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"Kostenlos sollten wir nichts mehr erbringen!"

Medikationsmanagement im Mittelpunkt

Die Diskussion um ein neues Leitbild für Apotheker, die Frage, wie gehen wir mit der Ressource Apotheker in Zukunft um, wird zunehmend intensiver geführt. Auch der Bayerische Apothekertag 2013 beschäftigte sich mit dieser Frage und hat die optimale Patientenbetreuung und das Medikationsmanagement in den Mittelpunkt seines Fortbildungsteils gestellt.

Vorträge und Workshops widmeten sich neben dem Medikationsmanagement Fragen der Polypharmazie (Prof. Dr. Roland Radziwill, Fulda) und der Arzneimitteltherapie bei Infektionen (Dr. Matthias Fellhauer, Villingen-Schwenningen, Jürgen Baumann, Ruit), im Säuglings- und Kindesalter (Prof. Dr. Stefanie Läer, Düsseldorf), in Schwangerschaft und Stillzeit (Dr. Wolfgang Paulus, Ravensburg) sowie bei Ulkus und Reflux (Dr. Dorothea Strobach, München).

Medikationsmanager BA KlinPharm

Dr. Frank Dörje, Erlangen, und Ulrich Koczian, PharmD, Augsburg, stellten den "Medikationsmanager BA KlinPharm" vor, eine Weiterbildungsmöglichkeit für alle Apotheker, die erfolgreich die Weiterbildungen "Geriatrische Pharmazie" und "Klinische Pharmazie" abgeschlossen haben. Es handelt sich dabei um ein multimediales Konzept, bei dem die Grundlagen zur Etablierung eines Medikationsmanagementsystems für Patienten in der Praxis in enger Zusammenarbeit mit Ärzten und Pflegekräften vermittelt werden (nähere Informationen unter www.ba-klinpharm.de).

Prof. Dr. Martin Schulz hielt die Lesmüller-Vorlesung im Rahmen des Bayerischen Apothekertags 2013 Foto: ABDA

Eine Aufgabe für Apotheker der Apotheke

Prof. Dr. Martin Schulz, Geschäftsführer des ABDA-Geschäftsbereichs Arzneimittel, hatte die Ehre, die Lesmüller-Vorlesung im Rahmen des diesjährigen Bayerischen Apothekertags zu dem Thema "Optimierung der Arzneimitteltherapiesicherheit und Therapietreue durch das Medikationsmanagement" zu halten. Er stellte die Bedeutung der Complianceförderung heraus und ging auf die Anforderungen an die Apotheker ein, die sich durch die Aufnahme des Medikationsmanagements als neue pharmazeutische Tätigkeit in die neue Apothekenbetriebsordnung ergeben. Dort ist das Medikationsmanagement als Tätigkeit definiert, mit der die gesamte Medikation des Patienten, einschließlich der Selbstmedikation, wiederholt analysiert wird mit den Zielen, die Arzneimitteltherapiesicherheit und die Therapietreue zu verbessern, indem arzneimittelbezogene Probleme erkannt und gelöst werden. Schulz betonte, dass in der Apothekenbetriebsordnung ganz klar geregelt ist, dass die Bewertung der Analyse und die Beratung im Rahmen eines Medikationsmanagements durch einen Apotheker der Apotheke erfolgen muss. Diese Aufgabe kann nicht an irgendeinen Apotheker delegiert werden, er muss Leiter oder Angestellter der Apotheke sein.

Honorierung erforderlich

Für die Umsetzung des Medikationsmanagements gibt es verschiedene Konzepte. Exemplarisch nannte Schulz unter anderem das ABDA-KBV-Modell und das Konzept des AMTS-Managers der Apothekerkammer Westfalen Lippe. Für Schulz war auch klar, dass diese neue Tätigkeit honoriert werden muss. "Kostenlos sollten wir nichts mehr erbringen!" Dazu sei ein Konzept notwendig und die Effizienz müsse nachgewiesen werden. Dann müsse das Ganze aber in einen Vertrag münden, in dem dann auch die Honorierungsfrage geklärt wird. Und zwar auf der Basis einer Vollkostenrechnung, so dass niemand Angst vor ökonomischen Einbußen durch diese Tätigkeit haben muss.

Werbung für Pharm-CHF

Zudem hatte Schulz beim Bayerischen Apothekertag noch einmal Gelegenheit, die Pharm-CHF-Studie( Pharmacy-based interdisciplinary Program for Patients with Chronic Heart Failure) vorzustellen und für die Teilnahme daran zu werben. PHARM-CHF ist eine randomisierte, kontrollierte Studie, in der der Effekt eines apothekenbasierten, interdisziplinären Programms bei Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz untersucht wird. Schulz verwies darauf, dass es sich um die bislang größte von Ärzten und Apothekern gemeinsam durchgeführte Studie handelt. Ziel der apothekerlichen Interventionen ist die Verbesserung der Einnahmetreue. Pharm-CHF soll eine Antwort auf die Frage geben, ob sich durch die Interventionen des Apothekers die Prognose der Patienten verbessert. Primärer kombinierter Endpunkt sind die Anzahl der kardiovaskulär bedingten Todesfälle und die Zahl ungeplanter Krankenhauseinweisungen (weitere Informationen unter www.pharm-chf.de).


du

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