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Neues zu SARS-CoV-2 in Kürze

daz/dpa | Omikron hält die Welt weiter in Atem. Zwei neue orale Arzneimittel sollen helfen, schwere COVID-19-Verläufe und damit Klinikeinweisungen und Todesfälle zu verhindern: Molnupiravir (Lagevrio) und Nirmatrelvir/Ritonavir (Paxlovid). Molnupiravir steht seit dem 3. Januar 2022 zur Verfügung (s. S. 14), Paxlovid soll in Kürze folgen. Beide Arzneimittel sind jedoch keine Alternative zur Impfung.

Warten auf Paxlovid

Paxlovid ist ein oral anzuwendendes, antivirales Arzneimittel, das Nirmatrelvir (PF-07321332) mit Ritonavir kombiniert. Nirmatrelvir hemmt als SARS-CoV-2-3CL-Proteaseinhibitor die für die Vermehrung von SARS-CoV-2 wichtige Protease 3CL. Ritonavir ist zwar ebenfalls ein Virostatikum, jedoch wirkt es nicht antiviral gegen SARS-CoV-2. In Kombination mit Nirmatrelvir fungiert es als Booster für diesen Wirkstoff, indem es als CYP3A4-Inhibitor den Abbau von Nirmatrelvir hemmt und so dessen Wirkdauer verlängert. Das erlaubt eine geringere Dosierung.

Paxlovid reduzierte bei erwachsenen COVID-19-Hochrisikopatienten das Risiko für Krankenhauseinweisung und Tod um 89% verglichen mit Placebo. Pfizer untersuchte die Wirkung von Paxlovid mit 2246 erwachsenen COVID-19-Hochrisikopatienten in einer Phase-II/III-Studie EPIC-HR (Evaluation of Protease Inhibition for COVID-19 in High-Risk Patients). Die nicht hospitalisierten COVID-19-­Patientinnen und Patienten erhielten innerhalb von drei Tagen nach Sym­ptombeginn für fünf Tage Paxlovid, ausgewertet wurde am 28. Tag nach Randomisierung: Mit Paxlovid mussten 0,7% der Patienten in ein Krankenhaus eingeliefert werden, keiner verstarb. Unter Placebotherapie kamen hingegen 6,5% der COVID-19-­Patienten ins Krankenhaus oder starben (44 von 682 hospitalisiert, neun Todesfälle) – womit eine fünf­tägige Paxlovid-Therapie das Risiko für Krankenhauseinweisung und Tod verglichen mit Placebo um 89% reduzierte. Ähnlich gut waren die Ergebnisse, wenn Paxlovid nicht innerhalb von drei Tagen, sondern innerhalb von fünf Tagen nach Symptombeginn angewendet wurde (sekundärer Endpunkt): 88 Prozent weniger Krankenhauseinweisung oder Tod (0,8% der Paxlovid-Patienten hospitalisiert [8/1039], kein Todesfall vs. 6,3% Hospitalisierung oder Tod [66 von 1046] mit zwölf Todesfällen unter Placebo). Noch ausgeprägter war der Effekt bei älteren Menschen: Bei Über-65-Jährigen verhinderte Paxlovid Krankenhauseinweisungen oder Tod zu 94% (1,1% der Paxlovid-Patienten mussten ins Krankenhaus [1 von 94], kein Todesfall vs. 16,3% in der Placebo-Gruppe [16 von 98], sechs Todes­fälle). Auf Basis dieser Daten erhielt Paxlovid am 22. Dezember 2021 in den USA durch die FDA eine Notfallzulassung.

