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Pandemie Spezial
Warnung vor Nanosilber-Masken
Von einer Verwendung wird abgeraten
Die COVID-19-Pandemie ist gekennzeichnet durch ein beispielloses Auf und Ab der Empfehlungen zur Therapie der Erkrankung. Das deutlichste Beispiel ist Chloroquin: Trotz anfänglicher Euphorie über die hohe Aktivität in virusinfizierten Zellkulturen brachten alle prospektiven klinischen Studien enttäuschende Ergebnisse. Die In-vitro-Aktivität lässt sich offensichtlich in vivo nicht verifizieren. Die möglichen Risiken stehen jeder prophylaktischen oder therapeutischen Anwendung im Wege. Ähnlich ist die Situation bei etlichen anderen Arzneistoffen.
Angesichts der unbefriedigenden therapeutischen Möglichkeiten ist der Wunsch nach Maßnahmen zum maximalen Schutz vor der Virusinfektion verständlich. Auch hier gab es in den vergangenen Monaten unterschiedliche Empfehlungen. Heute ist zumindest klar: Abstand, Hygiene und Alltagsmasken sind wirksam und damit sinnvoll.
Zurückhaltung ist geboten
Das Fazit aus den bisherigen Erfahrungen lautet: Bevor Nutzen und Risiken einer präventiven oder therapeutischen Maßnahme nicht eindeutig belegt sind, ist Zurückhaltung geboten. Trotzdem werden immer wieder Empfehlungen ausgesprochen, die nicht wissenschaftlich fundiert sind. Die Verwendung von Silber bzw. Nanosilber in Atemschutzmasken ist ein typisches Beispiel.
„Abstoßendes Aussehen“
Die antimikrobielle Wirkung von Silber ist seit Jahrhunderten bekannt, mögliche schädliche Wirkungen allerdings auch: Bei kontinuierlicher Exposition kann es als Folge von Silberablagerungen zu irreversiblen grauschwarzen Verfärbungen der Haut und innerer Organe kommen („Argyrie“). Als Nachteil der Silberexposition wird als Folge möglicher Ablagerungen im Gesicht daher in historischen Quellen das „abstoßende Aussehen“ genannt.
Viele Fragen ...
Bevor die Verwendung von Nanosilbermasken empfohlen wird, wären grundlegende Informationen etwa durch Antworten auf die folgenden Fragen erforderlich: Ab welcher Konzentration von Nanosilber lässt sich in Zellkulturen eine Reduktion der SARS-CoV-2-Vermehrung nachweisen? Können – ähnlich wie Bakterien – auch die Viren silberresistent werden? Wie hoch ist der Gehalt an Silber in den Masken? Geht der Silbergehalt durch den Gebrauch im Laufe der Zeit zurück? Lässt sich in einem direkten Vergleich von regulären Masken mit den silberbeschichteten Varianten belegen, dass die Virusverbreitung reduziert wird? Schließlich: Ist eine Freisetzung von Silberionen möglich? Bestehen Risiken durch Ablagerung des Metalls in der Haut bei Dauergebrauch?
... warten auf Antwort
Eine Beantwortung dieser Fragen sollte prinzipiell möglich sein und könnte die Skepsis gegenüber solchen Masken reduzieren. Fundierte wissenschaftliche Arbeiten über die spezifische Aktivität von Nanosilber gegen SARS-CoV-2 fehlen jedoch. Am überzeugendsten wäre natürlich der Nachweis, dass die Infektionsrate tatsächlich reduziert wird. Die Erfahrungen bei der Entwicklung von Therapeutika gegen COVID-19 sollten auch im Bereich der Prävention berücksichtigt werden. Suggestive Werbeaussagen, die eine antimikrobielle Wirkung von Silberionen in vitro kritiklos in eine Reduktion der Virusverbreitung beim Tragen einer silberhaltigen Maske transformieren, ignorieren diese Erfahrungen.
Fazit
Solange sogar die grundlegenden Daten fehlen, wird von einer Verwendung abgeraten. Bisher ist eine Bewertung möglicher Schutzwirkungen und gesundheitlicher Risiken nicht möglich, und die Fragen zur Resistenzausbreitung sind offen. |
Literatur
[1] Warnnummer A12 vom 8. Juli 2020 FFP2 Nanosilber, Marke Hanvico. https://www.produktwarnung.eu/2020/07/08/rueckrufe-von-atemschutzmasken/19661
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