Ocrevus bei MS

Revolutioniert Ocrelizumab die Therapie der Multiplen Sklerose?

Frankfurt am Main - 30.01.2018, 13:45 Uhr

Drängt Ocrelizumab die Basistherapeutika bei MS in den Hintergrund? (Foto: ustas / stock.adobe,com)

Drängt Ocrelizumab die Basistherapeutika bei MS in den Hintergrund? (Foto: ustas / stock.adobe,com)


Was ist besser am CD20-AK Ocrelizumab als am CD20-AK Rituximab?

Ocrelizumab findet nicht als erster CD20-Antikörper Einzug in die Therapie der Multiplen Sklerose. Rituximab setzen Neurologen seit Jahren bei MS ein. Was ist anders – gar besser – an Ocrelizumab? Ocrelizumab besteht als humanisierter Antikörper aus deutlich weniger murinen Anteilen als der chimäre Antikörper Rituximab. Es zeigt im Vergleich zu Rituximab eine fünfmal größere Antikörper-vermittelte Zelltoxizität. Liegt die Antidrug-Antibody-Bildung laut Roche beim chimären Rituximab noch bei 7 bis 37 Prozent, reduziert sich diese beim humanisierten Ocrelizumab drastisch auf 0,2 bis 1 Prozent. Eine hohe Antidrug-Antibody-Bildung  bedingt eine schlechtere Verträglichkeit und erhöht das Risiko des Wirkverlusts der Therapie. Konsequente Frage an Roche: 

Warum hat Roche keinen vollhumanen Antikörper entwickelt?

Das sei ein möglicher nächster Schritt, erklärt Roche im Gespräch mit DAZ.online. Konkurrent Novartis ist hinsichtlich der „Humanität“ bei seinem CD20-Antikörper Ofatumumab bereits einen Schritt weiter: Novartis prüft derzeit in einer klinischen Phase-3-Studie den Einsatz des vollhumanen Ofatumumab bei schubförmiger Multipler Sklerose. Die Ergebnisse hierzu erwartet der Konzern bis 2019. Aktuell dürfen Ärzte Arzerra® ausschließlich in der Behandlung der chronisch lymphatischen Leukämie einsetzen (CLL).

Wie kommt das Dosierintervall zustande?

Ocrelizumab erhalten Patienten nur alle sechs Monate. Aus Neurologen-Sicht – und wahrscheinlich auch aus der von Patienten – ebenfalls ein wichtiger Therapiefortschritt. Warum? Die Patienten müssen sich, anders als bei einer täglichen Einnahme oder wöchentlichen Injektion, nur einmal im halben Jahr aktiv mit ihrer Krankheit auseinander setzen.

Wie ist ein so langes Dosierintervall möglich? Dahinter steckt der immunologische Reifungszyklus der B-Zellen. Ocrelizumab depletiert nur CD20-positive B-Zellen. Die B-Zelle durchläuft von der ursprünglichen Stammzelle bis zur reifen Plasmazellen verschiedene Stadien –  CD20 findet sich als Oberflächenprotein allerdings nur auf den B-Zellen der mittleren Entwicklungsstufen, und weder auf der Stammzelle noch der reifen Plasmazelle. Als Angriffsort elegant: Weder die Stammzellen noch die Immunkompetenz des Patienten durch reife B-Zellen werden dauerhaft negativ beeinflusst. Somit leidet auch die Langzeitimmunität nicht.
Ocrevus® wirkt und depletiert CD20-B-Zellen –  auch die nachreifenden – so lange nennenswerte Spiegel im Plasma zirkulieren. Was bis zu zwei Monate nach Infusion der Fall ist. Da Ocrevus® auch die Nachreifung der B-Zellen verzögert, genügt eine erneute Dosierung nach sechs Monaten.

Was sagt die Forschung zur Entstehung der MS?

Was steht am Anfang der autoimmunen Entzündungsprozesse bei MS? Ob hier verschiedene Auslöser – genetische Faktoren, Umweltfaktoren – stehen, ist immer noch intensiver Gegenstand der Forschung. Für die derzeitige Therapie der Multiplen Sklerose ist das laut des Neurologen momentan nicht primär entscheidend. Warum? Die derzeit verfügbaren Medikamente seien vor allem auf das Sistieren, auf das Stehenbleiben der Krankheitsaktivität ausgerichtet.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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7 Kommentare

Ocrevusi

von Dauria Alexandra am 22.07.2019 um 12:37 Uhr

Ich soll ab 3.09 mit ocrevus beginnen.....hab ein bisschen Angst wegen den Nebenwirkungen

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Gibt es Praxen in Deutschland

von Bianca am 29.06.2019 um 19:18 Uhr

Hallo ...

Gibt es in Deutschland bereits Praxen die dieses Medikament anwenden ! Meine Neurologin sagt, es ist auf dem Deutschen Markt noch nicht zugelassen. Ich leide an der Chronisch Sekundären Variante und jetzt wäre es wichtig die Krankheit aufzuhalten

Lieben Dank für Eure Antworten
Gruß Bianca

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Gibt es Praxen in Deutschland

von Ännsn am 19.08.2019 um 15:02 Uhr

Hi!

Praxen verabreichen das Medikament nicht, es wird ausschließlich in Kliniken verabreicht...

Werde in einer Woche von tysabri auf ocrevus umgestellt...

Erkundige dich bei einer Klinik in deiner Nähe (neurologische - verabreicht wird es jedoch in der onkologischen Klinik)

Alles liebe Dir

MS Medikamente

von Annerose Giebel am 26.02.2019 um 17:53 Uhr

Ich möchte über MS Medik. Informiert werden, die vom Markt genommen werden. Ich nehme seit 2 Jahren Tecfidera und komme gut damit zurecht

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Ocrevus

von Jan Koslowski am 31.01.2018 um 3:30 Uhr

Das klingt alles sehr vielversprechend, aber warum ist Ocrevus nicht für den sekundär progredienten Verlauf zugeĺassen???

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Ocrevus

von Nadine am 07.02.2019 um 20:20 Uhr

Ist es doch. Oder habe ich mich so sehr verlesen?

AW: Ocrevus

von Ute am 20.02.2019 um 22:25 Uhr

Ocrevus wird definitiv auch bei der sekundär progredienten MS gegeben. Am besten Mal mit einer Schwerpunktpraxis sprechen.

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