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Pandemie Spezial
Eine unheilvolle Kombination
Tumorpatienten sind durch SARS-CoV-2 besonders gefährdet
Um Auswirkungen einer Infektion mit SARS-CoV-2 auf den Verlauf einer Krebserkrankung einschätzen zu können, wurde in den USA Mitte März 2020 eine spezielle Datenbank, das CCC19 (COVID-19 and Cancer Consortium), implementiert. Die Daten stammen aus Institutionen in den USA und in Kanada sowie aus anonymen Einzelpraxen in Argentinien, in Kanada, in den USA, in der EU und in Großbritannien. Im Rahmen einer Kohorten-Analyse wurden nun die Krankheitsverläufe von 928 Tumorpatienten mit bestätigter SARS-CoV-2-Infektion auf der Grundlage des CCC19-Registers ausgewertet. Primärer Endpunkt war die Gesamtsterblichkeit innerhalb von 30 Tagen nach einer COVID-19-Diagnose. Das mediane Alter der Patienten lag bei 66 Jahren, die häufigsten Krebserkrankungen waren Brustkrebs, Prostatakrebs, gastrointestinale Tumore, Lungenkarzinome sowie multiple Myelome. Rund 40% der Patienten befanden sich in einer aktiven Tumortherapie. Nach einem medianen Follow-up von 21 Tagen waren 121 Patienten (13%) gestorben. Damit ist die Sterblichkeit bei Krebspatienten mit COVID-19 deutlich höher als in der an COVID-19 erkrankten Allgemeinbevölkerung. Weitere Faktoren im Zusammenhang mit einer höheren Mortalität waren das Alter, männliches Geschlecht, Rauchverhalten, ein schlechter Allgemeinzustand sowie eine Behandlung mit Azithromycin plus Hydroxychloroquin.
Die Autoren weisen auf mögliche Unsicherheiten bei den Ergebnissen hin, da die Daten retrospektiv erhoben wurden, und empfehlen weitere Untersuchungen mit größeren Patientengruppen und längeren Nachbeobachtungszeiten, um den Einfluss von COVID-19 auf einzelne Patientengruppen besser zu verstehen [1, 2].
ASCO Jahreskongress
Seit 65 Jahren veranstaltet die American Society of Clinical Oncology (ASCO) den weltweit wichtigsten und größten Kongress zu Themen der klinischen Onkologie. Das diesjährige Meeting, das vom 29. bis 31. Mai 2020 in Chicago abgehalten wurde, fand unter ungewöhnlichen Bedingungen statt: Aufgrund der COVID-19-Pandemie trafen sich die Wissenschaftler auf virtueller Ebene. Die Beiträge – es liegen mehr als 5000 Abstracts vor – sind in der ASCO Meeting library aufgelistet [6]; mehrere Suchfunktionen erleichtern den Zugriff. Abstracts sind teilweise einsehbar und zusätzlich im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht. Für registrierte Teilnehmer sind alle wissenschaftlichen Beiträge als Video und/oder Powerpoint-Folien zugänglich. Um die Fülle der Beiträge zu kanalisieren und wichtige Vorträge hervorzuheben, veröffentlichen nationale Fachgesellschaften Hinweise oder Zusammenfassungen besonders herausragender Arbeiten. So etwa die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO) in einem „Wichtig-zu-Wissen-Beitrag“, in dem Arbeiten zusammengefasst und kommentiert sind, die den Standard von Diagnostik und Therapie in den nächsten Jahren verändern können [7]. Auch auf den Seiten der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) finden sich unter der Rubrik „Wissen virtuell erleben“ zahlreiche Beiträge, die in Expertenrunden, Berichten und Interviews vorgestellt werden [8].
Patienten mit Lungenkrebs weisen aufgrund bereits vorhandener Lungenschäden, meist bestehender Komorbiditäten und einer Raucherkarriere ein hohes Risiko für eine COVID-19-Erkrankung auf. Das internationale Konsortium TERAVOLT (Thoracic cancers international COVID-19 collaboration), das Fakten zur Behandlung von Patienten mit maligner thorakaler Erkrankung sammelt, wertete daher die Daten von mit SARS-CoV-2 infizierten Lungenkrebspatienten aus und stellte beim ASCO ein Update seiner Erkenntnisse vor. Ausgewertet wurden die Daten von 400 Patienten mit thorakalen Tumoren im Durchschnittsalter von 68 Jahren, das Follow-up betrug im Median 33 Tage. Die Mehrheit der Patienten waren Männer und derzeitige oder ehemalige Raucher; knapp 80% der Patienten litten an einem nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom, rund die Hälfte von ihnen in einem weit fortgeschrittenen Stadium.
Erhöhte Sterblichkeit
Zum Zeitpunkt des Data Cut-off war rund ein Drittel der Patienten (35%) verstorben. Knapp 80% von ihnen starben an den Folgen der SARS-CoV-2-Infektion. Einige der Risikofaktoren, die mit der erhöhten Mortalität in Verbindung gebracht wurden, waren das Alter (> 65 Jahre), Komorbiditäten und ein schlechter Allgemeinzustand. Patienten, die vor der Diagnose mit Steroiden oder Antikoagulanzien behandelt worden waren, wiesen ebenfalls ein erhöhtes Risiko auf. Ferner waren Chemotherapien, die in den vergangenen drei Monaten erfolgt waren, mit einer erhöhten Sterblichkeit assoziiert [3, 4, 5]. |
Literatur
[1] Warner JL et al. Clinical impact of COVID-19 on patients with cancer: Data from the COVID-19 and Cancer Consortium (CCC19). ASCO 2020, Abstr. #LBA110
[2] Kuderer N et al. Clinical impact of COVID-19 on patients with cancer (CCC19): a cohort study. The Lancet Published: May 28, 2020 doi:10.1016/S0140-6736(20)31187-9
[3] Horn L et al. Thoracic Cancers International COVID-19 Collaboration (TERAVOLT): Impact of type of cancer therapy and COVID therapy on survival. ASCO 2020, Abstr. #LBA111
[4] Horn L. On Thoracic Cancer and COVID-19: How Type of Cancer Therapy May Affect Survival, www.ascopost.com/videos/asco20-virtual-scientific-program/leora-horn-on-thoracic-cancer-and-covid-19/, Abruf am 17. Juni 2020
[5] Horn L. Researcher comment: The TERAVOLT findings, ASCO 2020, https://oncology.medicinematters.com/asco-2020/covid-19/teravolt-registry-horn-thoracic/18049758, Abruf am 17. Juni 2020
[6] ASCO meeting library, Informationen des ASCO Customer Service, https://meetinglibrary.asco.org/browse-meetings/2020%20ASCO%20Virtual%20Scientific%20Program
[7] ASCO 2020 – wichtig zu wissen, Informationen der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V., www.dgho.de/aktuelles/news/news/2020/asco-2020-wichtig-zu-wissen, Abruf am 17. Juni 2020
[8] ASCO Annual meeting 2020 – Wissen virtuell erleben, Informationen des Onko Internetportals, www.krebsgesellschaft.de/onko-internetportal/kongresse/asco-annual-meeting/asco-annual-meeting-2020.html, Abruf am 17. Juni 2020
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