nahrungsergänzungsmittel: Welche, wann und für wen? 

Stuttgart - 21.02.2018, 16:30 Uhr

Gezielt
supplementieren oder bewusst ernähren? (Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com)   

Gezielt supplementieren oder bewusst ernähren? (Foto: Ingo Bartussek / stock.adobe.com)   


Maximal 200 µg Folsäure in NEM?

Das BfR hat für die synthetische Folsäure eine generelle UL von 800 µg festgelegt. Weil die Grenze nur für die synthetische Folsäure gilt, könne die Aufnahme von Folat über die Nahrung außer Acht gelassen werden. Da aber sowohl in angereicherten Lebensmitteln, als auch in NEM synthetische Folsäure enthalten ist, sollten in einem NEM nicht mehr als 400 µg Folsäure pro Tagesdosis enthalten sein.

Um eine eventuelle Mehrfachexposition auszuschließen, wurde für die Höchtmengenempfehlung ein Unsicherheitsfaktor von zwei angewendet, sodass ein NEM nicht mehr als 200 µg synthetische Folsäure enthalten sollte.

Diese Empfehlung gilt jedoch nur für die Allgemeinbevölkerung: Für Frauen mit Kinderwunsch und im ersten Drittel der Schwangerschaft werden 400 µg Folsäure aus NEM pro Tag empfohlen, was sich mit den amerikanischen Empfehlungen deckt.

Was sind Folat-Äquivalente?

Synthetische Folsäure ist – auf nüchternen Magen – zu fast 100% bioverfügbar. Die in Lebensmitteln natürlich vorkommenden Folat-Verbindungen (Folate) werden schlechter verwertet. Im Körper ist das Tetrahydrofolat die biologisch aktive Form. Laut DGE entspricht 1 µg Folat-Äquivalent = 1 µg Nahrungsfolat = 0,5 µg Folsäure (nüchtern) = 0,6 µg Folsäure (mit Nahrung). Formel zur Berechnung:

1 µg Folat-Äquivalent = x µg Nahrungsfolat + (1,7 * x µg Folsäure)

Ganz einig ist sich die Fachwelt bezüglich der Folsäure-Höchstmengen allerdings nicht. Eine britische Studie kam Ende Januar 2018 zu dem Schluss, dass eine Höchstmengenangabe für Folate wissenschaftlich nicht zu begründen sei. Die aktuell vorhandene Höchstmenge verhindere, dass Mehl mit Folsäure angereichert wird – was die Wissenschaftler kritisieren.

Eisen nur nach Rücksprache mit dem Arzt

Das BfR fordert, einen Warnhinweis auf eisenhaltigen NEM anzubringen, der besagt, dass Männer, postmenopausale Frauen und Schwangere Eisen nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt einnehmen sollten. 

Weil die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (efsa) auf Basis der verfügbaren Daten (zu Risiken wie kardiovaskuläre Krankheiten, Krebs und Diabetes mellitus Typ 2) für Eisen keine UL ableiten konnte, bei menstruierenden Frauen der Eisenbedarf aber erhöht ist, wurde für die weibliche Altersgruppe zwischen 14 und 50 Jahren zur Höchstmengenableitung die UL des US-amerikanischen Institute of Medicine (IOM) von 45 mg/Tag herangezogen. Als generelle Tageshöchstmenge in NEM werden vom BfR daraus 6 mg Eisen errechnet. 

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Ein Nährstoff, der im JAMA-Artikel keine Erwähnung findet, ist Iod. Dessen Supplementation ist in Deutschland aber durchaus wichtig. Um einen Höchstmengenvorschlag zu berechnen, ging das BfR davon aus, dass in 30 Prozent der verarbeiteten Lebensmittel in Deutschland Jodsalz verwendet wird. Als generelle Höchstmenge für NEM werden 100 µg Iod vorgeschlagen. Für schwangere und stillende Frauen ist jedoch eine Zufuhr von 150 µg/Tag zu empfehlen, was laut BfR auch auf der Packung vermerkt werden sollte.

Was in der Beratung von Schwangeren zu Nahrungsergänzungsmitteln wichtig sein könnte, wissen Sie jetzt. 

Lesen Sie in Teil 2, welche Nahrungsergänzungsmittel bei Kindern und Erwachsenen wichtig sind.



Diana Moll, Apothekerin und Redakteurin, Deutsche Apotheker Zeitung (dm)
redaktion@daz.online


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