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Budget nicht ausgeschöpft
Schweizer Apotheker halten sich in Sachen Polymedikations-Check zurück
Bei der Tagung des Bundesverbandes der klinik- und heimversorgenden Apotheker (BVKA) am 23. Februar 2015 in Düsseldorf erläuterte Prof. Dr. Kurt Hersberger – Apothekenleiter und Professor und Leiter der Pharmaceutical Care Research Group am Pharmazentrum der Universität Basel – nähere Einzelheiten zu dem Service-Angebot. In der Schweiz kann ein PMC von allen Apothekern, die dem entsprechenden Tarifvertrag mit der Kasse beitreten, angeboten werden. Ein Check wird mit 48,60 Schweizer Franken inkl. MWSt. honoriert.
Der PMC ist vorwiegend auf Compliance fokussiert. In einem Gespräch mit dem Patienten – möglichst in einem separaten Beratungszimmer – eruiert der Apotheker, ob der Patient weiß, wie und weshalb er ein Medikament einnehmen muss und ob er Probleme mit der Handhabung hat. Zusätzlich zu diesen subjektiven Informationen fließen objektive wie das Medikationsprofil und soweit verfügbar, Laborergebnisse mit in die Erhebung ein. Nach Analyse und Interpretation der Informationen werden Ziele und Maßnahmen festgelegt („plan“), der Patient wird instruiert und soll die Empfehlungen umsetzen („do“). Danach wird überprüft, was die Maßnahmen bewirkt haben („check“), und es werden gegebenenfalls Anpassungen vorgenommen („act“). So ergibt sich ein fortlaufender Kreislauf, in dem die Medikation einem ständigen Monitoring unterworfen wird. Auf ihrer Webseite veranschlagt die Dachorganisation der Schweizer Apotheker, PharmaSuisse, den Zeitaufwand für einen PMC durch den Apotheker mit 15 bis 25 Minuten.
Um das Projekt zu fördern, stellt der Verband umfangreiches Material für Patienten und das Apothekenteam bereit (www.pharmasuisse.org).
Trotz all dieser Bemühungen kommt der Service in den Apotheken laut Hersberger nicht recht in Gang. Er vermutet, dass viele sich die Dienstleistung nicht zutrauen oder in der Praxis einfach keine Zeit dafür haben.
Hersberger hat mit seinem Team eine randomisierte klinische Studie zum Nutzen des PMC in der Schweiz durchgeführt. Einbezogen waren 450 Patienten, die über 70 Apotheken in drei Regionen rekrutiert wurden und zwei Gruppen mit oder ohne Polymedikations-Check zugeordnet wurden. Im Schnitt brauchten die Apotheker für einen PMC 31 Minuten, bei durchschnittlich neun Einzelmedikamenten. Die drop-out-Rate lag über allen bei lediglich 17,3 Prozent, was er als sehr positiv bewertet. Sie war bei Patienten und Apothekern fast gleich. „Die Patienten waren begeistert.“ Sagt er. Im Ergebnis war die Adhärenz als primärer Zielparameter in beiden Gruppen hoch und ohne großen Unterschied. Die Studie soll demnächst veröffentlicht werden. Aller Voraussicht nach wird sie jedoch keinen signifikanten Effekt des PMC berichten können, befürchtet Hersberger. Auch die allgemeine Datenlage zeigt nach seinen Recherchen insgesamt bisher keinen überzeugenden Nutzen des Medikationsmanagements. Er reklamiert angesichts dessen nicht nur mehr, sondern auch anspruchsvollere Untersuchungen, in Form von „harten“ Phase-III-Prüfungen. Für Hersberger führt hieran kein Weg vorbei, wenn man akzeptable Evidenz schaffen will. Außerdem rät er dazu, die Forschung mehr auf risikobehaftete Patienten, Situationen und Arzneimittel zu fokussieren, weil dann die Effekte stärker zutage treten. |
Polymedikations-Check in der Schweiz
Bedingungen für die Vergütung durch die Krankenkasse
1. Patienten mit mindestens vier unterschiedlichen Arzneimittel-Spezialitäten gleichzeitig über längere Zeit (mind. drei Monate) auf ärztliche Verordnung
2. Elemente
- Instruktion des Patienten über seine gesamte Medikation
- Erstellung eines schriftlichen Protokolls zusammen mit dem Patienten, inklusive Dosierung, Einnahmefrequenz und wichtigen Empfehlungen für jedes Medikament
- Prüfung und Dokumentation der Motivation, Eindrücke und Schwierigkeiten des Patienten für jedes einzelne Medikament
- Aufklärung über mögliche Neben- und Wechselwirkungen
- Formulierung von Compliance-Zielen für den Patienten und Protokollierung dieser Ziele, Unterzeichnung des Protokolls durch Patient und Apotheker als Bestätigung der erbrachten Leistung
- Kopie des Protokolls an den Patienten
- ggf. Einsatz eines Wochen-Dosiersystems für maximal 3 Monate (gesonderte Dienstleistung)
3. Abrechnung eines PMC maximal alle 6 Monate, d. h. zweimal pro Jahr
4. Die Leistung muss durch einen Apotheker erbracht werden.
Quelle: nach Tarifvertrag LOA IV, Anhang I: Tarifstruktur
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