Europa, Deine Apotheken – Schweden

Missglückte Deregulierung?

30.12.2016, 11:00 Uhr

In Schweden versorgt eine Apotheke im Schnitt etwa 7.000 Bürger. (Foto: dpa)

In Schweden versorgt eine Apotheke im Schnitt etwa 7.000 Bürger. (Foto: dpa)


Wie funktionert das Honorar in Schweden?

Bis heute drehen sich in Schweden viele Diskussionen um die sogenannte 24-Stunden-Regel. Demnach haben Patienten ein Anrecht darauf, ihre Arzneimittel innerhalb der ersten 24 Stunden nach Einreichen des Rezeptes zu erhalten. Das ist insbesondere im Norden, wo Großhändler teilweise sehr lange Strecken zurücklegen müssen, keine Selbstverständlichkeit.  Die Aufsichtsbehörde Statskontoret beschwert sich nach wie vor darüber, dass viele Apotheken diese Frist nicht einhalten können.

Wie so viele andere Länder sind uns auch die Schweden in Sachen Digitalisierung jedoch um einige Schritte voraus. Die ehemalige Staatskette Apoteket hat für die digitale Abwicklung der Rezepte ein Subunternehmen eröffnet. Apotekens Service AB regelt die elektronische Anbindung der Apoteket-Apotheker an deren Leistungserbringer und organisiert die Software-Systeme. Fast 90 Prozent aller eingereichten Rezepte sind in Schweden mittlerweile elektronisch. Sie gehen vom Arzt entweder direkt an die Apotheke oder werden auf einem zentralen Server zwischengespeichert. Auch die Kommunikation mit dem regionalen Gesundheitsdienst und die Abfrage der Zuzahlungen erfolgt elektronisch. Außerdem sind die meisten Apotheken an ein zentrales Interaktionssystem angeschlossen: So können die Pharmazeuten früh erkennen, ob bei dem Patienten Wechselwirkungen drohen.

Was das Apothekenhonorar betrifft, ähnelt das schwedische Vergütungssystem Österreich. Es gibt zwar kein Fixhonorar, dafür aber eine regressive, prozentuale Apothekenmarge, die im Schnitt bei 16 Prozent des Apothekeneinkaufspreises liegt.

Schweden gehört außerdem zu einem der sechs europäischen Länder, in denen der Versandhandel sowohl mit OTC- als auch mit Rx-Arzneimitteln erlaubt ist. Viele Schweden nutzen diese Möglichkeit allerdings nicht. Laut einer Umfrage der schwedischen Arzneimittelbehörde haben 76 Prozent der Einwohner schon einmal ein Produkt im Internet gekauft. Von diesen 76 Prozent gaben allerdings nur knapp 10 Prozent an, dass sie bereits Medikamente im Internet bestellt haben. Wie in Deutschland dürfen nur zugelassene Apotheken Arzneimittel versenden.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Schweden ein Vorbild??

von Heiko Barz am 31.12.2016 um 18:50 Uhr

Mit Verlaub, solch eine unübersichtliche und auch von Arzneimittelkraken beherrschte Medikamentenversorgung kann doch wohl nicht mit der bei uns - noch - bestehenden Verbreitung auch nicht einmal andeutungsweise verglichen werden.
Wenn man dabei erkennt, dass, wahrscheinlich aus rein merkantilen Gründen der "Apo-bachelor" ins Spiel gebracht wird, dann mal gute Nacht Pharmazie!!
So wird ein Beruf systematisch durch unwissende, qulitätsnegierende und nur im Moment der politischen Wahrnehmung lebenden "Volksvertreter" zu deren Interessenlage verramschst.
Das alleine ist schon als katastrophal einzuschätzen, doch um Grade schlimmer ist die Situation der anscheinend völlig unwichtig gewordenen Patienten, um deren Wohl es im Grunde eigentlich geht.
Hauptsache die Konzerne können so agieren, wie sie für ihre Aktionäre zum Vorteil handeln.
War nicht Schweden einmal ein sozialer Vorzeigestaat?
Lauterbachs gibt es anscheinend überall und sie sind auch überall medial mit ihrem Schwachsinn vertreten.
Wer schwingt sich auf, diesen Vergiftern das Handerk zu legen?
Es ist - noch - fünf vor 12!! Herr Friedemann Sch.

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