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Aus den Ländern
Burs wirbt für respektvollen Dialog
Motivierende Ansprachen für die Mitglieder der Kammerversammlung in Niedersachsen
Burs berichtete, die verlässliche Leistungsfähigkeit der Apotheken in der Pandemie werde von allen Fraktionen des Niedersächsischen Landtages anerkannt. Politiker hätten sie gebeten, dieses Lob an die Basis zu tragen. Burs folgerte, die Apotheker sollten dies als Fundament für die politische Arbeit nutzen. Doch die Menschen seien von der Pandemie erschöpft und die Debattenkultur verändere sich, konstatierte Burs. Daher warb Burs für einen respektvollen Dialog – berufsintern und mit anderen. Denn es gebe nicht nur eine Wahrheit.
„Eine Demokratie, in der nicht gestritten wird, ist keine.“
Burs würdigte das Arbeitspensum der Apotheken in der Pandemie und erklärte: „Mutig, anpackend, zuversichtlich und besonnen haben unsere Kolleginnen und Kollegen selbstbewusst die Herausforderungen angenommen und einfach ‚gemacht‘“. Deswegen sei sie stolz auf die Apothekenteams. „Wir holen die Menschen dort ab, wo sie stehen, stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite und unterstützen sie in ihrer gesundheitlichen Kompetenz“, erklärte Burs. Nun würden die Apotheker verlässliche Rahmenbedingungen, fairen Wettbewerb und Planungssicherheit einfordern. Dabei sollte das Honorierungsmodell zukunftssicher aufgestellt werden. Mit Blick auf das erwartete Defizit der Krankenkassen dürfe nicht bei den Apotheken gekürzt werden.
Respekt bei kontroversen Themen
Zu den pharmazeutischen Dienstleistungen betonte Burs, alle Apotheken müssten die Chance erhalten, honorierte Leistungen zu erbringen. Es könne nicht nur um die Medikationsanalyse gehen. Zum Impfen gebe es auch unter den Kollegen unterschiedliche Meinungen. Burs verwies auf die Besonderheit des niedersächsischen Modellprojekts zur Grippeimpfung, das im ganzen Bundesland gilt. Dabei gebe es lokale Konzepte, bei denen sich Ärzte und Apotheker untereinander gut verständigt hätten. Zur Digitalisierung erklärte Burs: „Wir jedenfalls sind verlässlich am Start.“ Sie hob hervor, dass in Niedersachsen auch die angestellten Approbierten schon gut mit elektronischen Heilberufeausweisen ausgestattet seien. Von 3800 Angestellten hätten 2200 bereits eine Genehmigung für einen Ausweis und 50 Prozent davon hätten den digitalen Ausweis. Burs mahnte, die Apotheker dürften das E-Rezept „nicht vertrödeln“, zumal darin schon viel Geld der Versicherten stecke.
„Sensibel und offen“ beim Thema Cannabis
Auch zu Cannabis aus der Apotheke gebe es unterschiedliche Auffassungen. Die Apotheker sollten dazu „sensibel und offen“ sein, forderte Burs und erklärte weiter, die Apotheken könnten eine Option sein, aber „wir sind keine Coffeeshops“ und wir sollten die Fehler anderer Länder vermeiden. Außerdem erinnerte Burs an das Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom Februar 2020 zum assistierten Suizid. Das Bundesgesundheitsministerium habe darauf bisher nicht reagiert. Allerdings werde in Österreich derzeit ein Gesetz dazu beraten. Für Burs ist selbstverständlich, dass es für die Abgabe von Arzneimitteln in diesem Zusammenhang keinen Kontrahierungszwang geben könne. Doch die Apotheker müssten sich im respektvollen Miteinander auch dieser Diskussion stellen.
Kammer in sozialen Medien engagiert
Mit Blick auf Niedersachsen wies Burs darauf hin, dass im Land noch immer keine Schulgeldbefreiung für PTA-Schüler gelte. PTA-Schüler würden daher in benachbarte Bundesländer abwandern. Der Personalmangel sei jedoch ein branchenübergreifendes Problem. Dazu sei Kampagnenarbeit mit den Apotheken vor Ort nötig. Aus der Arbeit der Kammer betonte Burs den kürzlich gestarteten Facebook-Auftritt, der schon 600 Abonnenten habe. Außerdem wende sich die Kammer mit einem neuen Blog an Politiker und Journalisten.
Motivation von der ABDA-Präsidentin
Einige der Gedanken von Burs griff ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in ihrer motivierenden Rede auf. Overwiening stellte die Situation der Apotheken in ähnlicher Weise dar wie eine Woche zuvor bei der Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern (siehe DAZ 2021, Nr. 46, S. 82). Auch sie betonte, dass Politiker und Meinungsbildner die Apotheken durch die Erfahrungen in der Pandemie anders wahrnehmen würden. Dieses Momentum gelte es zu nutzen.
„Respekt ist der Sauerstoff unter den sozialen Elementen.“
Wahl der Delegiertenversammlung vertagt
Ein weiterer Schwerpunkt der Kammerversammlung lag bei der Apothekerversorgung. Dr. Hans-Georg Möller, Vorsitzender des Verwaltungsausschusses, und Dr. Walter Heering, Vorsitzender des Aufsichtsausschusses, präsentierten den Jahresabschluss 2020. Außerdem sollte es um einen der letzten Schritte für die seit Jahren laufende Neuaufstellung der Apothekerversorgung gehen. Dazu war ein neuer Staatsvertrag geschlossen worden, der eine gemeinsame Delegiertenversammlung mit gewählten Vertretern aus Niedersachsen, Hamburg und Sachsen-Anhalt vorsieht (siehe DAZ 2021, Nr. 30, S. 61). Nun sollten die niedersächsischen Delegierten für dieses neue Gremium gewählt werden. Für die 17 Sitze des Landes standen bereits 22 Interessenten bereit. Da die Versammlung zu diesem Zeitpunkt nicht mehr beschlussfähig war, wurde die Abstimmung jedoch vertagt. Die Wahl soll bei einer Online-Kammerversammlung möglichst noch in diesem Jahr stattfinden. |
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