Aus den Ländern

Auf dem Weg zur optimalen Patientenbetreuung

Die Wegweiser auf dem 47. Bayerischen Apothekertag, der vom 3. bis 5. Mai in der oberfränkischen Stadt Bamberg stattfand, zeigten deutlich in Richtung Medikationsmanagement und optimale Patientenbetreuung. Angefangen bei der berufspolitischen Diskussion bis hin zu den zahlreichen Fortbildungsvorträgen und Seminaren drehte sich alles um die Zukunftsfrage für die Apotheke: Wie können Patienten noch besser versorgt werden. Aber auch der interkollegiale Gedankenaustausch kam nicht zu kurz. Ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm, das Tradition bei den Bayerischen Apothekertagen hat, bot den rund 450 Teilnehmern Gelegenheit dazu.
Altes Rathaus von Bamberg auf der alten Brücke über die Regnitz.
Foto: DAZ/diz

Grußworte zum Bayerischen Apothekertag überbrachten neben dem Oberbürgermeister der Stadt Bamberg auch der Bayerische Staatsminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Dr. Wolfgang Heubisch, sowie die Ministerialdirigentin im Bayerischen Staatsministerium für Umwelt und Gesundheit, Gabriele Hörl, die in Vertretung des bayerischen Gesundheitsministers Dr. Marcel Huber gekommen war. Heubisch hob in seiner Ansprache auf die Freien Berufe als das Rückgrat der sozialen Marktwirtschaft ab. Die Freien Berufe bilden zusammen mit dem Kammersystem ein Bollwerk dagegen, dass Hand an die Versorgungswerke gelegt wird. Heubisch wörtlich: "Die Freien Berufe haben seit 90 Jahren eine Altersvorsorge für sich aufgebaut – das soll auch so bleiben."

Gabriele Hörl überbrachte die Grüße des bayerischen Gesundheitsministers Huber, der aus terminlichen Gründen absagen musste. Die Apotheke solle auch weiterhin der Arzneimittelversorgung der Bevölkerung den Vorrang geben und sich nicht in Richtung Drogerie entwickeln; damit verlöre sie ihre Identität und setzte ihre Existenzberechtigung aufs Spiel. Sie unterstrich, dass der Apotheker für seine Arbeit ein auskömmliches Honorar benötige. Die erfolgte Aufstockung auf 8,35 Euro begrüßte sie, "aber das reicht nicht aus", so die Ministerialdirigentin. Auch der bayerische Gesundheitsminister habe sich für eine gerechte Honorierung eingesetzt genauso, wie er die Einführung der Apothekennotdienstpauschale begrüße. Kritische Töne in Richtung Krankenkassen und Kassenabschlag: Die Selbstverwaltung dürfe sich nicht zu einer "Schiedsverwaltung" oder gar "Klageverwaltung" entwickeln. Ein Verhandlungsergebnis oder gar ein Schiedsspruch müsse auch anerkannt werden.

Dr. Hans-Peter Hubmann , 1. Vorsitzender des Bayerischen Apothekerverbands, bedauert, dass Bayern als Modellregion beim ABDA-KBV-Modell nicht dabei ist. Foto: Kathrin Runge, BLAK

Honorar regelmäßig anpassen!

Der 1. Vorsitzende des Bayerischen Apothekerverbands, Dr. Hans-Peter Hubmann, warf einen Blick auf die gesundheitspolitische Lage und die Forderungen der Apothekerinnen und Apotheker an die Politik. Das AMNOG mit seinen wirtschaftlich einschneidenden Veränderungen führte dazu, dass in Bayern seit 2010 fast 100 Apotheken weniger zur Versorgung zur Verfügung stehen. Besonders betroffen davon sind die ländlichen Regionen, beispielsweise Franken. Das Absinken des Rohertrags, ausgelöst durch den erhöhten Kassenabschlag auf 2,05 Euro und die verschlechterten Konditionen beim Großhandel, versuchten viele Apotheken durch Einsparungen bei den Personalkosten zu kompensieren. Die Beschäftigtenzahl sei aber nicht gesunken, allerdings nahm die Zahl der Teilzeitkräfte zu. Ausbildungsplätze, beispielsweise für PKA, hätten allerdings deutlich abgenommen. Hubmann befürchtet, dass hier in absehbarer Zeit Nachwuchsprobleme entstehen. "Hier sind wir an einem Tiefpunkt angekommen, ein weiteres Weniger an Mitarbeitern ist nicht mehr möglich", so der Verbandsvorsitzende.

