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Apotheker wollen mitreden
DAZ-Interview mit ABDA-Vizepräsident Mathias Arnold über ein Jahr Perspektivpapier
DAZ: Die ABDA hat die inhaltliche Arbeit zur Umsetzung des Perspektivpapiers in sieben Handlungsfelder gegliedert. In welchen dieser Handlungsfelder haben die Apotheker nach Ihrer Auffassung inzwischen wesentliche Fortschritte erzielt und worin bestehen diese?
Arnold: Wir arbeiten auf allen Handlungsfeldern, um die Vision des Perspektivpapiers voranzubringen. Man muss sich das wie ein Mosaik vorstellen, bei dem viele einzelne Steine das Gesamtbild ausmachen. Im ersten Handlungsfeld „neue und bessere Leistungen“ ist zum Beispiel das Projekt ARMIN ein solcher Mosaikstein. Hier sind wir in den letzten Monaten ein gutes Stück vorangekommen. Im Handlungsfeld „Qualifikation“ ist eine Fortbildung im Bereich Medikationsanalyse konzipiert worden, und die Bundesapothekerkammer startet zurzeit gerade einen Prozess zur Überarbeitung und Kommentierung des Berufsbildes. Es soll eine Basis bieten, auf der man den Bedarf für Änderungen an der Approbationsordnung diskutieren kann. Solche Mosaiksteine kann man für alle Handlungsfelder aufzählen. Nicht überall steht aber die Implementierung von Neuerungen im Vordergrund. Im Handlungsfeld „Freiberuflichkeit“ zum Beispiel geht es eher darum, Bewährtes zu bewahren, die Preisbindung für Rx beziehungsweise das Fremd- und Mehrbesitzverbot gegen Deregulierungsbestrebungen aus Brüssel zu verteidigen. Das ist nicht so sexy wie ein neues Projekt, aber allemal genauso wichtig.
DAZ: Die ABDA hat das Perspektivpapier diversen Partnern im Gesundheitswesen präsentiert. Wie bewertet die ABDA die bisherigen Reaktionen dieser Partner auf das Perspektivpapier?
Arnold: Die Politik war sehr interessiert, hat positiv reagiert und ist in die Diskussion mit uns eingestiegen. Die Botschaft ist angekommen, dass die Apothekerschaft ihren Platz im heilberuflichen Netzwerk beansprucht und zur Lösung der Probleme in Gesundheitswesen und Gesellschaft beitragen will. Auch bei den anderen Heilberufen ist das Perspektivpapier aufmerksam registriert worden. Bei der verfassten Ärzteschaft gab und gibt es aber immer noch Befürchtungen, damit wolle die Apothekerschaft Kompetenzen aus der ambulanten ärztlichen Versorgung in die Apotheke abziehen. Das stimmt aber nicht, und wir arbeiten daran, dass das auch verstanden wird. Im persönlichen Verhältnis zwischen Apotheker und Arzt vor Ort klappt die Zusammenarbeit – siehe ARMIN – ja schon heute oft sehr gut.
DAZ: Wie soll die Umsetzung des Perspektivpapiers weitergehen?
Arnold: Die sieben Handlungsfelder werden als Arbeitsraster bleiben. Dazu tritt seit Mitte des Jahres ein Querschnittsthema, das alle Handlungsfelder betrifft: Digitalisierung und E-Health. Die ABDA hat eine Arbeitsgruppe IT-Strategie gegründet, die sich damit befasst, wie die Digitalisierung die Arbeit in der Apotheke verändert und welche Grundsätze für uns in einem digitalen Gesundheitswesen gelten sollen. Auch die Überlegungen zum Aufbau eines IT-Netzes gehören dazu.
DAZ: Warum soll jeder Heilberuf ein eigenes Netz haben? Geht es nicht gerade darum, die verschiedenen Berufsgruppen zusammenzubringen?
Arnold: Natürlich brauchen wir eine Gesamtinfrastruktur, deren Teile interoperabel sind und Daten austauschen können. Sonst bleibt auch ein funktionierendes heilberufliches Netzwerk ein Wunschtraum. Die Regeln für die Gesamtinfrastruktur festzulegen, ist Aufgabe der gematik. Aber genauso wie die Ärzte ihr KV-Safenet für bestimmte arztspezifische Aufgaben haben, brauchen wir ein IT-Netz, das auf unsere apothekenspezifischen Bedürfnisse ausgelegt ist, zum Beispiel bei Abrechnungsfragen. Außerdem können diejenigen Akteure, die eigene Netzstrukturen einbringen, auch bei Entscheidungen über die Weiterentwicklung der Telematikinfrastruktur in der gematik besser mitreden. Und mitreden werden wir.
DAZ: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Arnold. |
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