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Gute Aussichten

Foto: DAZ/Alex Schelbert

Dr. Doris Uhl, Chefredakteurin der DAZ

Leiser als gewöhnlich und doch nicht ganz ohne Feuerwerk sind wir in das neue Jahr gestartet. Was es bringen wird? In vielerlei Hinsicht sicher noch ein großes Rätselraten. So manches sollte zum 1. Januar 2022 aufgegleist worden sein, zum Beispiel das E-Rezept oder die sagenumwobenen pharmazeutischen Dienstleistungen. Wann das eine oder die anderen kommen werden? Wir wissen es nicht.

Großes Rätselraten herrscht auch in Sachen Omikron. Wie viele Menschen sind tatsächlich hier in Deutschland ­inzwischen mit der neuen SARS-CoV-2-Variante infiziert? Wie wird sich die Lage in den nächsten Wochen entwickeln? Droht ein Zusammenbruch unseres kompletten öffentlichen Lebens oder wird alles halb so wild? Vieles macht Hoffnung: Impfungen, die zumindest kurzfristig einen gewissen Schutz vor schweren Verläufen versprechen. Oder auch die Virusvariante Omikron selbst, die sich zwar in den oberen Atemwegen sehr schnell vermehrt und dadurch hochinfektiös ist, die aber nicht mehr so pathogen zu sein scheint wie ihre Vorläufer, weil sie das Lungengewebe deutlich weniger schädigt. Ersten Studien zufolge soll trotz hoher Omikron-Infektionszahlen der Anteil der Klinikeinweisungen um ein Drittel geringer sein als unter Beta oder Delta. Omikron könnte demnach tatsächlich das Potenzial haben, den Weg raus aus der Pandemie in eine Endemie zu bahnen.

Hoffnung machen aber auch zwei neue orale Therapien, mit denen schwere COVID-19-Verläufe verhindert werden sollen. Da ist zum einen PaxlovidTM, eine antivirale Kombination aus Nirmatrelvir mit Ritonavir. Sie soll das Risiko für Krankenhauseinweisungen und ­Todesfälle um rund 90% reduzieren. In Deutschland arbeitet man mit Hochdruck an einer Notfallzulassung, sie könnte noch vor einer EU-Zulassung erteilt werden (s. S. 46). Ehrgeiziges Ziel ist es, mit diesem Virustatikum schon in den nächsten Wochen bei steigenden Infektionszahlen viele Menschenleben zu retten. Das zweite, wohl etwas weniger effektive orale Virustatikum ist Molnupiravir (Lagevrio®), das die virale RNA-Replikation stört. Er steht schon jetzt zur Verfügung (s. S. 14).

Doch die größten Erfolge auch im Kampf gegen die neue Omikron-Welle versprechen nach wie vor die Impfungen. Ihre Erfolgsgeschichte begann vor gut einem Jahr. Es war und ist ein großer Glücksfall, dass sich gleich mehrere Impfstoffkandidaten als wirksam und im Verlaufe ihres Einsatzes als in der Regel gut verträglich erwiesen haben (s. S. 44). Und es ist ein großer Glücksfall, dass mit diesen Impfstoffen wohl auch schwere Verläufe einer Omikron-Infektion verhindert werden.

So können wir trotz aller Widrigkeiten erst einmal zuversichtlich ins neue Jahr blicken. Es bestehen gute Aussichten, dass die Pandemie 2022 zumindest einen Teil ihres Schreckens verlieren könnte.

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