Geht es nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, wird Paxlovid in Deutschland in Kürze eine Notfallzulassung erhalten und könnte schon Ende Januar eingesetzt werden. Lieferverträge mit Pfizer über eine Million Einheiten wurden schon geschlossen. Eine Behandlungseinheit besteht aus der Menge an Tabletten, die für einen fünftägigen Behandlungszyklus benötigt werden. Dazu werden zweimal täglich jeweils drei Tabletten (zwei Tabletten Nirmatrelvir zu 150 mg und eine Tablette Ritonavir zu 100 mg) eingenommen. [FDA Authorizes First Oral Antiviral for Treatment of COVID-19, 22. Dezember 2021, www.fda.gov]

PEI: Vorläufige Entwarnung für Schnelltests

Die Omikron-Variante breitet sich auch in Deutschland immer weiter aus. Für Verunsicherung sorgte eine FDA-Mitteilung, nach der Antigen-Schnelltests wohl aufgrund einer verringerten Sensitivität die Omikron-­Variante schlechter detektieren könnten. Das Paul-Ehrlich-Institut weist jedoch darauf hin, dass von den von seinem Labor geprüften und als geeignet eingestuften 199 Tests die meisten eine Omikron-Infektion nachweisen könnten. Sie basieren auf einem Protein, das kaum von den Mutationen betroffen ist. Für eine endgültige Aussage seien allerdings noch weitere Untersuchungen, insbesondere Vergleichsstudien mit Proben von Omikron-Infizierten notwendig.

Vierte Impfung in Israel

Während in Deutschland die Drittimpfungen auf Hochtouren laufen, hat Israel bereits mit dem zweiten Booster losgelegt: Ende Dezember 2021 haben die Viertimpfungen gegen COVID-19 zunächst für Menschen mit Immunschwäche begonnen. Auch in Pflegeeinrichtungen für Senioren ist die vierte Impfung bereits erlaubt. Nun kommen über 60-Jährige und medizinisches Per­sonal dazu. Der israelische Ministerpräsident Naftali Bennett erklärte, das Gesundheitsministerium habe diesen Schritt gebilligt. Es folgte damit der Empfehlung eines Expertengremiums angesichts der rasanten Ausbreitung der Omikron-Variante.

Das Schiba-Krankenhaus bei Tel Aviv hatte Mitte Dezember eine Studie zur vierten Impfung gegen das Corona­virus mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer begonnen. Die Klinik teilte am 2. Januar 2022 mit, dass die Nebenwirkungen ähnlich wie nach der dritten Dosis seien. In den kommenden Tagen wolle man auch darüber informieren, inwieweit die Antikörper nach der vierten Dosis wieder ansteigen [dpa-AFX/ks].

J & J: Positive Booster-Daten

Johnson & Johnson (J & J) teilt mit, dass eine Zweitimpfung mit der COVID-19 Vaccine Janssen wahrscheinlich einen hohen Schutz vor schweren Verläufen einer Infektion mit der Omikron-Variante bietet. Das legen die vorläufigen Ergebnisse der in Südafrika durchgeführten Sisonke-2-Studie mit 227.310 Teilnehmern nahe. Danach reduziert die zweite Impfung mit dem Vektorimpfstoff das Risiko einer Krankenhauseinweisung um 85%. Vermutet wird, dass diese Wirkung auf eine verstärkte T-Zellimmunität zurück­zuführen ist. Die Analyse der Daten habe einen 45fachen Anstieg neutralisierender Antikörper und einen fünffachen T-Zell-Anstieg nach Boosterung ergeben. Die Ergebnisse wurden als Preprint auf medRxiv veröffentlicht. [Gray GL et al. medRxiv doi: https://doi.org/10.1101/2021.12.28.21268436]

Neue Virusvariante in Frankreich aufgetaucht

Eine Preprint-Studie sorgt für neue Beunruhigung. Bei einem Reiserückkehrer aus Kamerun wurde eine neue mit B.1.640.2 bezeichnete Mutante festgestellt, die 46 Mutationen am Spike-Protein aufweist und damit neun Mutationen mehr als die Omikron-Variante. Darunter sind auch bekannte Mutationen wie E484K, die als Escape-Mutation eingestuft ist. Es wird befürchtet, dass auch diese Variante deutlich infektiöser ist als das ursprüngliche SARS-CoV-2-Virus. [Colsen P et al. medRxiv doi: https://doi.org/10.1101/2021.12.24.21268174] |

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