- DAZ.online
- DAZ / AZ
- DAZ 33/2020
- Corona-Ticker
Pandemie Spezial
Corona-Ticker
Neuigkeiten zu SARS-CoV-2 in Kürze
Wir sichten regelmäßig die Informationsflut und haben wichtige Mitteilungen und neue Erkenntnisse der letzten Wochen zusammengefasst:
Keine Ausweitung der Influenza-Impfempfehlung
In den vergangenen Wochen kamen Bedenken auf, dass die aktuelle Corona-Pandemie zusammen mit der anstehenden Influenza-Saison möglicherweise das deutsche Gesundheitssystem stark beanspruchen könnte. Daher wurde von verschiedenen Seiten der Wunsch an die ständige Impfkommission (STIKO) herangetragen, die bestehende Influenza-Impfempfehlung auf die gesamte Bevölkerung der Bundesrepublik Deutschland auszuweiten. In einer Stellungnahme spricht sich die STIKO jedoch gegen diesen Wunsch aus und sagt, dass bevorzugt die Personengruppen gegen Influenza immunisiert werden sollen, die ein hohes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Dies deckt sich annähernd mit der Personengruppe, die auch ein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf haben.
Für die Influenza-Saison 2020/2021 werden laut der STIKO rund 25 Millionen Impfstoffdosen zur Verfügung stehen. Diese Menge reiche bei Weitem nicht aus, um die gesamte deutsche Bevölkerung zu immunisieren. Um die aktuelle Impfempfehlung vollständig umzusetzen, wären sogar 40 Millionen Impfstoffdosen notwendig. Die STIKO fürchtet daher, dass durch eine Ausweitung der Impfempfehlung auf die gesamte Bevölkerung Risikogruppen unterversorgt wären. Weiterhin merkt sie an, dass in der Literatur zwar Co-Infektionen durch Influenza- und SARS-CoV-2-Viren beschrieben werden. In der Praxis gibt es jedoch keine Hinweise, dass Nicht-Risikogruppen in diesem Zusammenhang eine erhöhte Gefahr für schwere COVID-19-Verläufe hätten. Daher ist auch im Hinblick auf diese Personengruppe eine Ausweitung auf die gesamte Bevölkerung nicht sinnvoll. Außerdem sieht die STIKO keinen Grund, früher mit der Influenza-Impfsaison zu beginnen [Epidemiologisches Bulletin 32/33 2020].
Angeborenes Immunsystem wird ausgeschaltet
SARS-CoV-2 ist deshalb so gefährlich, weil es die unspezifische Immunantwort im Körper unterdrückt. Wissenschaftler aus Deutschland und Holland haben jetzt den Mechanismus dafür herausgefunden.
SARS-CoV-2 regt in den menschlichen Zellen die Produktion des Virusproteins PLpro (Papain-like Protease) an. Dieses Protein wirkt zum einen bei der Reifung und Freisetzung neuer Viruspartikel mit und unterdrückt andererseits die Bildung von Typ-1-Interferonen. Diese werden von mit Viren befallenen Körperzellen als Mechanismus des angeborenen Immunsystems freigesetzt und locken dadurch natürliche Killerzellen an, die die infizierten Zellen abtöten. Außerdem konnte im Zellmodell gezeigt werden, dass durch Blockade von PLpro die Virusproduktion heruntergefahren und gleichzeitig das angeborene Immunsystem gestärkt wird. Ziel der Forscher ist es daher, die PLpro-blockierenden Wirkstoffe weiterzuentwickeln und anschließend in klinischen Studien zur Behandlung von COVID-19 zu testen [Shin D et al. Nature 2020. doi:10.1038/s41586-020-2601-5].
Mücken keine Virusüberträger
Denguefieber ist nur eine der schweren Virusinfektionen, die über Stechmücken übertragen werden. Immerhin kann jetzt laut einer amerikanischen Studie ausgeschlossen werden, dass SARS-CoV-2 über Moskitos übertragen werden kann. Die Forscher hatten in diesem Zusammenhang die drei Mückengattungen Aedes aegypti, Aedes albopictus und Culex quinquefasciatus untersucht. Dabei konnten sie feststellen, dass sich das Coronavirus nicht in den Mücken replizieren konnte. Daher kann davon ausgegangen werden, dass eine Übertragung auf den Menschen auf diesem Weg unwahrscheinlich ist [Huang YJS et al. Scientific Reports 2020. doi:10.1038/s41598-020-68882-7].
SARS-CoV-2 verursacht nicht mehr Asthma-Exazerbationen
Das neue Coronavirus verschlimmert den Zustand von Asthmatikern weniger als andere respiratorische Viruserkrankungen. Zu diesem Schluss kommt eine französische Studie, die 768 hospitalisierte COVID-19-Patienten, darunter 37 Asthmatiker, untersucht hatte. Keiner der Patienten bekam während der Erkrankung einen schweren Asthma-Anfall, der eine spezifische Behandlung im Krankenhaus erfordert hätte [Beurnier A et al. Eur Respir J 2020. doi: 10.1183/13993003.01875-2020]. |
Weitere Beiträge des Pandemie Spezial in DAZ 2020, Nr. 33
- Sicheres Arbeiten in der Pandemie: Berufsgenossenschaft
definiert Branchenstandard für Apotheken - Ein Plädoyer für Masken im Unterricht: Prominente Vertreter der Gesellschaft für Virologie nehmen zu Präventionsmaßnahmen Stellung
- Hauptsache Maske!? Ein Meinungsbeitrag von Markus Veit
- Warnung vor Nanosilber-Masken: Von einer Verwendung wird abgeraten
- N95-Masken lassen sich recyceln: Eine Stunde bei 70 °C
tötet SARS-CoV-2
0 Kommentare
Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.