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Veto des Bundesfinanzministeriums
Schäuble blockiert das Rx-Versandverbot
Die politischen Gegner des Rx-Versandverbotes mehren sich: Nach Informationen von DAZ.online hat im Rahmen der Ressortabstimmung auch das Bundesfinanzministerium sein Veto eingelegt. Wolfgang Schäuble (CDU) widerspricht dem Vorhaben seines Parteikollegen Hermann Gröhe wegen europarechtlicher und fiskalischer Bedenken.
Mitte Februar hatte das Bundesgesundheitsministerium (BMG) den Referentenentwurf des Rx-Versandverbotes an alle Ministerien und Fachverbände zur Abstimmung geschickt. Neben einigen rechtlichen Änderungen am Apotheken-Botendienst hat der Entwurf nur ein Ziel: das Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln.
Doch das Vorhaben von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) steht weiterhin unter keinem guten Stern: Aus Koalitionskreisen erfuhr DAZ.online, dass das Bundesfinanzministerium (BMF) dem Versandverbot im Rahmen der Ressortabstimmung widerspricht. Aus dem BMF selbst gibt es keine offizielle Stellungnahme, da es sich um ein laufendes Verfahren handele, erklärte ein Sprecher.
DAZ.online liegen Auszüge aus der Stellungnahme vor. Zur Einführung heißt es: „Auch wenn aus dem Referentenentwurf keine unmittelbaren finanziellen Auswirkungen auf den Bundeshaushalt oder die GKV zu entnehmen sind, könnten sich aus dem Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln dennoch Risiken für den Bundeshaushalt ergeben. Diese Risiken erwachsen aus der Fragestellung, inwieweit das Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln mit dem Unionsrecht vereinbar ist.“
Das Ministerium von Wolfgang Schäuble zitiert das vom Bundesverband Deutscher Versandapotheken in Auftrag gegebene Rechtsgutachten von Prof. König, nach dem sich Deutschland mit einem Rx-Versandverbot der EU-rechtlichen Staatshaftung aussetzen würde. Für das BMF ergibt sich daraus „die Möglichkeit
eines beträchtlichen fiskalischen Risikos“. Das Finanzministerium macht seine Zustimmung zum Versandverbot vom Bundeswirtschaftsministerium abhängig: Erst wenn das BMWi keine europarechtlichen Bedenken mehr habe, könne man grünes Licht geben.
Justiz-, Wirtschafts- und Finanzministerium gegen das Verbot
Das Veto des BMF ist nun insgesamt der dritte Widerspruch gegen das von den Apothekern geforderte Vorhaben. Schon in der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass die beiden SPD-geführten Ministerien für Justiz und Wirtschaft nicht zustimmen wollten. Insbesondere das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) hatte eine ganze Mängelliste an Gröhe übergeben: Das BMG habe nicht ausreichend genug dargestellt, warum das Verbot das Mittel der Wahl nach dem EuGH-Urteil sei, hieß es unter anderem. Das Justizministerium hinterfragt außerdem, ob das Rx-Versandverbot europarechtlich und verfassungsrechtlich möglich ist.
Die Chancen auf eine Umsetzung des Rx-Versandverbotes sind somit erheblich gesunken. Die Meinung des Finanzministeriums ist bei Ressortabstimmungen wichtig, schließlich muss das BMF alle fiskalischen Auswirkungen eines Gesetzes kritisch hinterfragen. Wie das BMG auf diese drei Absagen reagiert, ist völlig unklar. Rein theoretisch könnte Gröhe sein Vorhaben nochmals nachbessern und in eine neue Abstimmungsrunde schicken. Dafür wird allerdings die Zeit knapp: Das Rx-Versandverbot müsste ein Notifizierungsverfahren auf EU-Ebene durchlaufen. Es wird damit gerechnet, dass mindestens ein EU-Mitgliedsstaat Widerspruch einlegt, das Verfahren könnte also bis zu sechs Monate in Anspruch nehmen.
