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DAZ.online-Themenwoche
Wie viel sparen Rabattverträge wirklich?
Verschwendung der Reste
Das zweite Problem betrifft die Mengenkomponente bei der Berechnung der Einsparungen. Vielen Patienten ist nur schwer zu vermitteln, dass das neue Rabattvertragsprodukt ein gleichwertiger Ersatz für das bisherige Arzneimittel ist. Eine große Sorge dabei ist, dass der Patient das „alte“ Produkt aufbraucht und zusätzlich das „neue“ Produkt einnimmt. Noch schwieriger ist zu vermitteln, dass das „neue“ Produkt erst genommen werden soll, wenn das „alte“ verbraucht ist. Daher wird in vielen Fällen der Rest der alten Packung auf dem Müll landen. Der Restinhalt wird verschwendet. Dann steigt die Zahl der verordneten Tagesdosen, obwohl die Patienten nicht mehr einnehmen. Jede Rabattvertragsumstellung birgt damit ein Risiko für eine sinnlos steigende Verschreibungsmenge. Auch diese Verschwendung muss von den angeblichen Einsparungen abgezogen werden. Dabei schlägt der Apothekenverkaufspreis für die verschwendete Menge zu Buche und nicht nur die Differenz zum teureren Vergleichsprodukt.
Zusätzliche Kosten der Krankenkassen
Das dritte Problem betrifft zusätzliche Kosten der Krankenkassen an anderer Stelle, die den Einsparungen gegenüberstehen. Dies sind zunächst die Kosten für die Ausschreibung, die Auswertung der Angebote und die Überwachung der Verträge, also zusätzliche Verwaltungsausgaben. Wichtiger und wahrscheinlich viel teurer sind die zusätzlichen Behandlungen von Patienten als Folgen der Rabattverträge. Einerseits betrifft dies die Non-Adhärenz von Patienten, die dem „neuen“ Produkt trotz der guten Worte aus der Apotheke nicht trauen. Andererseits können Unterschiede der formal austauschbaren Arzneimittel zum Problem werden, wenn Apotheker „pharmazeutische Bedenken“ nicht erkennen, unterschätzen oder zu zurückhaltend umsetzen. Beide Varianten können eine gut eingestellte Therapie entgleisen lassen. Das führt vielleicht nur zu einem zusätzlichen Arztbesuch, aber vielleicht sogar zu einer Notaufnahme im Krankenhaus und einer teuren Behandlung. Diese Folgen für die Patienten würden zu einer Gesamtbilanz der Rabattverträge gehören. Doch sie interessieren auch in einer rein ökonomischen Betrachtung für die Krankenkassen. Denn sie lösen zusätzliche Behandlungskosten aus.
2 Kommentare
Auch für nicht Studierende der "Wirtschaftswissenschaften" verständlich
von Andreas Grünebaum am 07.04.2017 um 18:37 Uhr
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"Rabattverträge" mit Hintergrund
von Heiko Barz am 07.04.2017 um 11:51 Uhr
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