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Aus den Ländern
Digitale Zukunft – von der Motivation zum Apothekenalltag
Mitgliederversammlung des Apothekerverbandes Mecklenburg-Vorpommern
Der Verbandsvorsitzende Axel Pudimat ließ mit Blick auf Ausfallsicherheit und Fehleranfälligkeit eine kritische Einstellung zum E-Rezept erkennen. Doch es komme nicht auf die eigene Position an, sondern auf die Haltung der Gesellschaft und die Wünsche der Kunden. „Egal was wir davon halten – wir müssen und werden es tun, denn die Kunden werden es tun“, erklärte Pudimat. „Lassen Sie Probleme nicht durch die Apotheken entstehen“, forderte Pudimat und ergänzte: „Patienten und Ärzte werden dafür sorgen, dass es langsam geht.“
Engagement für das E-Rezept
Pudimat appellierte an die Mitglieder, deutlich darauf aufmerksam zu machen, dass die Apotheken E-Rezepte einlösen. Für die digitale Zukunft bräuchten die Apotheker „eine neutrale, stabile Plattform in unserer Hand ohne Fremdinteresse.“ Die zunächst als kleines Projekt des Deutschen Apothekerverbandes angelegte Plattform erfordere nun eine eigene Betreibergesellschaft. Damit warb Pudimat für die GEDISA, die am nächsten Tag in Berlin gegründet wurde (siehe AZ 46).
Apotheken schließen wegen Personalmangels
Als zentrales Problem für die Apotheken hob Pudimat den Personalmangel hervor. Wenn in Mecklenburg-Vorpommern Apotheken schließen, liege das am fehlenden Personal. PTA-Gehälter knapp über dem Mindestlohn seien nicht attraktiv. Darum soll ein neues gemeinsames Gremium von Kammer und Verband Konzepte für die PTA-Ausbildung in Mecklenburg-Vorpommern erarbeiten. Es würden nicht nur PTA-Schüler, sondern auch Lehrer fehlen. Möglicherweise müsse ein eigener Schulträger gegründet werden. Auf jeden Fall werde Geld dafür benötigt. Besonders frustrierend sei der Personalmangel, wenn das Personal für sinnlose Tätigkeiten wie die Präqualifizierung eingesetzt werde. Die Politik sollte besser auf fachliche Expertise setzen, forderte Pudimat. Da solche Probleme bei vielen Berufen bestünden, sollten diese das Thema gemeinsam an die Politik herantragen.
Anekdote aus Verhandlungen über Dienstleistungen
Nachdem die ABDA monatelang zu den mittlerweile gescheiterten Verhandlungen mit dem GKV-Spitzenverband über pharmazeutische Dienstleistungen geschwiegen hatte, enthüllte Pudimat eine Anekdote, um die Haltung der Krankenkassen zu beschreiben. Demnach hätten die Krankenkassen vorgeschlagen, die pharmazeutische Betreuung nach einer Organtransplantation als Dienstleistung einzuführen. Wenn alle Patienten, die in einem Jahr ein Organ transplantiert bekommen, dies wahrnehmen, hätte dies nach einer Rechnung von Pudimat bedeutet, dass etwa jede fünfte Apotheke eine Leistung pro Jahr erbringen könnte.
Politik erkennt Leistungen der Apotheken an
ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening wandte sich mit einer Motivationsrede an die Verbandsmitglieder. In der Pandemie hätten die Apotheken mit ihren vielen Sonderleistungen gezeigt, dass das System der wohnortnahen Versorgung „agil, flexibel, ideenreich, lösungsorientiert und krisenfest“ sei. Das hätten alle wahrgenommen, auch die Politik. „Dieses Momentum gilt es zu erhalten“, folgerte Overwiening. Mit Blick auf die pharmazeutischen Dienstleistungen erklärte Overwiening: „Die Argumente sind auf unserer Seite.“ Sie sprach sich für Transparenz aus. Das Schweigen der ABDA zu den Dienstleistungen sei „nur Verhandlungstaktik“. Es gehe um Leistungen, die alle Apotheken erbringen könnten. Außerdem warb Overwiening für das E-Rezept: „Wir müssen bereit sein – technisch und in unseren Köpfen.“ Es gelte die Regel „love it, leave it or change it“. Da es nicht weggehe, müssten wir es lieben lernen.
Apotheker als Übersetzer bei der Digitalisierung
Für die langfristige Zukunft seien die Gestaltungsmöglichkeiten größer. Overwiening wandte sich gegen die Trivialisierung von Arzneimitteln und forderte zugleich, die Apotheken müssten der Digitalisierung „Tür und Tor öffnen“. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) sei begeistert von der Umsetzung der Impfzertifikate gewesen. Im BMG werde gesehen, dass für die Digitalisierung „Übersetzer“ in der Fläche nötig seien: „Das BMG hat verstanden, dass wir das leisten.“ Außerdem erklärte Overwiening, die Eigenverantwortung habe uns durch die Pandemie getragen. Doch wir müssten Wege finden, um Nachwuchs für dieses System zu gewinnen. Darum müsse die Honorierung angegangen werden, und die Apotheken müssten mehr Entscheidungskompetenz bekommen.