Immer wahrscheinlicher wird daher ein Kompromiss zwischen den Forderungen der Apotheker und den Vorschlägen der SPD-Bundestagsfraktion. Die SPD-Gesundheitsexperten Sabine Dittmar und Edgar Franke hatten einen Plan vorgelegt, nach dem Rx-Boni bis zu einer Bagatellgrenze von einem Euro erlaubt sein sollen, der Rx-Versand erhalten bleibt und eine Umstellung des Apothekenhonorars geprüft wird. Die ABDA ist allerdings der Meinung, dass dieser Vorschlag nach dem EuGH-Urteil zur Preisbindung nicht mehr möglich ist. Nicht auszuschließen ist daher auch, dass gar keine Lösung gefunden wird und das Problem rund um den Arzneimittel-Versandhandel in die nächste Legislaturperiode „verschleppt“ wird.
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Hinweis der Redaktion: Wir haben den Text mit neuen Informationen und Auszügen aus der Stellungnahme angereichert. Stand: 23. März 2017, 15:35
26 Kommentare
Fiskus
von Kostas Kaliamuris am 27.03.2017 um 17:52 Uhr
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Handeln ohne Limit ... mit Folgekosten für Generationen ...
von Christian Timme am 25.03.2017 um 0:58 Uhr
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Die Hosen sind ziemlich runter
von Gregor Jahn am 24.03.2017 um 10:42 Uhr
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AW: Die Hosen sind ziemlich runter
von Bernd Jas am 24.03.2017 um 14:33 Uhr
seht genau hin, welche Leute uns regieren!
von Karl Friedrich Müller am 24.03.2017 um 9:32 Uhr
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Schaut in den Lebenslauf
von Christiane Patzelt am 24.03.2017 um 8:42 Uhr
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Bedenken
von Karl Friedrich Müller am 24.03.2017 um 6:51 Uhr
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Kompromisse
von Christian Redmann am 23.03.2017 um 22:12 Uhr
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AW: Kompromisse
von Karl Friedrich Müller am 24.03.2017 um 6:58 Uhr
AW: Kompromisse
von Bernd Jas am 24.03.2017 um 14:08 Uhr
Ernüchtert...
von Ulrich Ströh am 23.03.2017 um 21:50 Uhr
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AW: Ernüchtert
von Heiko Barz am 24.03.2017 um 13:42 Uhr
Wer hat denn da nachgeholfen?
von Hummelmann am 23.03.2017 um 19:59 Uhr
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AW: Wer hat denn da nachgeholfen
von F.Unkrich am 24.03.2017 um 5:42 Uhr
Noch sträube ich mich...
von Andreas P. Schenkel am 23.03.2017 um 19:46 Uhr
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Ist so nur in Deutschland möglich !
von Ratatosk am 23.03.2017 um 19:14 Uhr
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Frau Schulz-Asche ....
von gabriela aures am 23.03.2017 um 18:20 Uhr
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Bedenken?
von Tilman La Roche am 23.03.2017 um 17:06 Uhr
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Schäuble und Co
von Frank Zacharias am 23.03.2017 um 16:57 Uhr
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Apotheken sind ein notwendiges Übel
von Peter Bauer am 23.03.2017 um 16:13 Uhr
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AW: Apotheken sind ein notwendiges Übel
von Andreas Grünebaum am 23.03.2017 um 17:16 Uhr
Schäuble
von Frank Ebert am 23.03.2017 um 15:55 Uhr
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was stimmt nicht in der Regierung?
von Karl Friedrich Müller am 23.03.2017 um 15:45 Uhr
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Schäuble
von Karl Friedrich Müller am 23.03.2017 um 15:38 Uhr
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Zu viel Geld....
von Hubert Kaps am 23.03.2017 um 15:12 Uhr
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Juristische Bedenken?
von Pöppl Christian am 23.03.2017 um 15:08 Uhr
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