Die erfolgte Anhebung des Apothekenhonorars um 25 Cent pro Arzneimittelpackung beklagte Hubmann als zu gering, aber es sei der erste Schritt in die richtige Richtung gewesen. Beim Kassenabschlag sieht die Politik eindeutig 1,75 Euro als Ausgangsbasis der anstehenden Verhandlungen, während die Kassen das zeitlich begrenzte Sonderopfer, die Erhöhung auf 2,05 Euro, in ein Daueropfer umwandeln möchten. Der Schiedsstellenleiter Dr. Rainer Hess strebe eine große Lösung an, bei der die früheren noch offenen Fälle aus den Jahren 2009 und 2010 mit dem Abschlag für 2013 und 2014 einvernehmlich von den Verhandlungspartnern geregelt werden sollen.

Hubmann forderte die AOK Bayern auf, ihren Einfluss im GKV-Spitzenverband geltend zu machen, um beim Kassenabschlag zu einer gerechten Lösung zu kommen.

Der Verbandsvorsitzende versprach, der BAV werde sich weiterhin darum bemühen, eine weitere Anpassung des Honorars in regelmäßigen Abständen zu erreichen. "Ein Budgetdenken durch Einrechnen des Mehrertrags aufgrund der Abgabe von mehr Packungen lehnen wir ab", so Hubmann, "Einfrieren des Ertrages auf dem Niveau 2004 mit dieser Berechnungsmethode ist zutiefst leistungsfeindlich!"

Als weiteres Ziel nannte er die Umsetzung des ABDA-KBV-Konzeptes. Er bedauerte, dass Bayern als Modellregion leider nicht dabei sei, "da die bayerische KV nicht wollte", so Hubmann. Es gebe aufgrund des Widerstands eines Teils der Ärzte "nicht unerhebliche Schwierigkeiten". Hubmann appellierte daher an den Präsidenten der Bayerischen Ärztekammer, Dr. Max Kaplan, überholtes Konkurrenzdenken aufzugeben für eine gemeinsame und bessere Patientenversorgung.

Thomas Benkert , Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer, sieht es positiv, dass mit der Notdienstpauschale erstmals eine Vergütung losgelöst vom Arzneimittel bezahlt werde. Foto: Kathrin Runge, BLAK

Notdienstpauschale auf gutem Weg

Die von der Politik zugesagte Notdienstpauschale, die gerade für Landapotheken zum Teil überlebensnotwendig ist, befinde sich auf einem guten Weg, wie Thomas Benkert, Präsident der Bayerischen Landesapothekerkammer herausstellte. Benkert dankte den bayerischen Gesundheitspolitikern Huber und Singhammer für ihren Einsatz um die Notdienstpauschale. Allerdings, es gibt auch Wermutstropfen: 70 Mio. Euro der zugesagten Pauschale sind für dieses Jahr bereits verloren, da das Gesetz voraussichtlich erst im August in Kraft tritt. Und noch ist nicht geklärt, ob für die ausgezahlte Pauschale Mehrwertsteuer anfällt.

Als positiv sieht Benkert dagegen, dass mit der Notdienstpauschale eine Vergütung losgelöst vom Arzneimittel bezahlt werde. Dies lässt die Hoffnung keimen auf ein Honorar für apothekerliche Leistungen wie Medikationsmanagement, Prävention oder Ernährungsberatung. Gerade das Medikationsmanagement, das der Verordnungsgeber in der neuen Apothekenbetriebsordnung fixiert hat, wird nur durch eine zusätzliche Honorierung möglich sein.

Dass mit dem Medikationsmanagement der Patient stärker in den Mittelpunkt gestellt werde, begrüßte Benkert. Dementsprechend habe man die Fortbildung des Bayerischen Apothekertags auf Themen rund um die Versorgung und Betreuung multimorbider Patienten, auch im interdisziplinären Team, ausgerichtet. Jetzt müsse allerdings geklärt werden, wie diese Leistungen honoriert werden und welche Vorstellungen Ärzte und die Politik hierzu haben.


diz

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