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Pandemie Spezial
Cortison trotz(t) Corona
Apothekerin Dr. Verena Stahl über Tipps für Asthmatiker während der Pandemie
Wie diesen Patienten geholfen werden kann, erklärte Apothekerin Dr. Verena Stahl in einem von der Medizinischen Monatsschrift für Pharmazeuten (MMP) veranstalteten Online-Seminar am 6. Mai 2020. Anhand praktischer Beispiele gab sie Tipps, wie man in der Beratung eine vertrauensvolle Atmosphäre aufbauen kann, die den Patienten ihre möglichen Ängste nimmt. Mithilfe offener „W“-Fragen, z. B. „Wie gut ist Ihr Asthma momentan kontrolliert?“ oder „Was macht Ihnen aktuell bezüglich Ihrer Erkrankung Sorgen?“ erfährt man den Zustand und die Adhärenz der Patienten und kann so nötige Hilfe leisten. Ängste plagen in diesen Tagen nicht nur Patienten mit Vorerkrankungen. Viele Menschen haben in den letzten Monaten eine zunehmende psychische Belastung erfahren müssen. In der Apotheke kann man die Kunden auf die Möglichkeit der Telefonseelsorge hinweisen und entsprechende Flyer mit Kontaktdaten auslegen.
Patienten sollten dazu ermutigt werden, ein Asthma-Tagebuch einzurichten oder weiterzuführen. Dies unterstützt die Patienten sowie Ärzte und Apotheker, die Erkrankung besser kontrollieren zu können. In der Apotheke können die Tagebücher ausgehändigt werden. Mittlerweile stehen für solche Tagebücher auch zahlreiche, leicht zu bedienende Apps zur Verfügung. Doch diese werden selbst von Smartphone-affinen Patienten nur selten genutzt, so Stahl. Hier eignet sich eine direkte Empfehlung. Aus der Flut der Angebote für entsprechende Apps verwies Stahl auf die App von breazy-health.com, zu deren Partnernetzwerk auch die Deutsche Atemwegsliga zählt. Bei dieser App werden fortlaufend Daten zum Pollenflug und zur Feinstaubbelastung des Standortes aktualisiert. Die App, die der Patient permanent bei sich hätte, könnte ihn noch über die bequeme Tagebuch-Führung hinaus unterstützen. Klagen Patienten über eine sehr schlechte Asthmakontrolle, soll trotz der gegenwärtigen Lage ein Arztbesuch dringend angeraten werden.
Bessere Kontrolle
Stahl betonte, dass die Anwendung von inhalativen Glucocorticoiden keine Immunsuppression nach sich zieht, da diese nur in vernachlässigbaren Mengen in den systemischen Blutkreislauf gelangen. Im Gegenteil: Sie schützen sogar. Um das den Patienten zu vermitteln, schlug Stahl bildhafte Erläuterungen vor wie: „Ihre Arzneimittel zur Langzeitanwendung wirken wie ein ‚Schutzschild‘ für die Lunge und helfen ihr, Viren abzuwehren.“
Werden Glucocorticoide jedoch oral angewendet, können eine Immunsupression und ein ungünstiger Krankheitsverlauf von COVID-19 die Folge sein. Die orale Anwendung ist immer noch eine Therapieoption bei schwersten Erkrankungsformen des Asthmas. Allerdings zeigen Untersuchungen, dass ca. 30% dieser Asthmatiker orale Glucocorticoide in zu hoher Dosierung einnehmen. In Absprache mit dem behandelnden Arzt sind bei vielen Patienten Einsparungen möglich, wenn eine hohe Adhärenz bei der inhalativen Begleitmedikation sichergestellt werden kann (siehe auch Bruhn C. Blutdrucktreibendes Cortison, DAZ 2020, Nr. 20, S. 46). Unabhängig von pandemischen Situationen haben Apotheker bei der Behandlung von Asthmatikern einen enormen Einfluss auf den Therapieerfolg. Zu einer genauso fordernden wie wichtigen Aufgabe wird es, die Sorgen der Menschen durch eine gute pharmazeutische Betreuung zu lindern. Das Online-Seminar von Dr. Verena Stahl lieferte zahlreiche Anregungen, um verunsicherte Patienten zu unterstützen. Ein Blick in die aktuelle Studienlage und eine Rückbesinnung auf altes Wissen genügen meist, um Asthmatikern in der Apotheke optimal zur Seite stehen zu können.
Für MMP-Abonnenten sind die Aufzeichnungen der Online-Seminare jederzeit abrufbar. Um das Video trotzdem ansehen zu können, kann ein kostenloses Probe-Abo über drei Monate abgeschlossen werden. Live sind die Online-Seminare für alle Leser der Deutschen Apotheker Zeitung zugänglich. Beim nächsten MMP-Online-Seminar am 16. Juni 2020 wird Dr. Dirk Keiner zum Thema Eisensupplementation referieren. |
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