Mehr Effizienz für die ABDA
Zur Arbeit der ABDA appellierte Overwiening an die Apotheker, der Standesvertretung Vertrauen zu schenken. Vertrauen wirke als Motivation und schaffe Handlungsspielräume. Wie schon beim Deutschen Apothekertag berichtete Overwiening über die Strukturanalyse der ABDA, verriet aber inhaltlich kaum mehr. Aufgrund der Befunde werde nun an der Therapie gearbeitet. Dabei gehe es um mehr Effizienz und einen verbesserten öffentlichen Auftritt. Es sei eine anspruchsvolle Aufgabe, schlanker und transparenter zu werden. „Die ABDA soll eine Vertretung sein, mit der wir uns gerne identifizieren“, erklärte Overwiening und ergänzte, dann bräuchten die Apotheker keine anderen Kooperationen. Doch zu den Befunden oder Maßnahmen sagte Overwiening noch nichts.
Agentur für Präqualifizierung wird neu aufgestellt
In der Diskussion gestand Overwiening zu, dass die Präqualifizierung „unfassbar nervig“ sei, aber eine Änderung werde bei den Krankenkassen schwer durchzubringen sein. Darum sollte es eher darum gehen, dass die ABDA-nahe Agentur für Präqualifizierung (AfP) die Apotheken unterstütze. Die AfP sollte „wertschätzend und verstehend“ auftreten. „Dann hätten wir schon viel gewonnen“, erklärte Overwiening und kündigte an, dass die AfP neu aufgestellt werde. Der derzeitige Geschäftsführer werde demnächst in Rente gehen.
Neues zum E-Rezept
Sören Friedrich, ABDA-Abteilungsleiter für IT und Telematik, berichtete über den Entwicklungsstand beim E-Rezept und präsentierte einen neuen Übertragungsweg für den Zugangscode. Die Übertragung über die elektronische Gesundheitskarte ohne PIN könnte nach seiner Einschätzung im Apothekenalltag „der Renner“ werden (siehe S. 12 in dieser DAZ). Außerdem stellte Friedrich Einzelheiten zur Gründung der GEDISA vor (siehe AZ 46).
Neue Herausforderung: Hash-Codes für alle Rezepturen
Zu den ab 1. Januar 2022 vorgeschriebenen Hash-Codes für Rezepturen verwies Pudimat auf die langen Erfahrungen mit diesen Codes für Zytostatika. Dennoch bestehe ein grundsätzliches Problem: Es komme dabei auf Funktionen an, die von den Softwarehäusern eingerichtet werden müssen und die der einzelne Apotheker nicht überblicken könne – und doch seien die Apotheker für das Ergebnis verantwortlich. Michael Irmer vom Norddeutschen Apothekenrechenzentrum (NARZ) bekräftigte, dass die Hash-Codes seit elf Jahren bei Zytostatika-Rezepturen und seit Juli 2021 bei Cannabis-Rezepturen genutzt werden. Sie seien als Reaktion auf die Holmsland-Affäre zur Kontrolle der Bestandteile in Zytostatika-Rezepturen eingeführt worden. Später sei aufgefallen, dass die Krankenkassen damit Informationen über verarbeitete Packungen erhalten und daraufhin Herstellerrabatte geltend machen können. Obwohl es ursprünglich nicht um Herstellerrabatte gegangen sei, hätten die Krankenkassen nun durchgesetzt, solche Daten für alle Rezepturen und für Arzneimittel gemäß den Anlagen 4 und 5 der Hilfstaxe zur Substitution zu nutzen. Dazu müssten die Daten aller verwendeten Rezepturbestandteile einzeln erfasst werden. Doch Dirk Wulkow, Aposoft, stellte exemplarisch eine Softwareumsetzung vor, bei der die Einzeldaten aus der Rezepturtaxierung übernommen werden. Anschließend würden diese Daten an das Rechenzentrum übertragen. Irmer ergänzte, dass diese Z-Datensätze später über die Hash-Codes mit den Papierrezepten verknüpft werden. Wenn auch nur zu einem Rezept mit einem Hinweis auf Zusatzdaten diese Daten nicht geliefert würden, weise die Krankenkasse die komplette Rezeptlieferung zurück. Außerdem sei die technische Anlage zu den Zusatzdaten komplex und teilweise interpretationsfähig. Um Probleme mit den Krankenkassen zu vermeiden, würden die Rechenzentren die Rezepte mit Zusatzdaten sehr sorgfältig prüfen und bei Hinweisen auf Fehler an die Apotheken zurücksenden. Dennoch gab sich Irmer angesichts der langen Erfahrungen mit Zytostatika optimistisch, die Neuerung gut zu bewältigen. |
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