Europa, Deine Apotheken – Schweden

Missglückte Deregulierung?

30.12.2016, 11:00 Uhr

In Schweden versorgt eine Apotheke im Schnitt etwa 7.000 Bürger. (Foto: dpa)

In Schweden versorgt eine Apotheke im Schnitt etwa 7.000 Bürger. (Foto: dpa)


Geplante Liberalisierung

2008, also ein Jahr vor dem Gesetz, legte die Kommission ihre Ergebnisse vor und empfahl der Regierung, möglichst großen Unternehmen den Eintritt in den schwedischen Markt zu erlauben, damit diese gegenüber den Großhändlern und Pharmaunternehmen bessere Verhandlungschancen hätten. Dieser Empfehlung folgte der Gesetzgeber weitestgehend: Seit dem Sommer 2009 dürfen leidglich Ärzte und Pharmaunternehmen keine Apotheken gründen – sonst ist jede private und juristische Person dazu berechtigt. Auch die Anforderungen für die Leitung an eine Apotheke wurden herabgesenkt: Das große, fünfjährige Pharmaziestudium ist dazu nicht mehr notwendig, sondern nur noch ein Bachelor-Abschluss mit dem Titel „Rezeptionist“.

Beim Verkauf der Apoteket-Standorte setzte der Gesetzgeber jedoch auf Vielfalt: Etwa die Hälfte der 930 Apotheken wurde sofort an große Kettenunternehmen verkauft. Apotek Hjärtat übernahm mehr als 200 Apotheken, ein Joint Venture des finnischen Großhandelskonzerns Oriola KD mit der Betreibergesellschaft der Coop-Supermärkte Kooperativa Förbundet (KF) übernahm 171 Apotheken und nannte seine Kette „Kronans Droghandel“.

Auch die Investmentkonzerne Segulah und Investor und Priveq Investment übernahmen weitere Pakete. Allerdings war im Liberalisierungsgesetz vorgeschrieben, dass ein Teil der Apoteket-Standorte an ehemalige angestellte Pharmazeuten gehen sollte. Etwa 150 Apotheker erhielten im Rahmen eines Franchise-Modells staatliche Unterstützung bei der Weiterführung ihrer Apotheke. Apoteket selbst behielt etwa ein Drittel aller Apotheken.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Schweden ein Vorbild??

von Heiko Barz am 31.12.2016 um 18:50 Uhr

Mit Verlaub, solch eine unübersichtliche und auch von Arzneimittelkraken beherrschte Medikamentenversorgung kann doch wohl nicht mit der bei uns - noch - bestehenden Verbreitung auch nicht einmal andeutungsweise verglichen werden.
Wenn man dabei erkennt, dass, wahrscheinlich aus rein merkantilen Gründen der "Apo-bachelor" ins Spiel gebracht wird, dann mal gute Nacht Pharmazie!!
So wird ein Beruf systematisch durch unwissende, qulitätsnegierende und nur im Moment der politischen Wahrnehmung lebenden "Volksvertreter" zu deren Interessenlage verramschst.
Das alleine ist schon als katastrophal einzuschätzen, doch um Grade schlimmer ist die Situation der anscheinend völlig unwichtig gewordenen Patienten, um deren Wohl es im Grunde eigentlich geht.
Hauptsache die Konzerne können so agieren, wie sie für ihre Aktionäre zum Vorteil handeln.
War nicht Schweden einmal ein sozialer Vorzeigestaat?
Lauterbachs gibt es anscheinend überall und sie sind auch überall medial mit ihrem Schwachsinn vertreten.
Wer schwingt sich auf, diesen Vergiftern das Handerk zu legen?
Es ist - noch - fünf vor 12!! Herr Friedemann Sch.

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